Späte Familie
erst angerufen und uns eingeladen, und er schwenkt das Handy, wie zum Beweis seiner Worte, wenn wir allein wären, hätte ich nicht zugesagt, fügt er hinzu, aber für die Kinder ist es doch schön. Was willst du mir damit sagen, tut es dir so sehr Leid wie mir, dass wir nicht allein sind, sehnst du dich so sehr wie ich nach Nähe, aber eine Maske heuchlerischer Väterlichkeit verbirgt sein Gesicht.
Meine Tasche ist gepackt, Papa, verkündet Maja und setzt sich stolz und trotzig auf das Ledersofa, und ich höre seine Stimme aus dem Schlafzimmer, schön, dann hilf doch Jotam, und sie stöÃt einen Seufzer aus, ich habe keine Lust, ich bin müde, und ich gehe hinüber zu ihm, bleibe in der Schlafzimmertür stehen und frage, fahrt ihr jetzt schon? Ja, sagt er, kommst du mit? Und ich frage, willst du, dass ich mitkomme? Nur wenn du Lust hast, antwortet er vorsichtig,ich kann dich nicht zwingen. Oded, sei ehrlich, sage ich, willst du, dass ich mitkomme oder nicht? Und er richtet sich seufzend von der Schublade mit den Strümpfen auf und sagt, es hängt davon ab, wer das Ich ist, in dessen Namen du sprichst, wenn du verkrampft und enttäuscht und dauernd beleidigt bist, ist es wohl sinnlos, doch wenn du gern mitfährst und versuchst, diesen Ausflug zu genieÃen, obwohl er nicht das ist, was du gewollt hast, dann würde ich mich freuen.
Wie nett von dir, die Entscheidung mir zu überlassen, aber betrachten wir es doch mal umgekehrt, wenn du feindselig gegen mich bist und mich ignorierst und dich nur um deine Kinder kümmerst wie eine Entenmutter, dann bleibe ich hier, und wenn du bereit bist, auch an mich zu denken und mit mir zu sprechen, so wie früher, dann komme ich gern mit, und er betrachtet mich mit zusammengekniffenen Augen, und mir ist, als hätte er mich die ganze Woche über nicht ein einziges Mal direkt angeschaut, und er sagt, wir werden zu einem passenden Zeitpunkt darüber sprechen, Ella, ich sehe das alles etwas anders als du, aber jetzt bitte ich dich, eine Entscheidung zu treffen, ich möchte gleich los, bevor es zu viel Verkehr gibt. Ich finde es schade, ohne Gili zu fahren, vielleicht fahren wir erst nächste Woche, wenn er zu Hause ist, und er unterbricht mich ungeduldig, Ella, wir sind für heute eingeladen und wir fahren heute, also kommst du mit oder nicht? Ich weià nicht, murmle ich, meine schwankende Stimme verrät meine Not, was geschieht plötzlich mit mir, so viele schwere Entscheidungen habe ich in den letzten Monaten getroffen, und jetzt fehlt mir selbst bei diesen alltäglichen Angelegenheiten der Mut.
Ich bleibe hier, sage ich schlieÃlich, als er im Kühlschrank den Proviant für unterwegs zusammensucht, alles, was ich voller Euphorie für unser Wochenende gekauft habe, Weinund Käse, frisches Roggenbrot, Ãpfel und Bananen, Zimtkuchen, und er presst die Kiefer zusammen, wie du willst, sagt er mit verschlossenem Gesicht und fügt hinzu, ich habe meine Lektion schon gelernt, ich werde dich nie mehr zu etwas zwingen, dann kannst du mir hinterher auch nichts vorwerfen. Schnell stopft er die Lebensmittel in Tüten, leert den Kühlschrank, als hätten sie eine lange Fahrt vor sich, beeilt euch, treibt er seine Kinder an, während er sich den Mantel anzieht, schaut nach, ob ihr nichts vergessen habt, und sie stellen sich neben ihn, winken mir spöttisch zum Abschied zu, als wären sie schon weit entfernt, doch als sie drauÃen sind, springen sie leichtfüÃig die Stufen hinunter, die Rucksäcke über den Schultern, wie unwiderstehlich ist der Anblick einer Familie, die etwas vorhat, wechselnde Landschaften, die am Fenster vorbeiziehen, gemeinsame Pläne, Abenteuer. Was wirst du hier allein tun, zwei ganze Tage, dafür bist du doch nicht zu ihm gezogen, warum versuchst du nicht, dich einzufügen, flexibel zu sein, ihm zu beweisen, dass du bei ihm bist, trotz der Probleme, dass du seine Freunde kennen lernen und ihm mit den Kindern helfen willst, vielleicht ist gerade das die Chance, ihnen näher zu kommen, wenn Gili nicht dabei ist und dich daran hindert, sie so zu sehen, wie sie sind, schlieÃlich sind sie doch nicht schuld, er vielleicht auch nicht, was hätte er überhaupt tun sollen, er sorgt sich genauso um seine Kinder wie du dich um deines, und ich schreie ihnen nach, wartet, ich komme mit.
Unwille zeigt sich auf Majas Gesicht, als sie sich mir zuwendet, aber sie sagt
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