Späte Familie
hervorstehenden Zähne, er lässt den Blick prüfend durch das Wohnzimmer schweifen, spöttisch, als wäre alles, was ich seit unserem letzten Treffen erlebt habe, an den Sesseln und dem Sofa abzulesen und läge offen vor ihm. Sein Blick wandert zu meinen nackten Oberschenkeln, nicht schlecht, verkündet er, wenn jemand kleine GröÃen mag, vielleicht findest du doch noch einen anderen, und ich zwinge mich zu einem kühlen Ton, was willst du hier, Gabi, ich erinnere mich nicht, dich eingeladen zu haben, er schwenkt einen mir nur zu gut bekannten Schlüssel, der wie ein gestohlenes Schmuckstück zwischen seinen Fingern aufblitzt, es ist in Ordnung, SüÃe, du brauchst mich gar nicht einzuladen, Amnon hat mir den Schlüssel gegeben, und ich versuche, ihn ihm aus der Hand zu reiÃen, gib mir den Schlüssel, er gehört mir, und er sagt, beruhige dich, ich bin in Amnons Auftrag hier, diese Wohnung gehört auch ihm,ich habe den Vertrag für euch gemacht, als ihr sie gekauft habt, erinnerst du dich?
Sie gehört auch ihm, aber dir ganz bestimmt nicht, sage ich, was suchst du hier? Er antwortet genüsslich, Amnon hat mich gebeten, dass ich ihm ein paar Sachen hole, würdest du mir beim Suchen helfen, oder muss ich sie allein finden, und ich sage, hau ab hier, Gabi, wenn er etwas haben will, soll er selbst kommen, und er grinst, was ist los, SüÃe, hast du Sehnsucht nach ihm? So schnell?
Ganz bestimmt nicht, sage ich, ich würde aber lieber ihn sehen als dich, und er ignoriert mich und stolziert geckenhaft zum Schlafzimmer und öffnet die Schranktüren weit, er braucht ein paar Pullover und lange Hosen, es wird abends schon kühl, erklärt er, wo hebst du denn die Wintersachen auf? Hier? Seine blassen Bürohände wühlen begierig in der Schublade mit meiner Unterwäsche, du brauchst neue Garderobe, Ellinka, verkündet er mit gespieltem Mitleid, es ist mir nicht angenehm, aber ich muss dir sagen, dass du ein bisschen investieren musst, man wird sich sonst nicht mal nach dir umsehen, wenn du so etwas anhast, er wedelt mit einer verblichenen grünen Unterhose vor meinem Gesicht herum, und ich fühle schon, wie sich die Röte auf meinen Wangen ausbreitet, als hätte mich jemand geschlagen, verschwinde, du Perversling, lass deine Finger von meinem Schrank, aber er wühlt weiter, ich habe dich gebeten, mir zu helfen, sagt er, zieht einen grauen Büstenhalter aus dem Fach und lässt ihn hin und her baumeln, aber ich muss wohl allein zurechtkommen.
Hau ab, dränge ich ihn, verlass dieses Zimmer, ich bring dir alles, und er sagt, kein Problem, ich warte im Wohnzimmer, er zieht einen zerknitterten gelben Zettel hervor, einen von denen, die ich manchmal in Amnons Taschen fand, mit seiner krakeligen, nach rechts unten verlaufenden Schrift,zwei Pullover, Jeans, Kordhose, Jackett, eine Piquédecke, ich werfe alles auf das Sofa, auf dem er vergnügt und zufrieden sitzt, nimm die Sachen und hau ab, und wenn du noch einmal herkommst, wechsle ich das Schloss aus.
Glaub mir, das ist für mich auch kein Vergnügen, sagt er, es gibt Dinge, die mir mehr Spaà machen, als dich zu sehen, aber du weiÃt, dass für mich Freundschaft wichtiger ist als alles andere, Amnon lernt das erst jetzt richtig zu schätzen, sagt er, gib mir eine Tüte, oder soll ich mir selbst eine suchen? Ich ziehe eine Tüte aus der Schublade und halte sie ihm hin, also, wo ist er, ist er hier in der Stadt? Ich versuche gleichgültig zu klingen, und zu meinem Erstaunen erhalte ich sogar eine Antwort, ja, er ist nicht weit von hier, soll ich ihm etwas ausrichten?
Richte ihm aus, dass er einen Sohn hat, zische ich, Gili braucht ihn, er soll sich bald sehen lassen, und er sagt, mach dir keine Sorgen, ich kümmere mich darum, seine Stimme ist ungewohnt sanft, und ich sehe, dass sein Blick unruhig über meinen Körper gleitet, auf seinem breiten sommersprossigen Gesicht liegt ein Lächeln, sein Blick ist mir bekannt, nicht aber die Bewegungen, die ihn begleiten, denn mit einer Hand drängt er mich an die Tür, zieht mir mit den Fingern der anderen den dünnen Träger des Kleides herunter und entblöÃt eine Brust. Nicht schlecht, sagt er, du hast Brüste wie ein junges Mädchen, ich versuche ihn wegzuschieben, entsetzt über seine Dreistigkeit, Gabi, bist du verrückt geworden, nimm deine Hände weg, aber er lässt meine Schultern nicht
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