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Späte Heimkehr

Späte Heimkehr

Titel: Späte Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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das ist alles. Wir sind uns überhaupt nichts schuldig. Ich weiß schon, mit wem ich meine Zeit verbringen will.«
    »Barney, das kann nicht dein Ernst sein!« Aber als sie ihm ins Gesicht sah, wurde ihr klar, dass er es todernst meinte. »Du kannst ja von mir aus gerne herumflirten. Aber dann sei bitte wenigstens diskret. Und wenn du wirklich mit einer anderen ausgehen willst – ich meine, einer anderen als mir –, dann solltest du wenigstens den Anstand haben, dir jemanden aus deinen eigenen Kreisen zu suchen. Natürlich sind alle davon ausgegangen, dass du und ich …«
    »Shannon, ich gehe aus, mit wem ich will. Und du solltest dasselbe tun«, unterbrach Barney sie.
    Shannon konnte nicht länger an sich halten.
    »Aber sie ist ein Niemand! Die Tochter eines irischen Scherers! Ich hätte dir wirklich mehr Geschmack zugetraut, Barney Holten!« Sie stürmte wütend davon, und Barney biss sich auf die Lippen, um ihr nichts nachzubrüllen. Als seine schlimmste Wut verraucht war, versuchte er, sich seiner Gefühle für Abby klar zu werden. Sie fühlten sich offensichtlich beide stark zueinander hingezogen. Er war gern mit ihr zusammen und genoss die warme und humorvolle Atmosphäre bei den McBrides, andererseits ließ sich nicht leugnen, dass ihre Herkunft kaum verschiedener hätte sein können. Ihm war klar, dass seine Eltern mit einer solchen Verbindung niemals einverstanden wären, aber bisher war in ihren Augen auch noch kein anderes Mädchen gut genug für den Erben von Amba gewesen. Das Klügste war wohl, sich einfach keine Gedanken über die Zukunft zu machen, und wenn Shannon darin nicht mehr vorkam, dann sollte ihm das nur recht sein.
     
    Cheryl steckte den Kopf zur Praxistür herein. »Hi, Abby, kommst du heute Nachmittag zum Training?«
    »Ja, ich bin mit Betsy da. Dad überlässt sie mir an zwei Tagen in der Woche.«
    »Ich bin wirklich froh, dass du dich entschieden hast, bei uns zu spielen. Du hast einen guten Schlag drauf. Aus dir lässt sich bestimmt eine prima Flügelstürmerin machen.«
    Abby zwinkerte ihr zu. »Nenn mich doch einfach Speedy McBride.«
    »Ja, das passt. Du lässt wirklich nichts anbrennen, Abby. Ich habe schon gehört, dass du dich ein oder zwei Mal mit Barney Holten getroffen hast.«
    Abby schnappte nach Luft. »Wie meinst du das?«
    »Na, die ganze Stadt weiß doch schon, dass ihr zusammen Mittag gegessen habt und dass er dich auch schon mal heimgefahren hat«, erklärte Cheryl grinsend. »Die Gerüchteküche brodelt ganz schön. Shannon wird das bestimmt gar nicht gefallen. Nimm dich in Acht vor ihr, Abby. Sie hat die älteren Rechte.«
    Abby wurde rot und drehte sich um. »Im Tratschen sind Kleinstädter wirklich die Größten.«
    Als Abby nach dem Hockeytraining nach Hause fuhr, tauchte das sanfte Dämmerlicht die Bäume in einen violetten Schein. Sie fand es schrecklich, dass sich die Leute in der Stadt das Maul über sie zerrissen, aber sie hatte lange genug in Kleinstädten und auf dem Land gelebt, um zu wissen, dass Klatsch und Gerüchte dort einen idealen Nährboden fanden. Trotzdem machte diese Tatsache ihre Situation noch problematischer. Sie war vernünftig genug, um zu wissen, dass sie Barney eigentlich nicht mehr sehen durfte. Ihr Verstand sagte ihr, dass sie keine gemeinsame Zukunft hatten und dass sie in Barneys nachbarschaftliches Interesse vermutlich mehr Gefühl hineininterpretierte, als tatsächlich vorhanden war. Aber als sie sich wieder an den Blick in seinen Augen, das liebevolle Lächeln und seine sanfte Stimme erinnerte, kribbelte es sie am ganzen Körper. Es ging einfach nicht anders – sie musste ihn wiedersehen.
    Und dann, als hätte sie ihn sich herbeigewünscht, saß er an der Abzweigung nach Anglesea auf dem Zaun und wartete auf sie. Sein Pferd hatte er an einem der Pfosten festgebunden. Er winkte, sprang zu Boden und öffnete das Gatter. Sie stoppte den Wagen, ihr Herz klopfte wie wild bei seinem Anblick, und sie stieg aus. Barney machte das Tor hinter ihr zu.
    »Danke, Barney. Wollen Sie heute Abend noch ausreiten?«
    »Ich bin auf dem Rückweg. Ich hatte gehofft, dass ich Sie noch abfangen kann. Könnte Ihre Mutter vielleicht einen Kühlschrank gebrauchen? Als ich im Schuppen nach der Schreibmaschine gesucht habe, bin ich nämlich auf einen alten kerosinbetriebenen Kühlschrank gestoßen. Er ist nicht mehr der Jüngste und hat auch schon ein paar Kratzer, aber er funktioniert. Was meinen Sie?«
    »Warum haben Sie meine Mutter nicht selbst

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