Späte Heimkehr
gefragt?« Sie lächelte ihn an.
»Weil ich viel lieber mit Ihnen spreche.« Er hob eine Hand und strich ihr eine Locke aus dem Gesicht.
»Ich weiß nicht, ob ich überhaupt mit Ihnen sprechen sollte«, sagte sie leise und plötzlich ganz ernst.
»Weshalb?«
Sie holte tief Luft. »Ich finde Sie wirklich nett. Aber ich möchte nicht, dass Sie denken, ich sei ein naives Ding, mit dem Sie …« Plötzlich verließ sie der Mut, und sie schwieg. »… mit dem ich spielen kann?«, beendete er den Satz für sie.
Als sie nickte, legte er einen Finger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht zu sich hoch. »Ich werde nicht mit Ihnen spielen, Abby. Ich werde Sie auch nicht ausnutzen. Sie sind anders … etwas Besonderes. Alles andere spielt keine Rolle. Warum genießen wir nicht einfach, dass wir zusammen sein können, wenn wir uns beide nett finden?«
»Weil es nicht so einfach ist, Barney. Es wäre einfacher, wenn das alles nur ein Spiel wäre. Aber ich mag Sie wirklich … mehr, als gut ist.« Sie blickte zu Boden und dachte, dass ein Wort wie »mögen« die übermächtigen, heftigen Gefühle, die Barney in ihr hervorrief, nur sehr unzureichend wiedergab.
Sie holte tief Luft und fuhr fort: »Lassen Sie uns doch ehrlich sein, ich komme aus ganz anderen Kreisen als Sie. Alles spricht gegen eine engere Beziehung – meine Familie, meine Herkunft, selbst meine Religion.« Sie errötete. »Ich weiß natürlich, dass zwischen uns nichts ist, aber … ich möchte nicht, dass mir wehgetan wird.« Ihre Stimme wurde zu einem Flüstern.
»Aber, Abby, ich würde Ihnen doch niemals wehtun«, stieß Barney hervor. Auch er fühlte sich vom Ansturm seiner Gefühle für dieses freundliche, einfache Mädchen überwältigt. Er hatte den Eindruck, mit ihr zusammen in einem winzigen Boot zu sitzen, das vom Ufer weggetrieben wurde und ohne Segel, Ruder oder Motor auf Stromschnellen zusteuerte. Er musste ohnmächtig mit ansehen, wie sie immer weiter abgetrieben wurden, und als er in ihre blauen Augen blickte, sagte ihm sein Herz, dass er bereit war, mit ihr überall hinzugehen, wo das Schicksal sie hinführen würde. Er spürte das plötzliche Verlangen, Abby in seine Arme zu reißen und zu küssen, aber ihre Zurückhaltung hielt ihn davon ab.
»Und was ist mit Shannon?«, wollte Abby wissen.
»Sie ist eine Freundin der Familie. Sie gehörte immer dazu, und bevor sie wegzog, haben wir vielleicht tatsächlich geglaubt, dass wir eines Tages … na ja. Jedenfalls schienen es unsere Familien so zu wollen. Es schien nur vernünftig, dass wir heiraten sollten. Wahrscheinlich hat es etwas mit Tradition zu tun. Aber jetzt sehe ich das nicht mehr so, wirklich nicht«, sagte Barney heftig. »Wir haben uns verändert.«
»Aber werden die Leute nicht reden?«, fragte Abby.
Barney seufzte. »Ich wünschte, die Leute würden sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern. Schauen Sie, Abby, lassen wir doch einfach den Dingen ihren Lauf.«
Abby lächelte. »Und dann werden wir schon sehen, was passiert, nicht wahr?« Sie sagte es leichthin, weil sie die Situation nicht noch komplizierter machen wollte. Instinktiv spürte sie, dass es unweigerlich zu Problemen führen würde, wenn sie jetzt Druck auf ihn ausüben oder Erwartungen entwickeln würde. Trotzdem flüsterte ihr eine innere Stimme zu: »Sei vorsichtig, Abby, du bist nahe daran, dich in diesen Mann zu verlieben, dabei kann es für euch beide keine gemeinsame Zukunft geben.«
Barney lächelte sie dankbar an. Er fühlte sich wohler, weil sie so offen darüber gesprochen hatten, und war gleichzeitig überrascht über ihre Ehrlichkeit. Sie rührte ihn ganz besonders. »In Ihrer Familie gehen Sie wahrscheinlich immer so offen und ehrlich miteinander um, das bin ich überhaupt nicht gewöhnt. Aber ich bin sehr froh, dass wir uns ausgesprochen haben.«
»Kommen Sie doch noch mit und erzählen Sie meiner Mutter selbst von dem Kühlschrank. Sie ist bestimmt begeistert. Sie könnten ja auch zum Abendessen bleiben.«
Abby stieg wieder in den Wagen und fuhr zum Haus, Barney ritt hinter ihr her. Er wusste, dass im förmlichen Holten'schen Esszimmer das Dinner auf ihn wartete, aber nachdem er die warme und fröhliche Küche der McBrides betreten hatte, nahm er die Einladung zum Essen gern an. Gwen stellte einen zusätzlichen Stuhl zwischen Colleen und Shirley, Bob machte eine Flasche Bier auf, und plötzlich redeten und lachten alle durcheinander und überboten sich gegenseitig mit den Schilderungen
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