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Späte Reue: Josef Ackermann – eine Nahaufnahme (German Edition)

Späte Reue: Josef Ackermann – eine Nahaufnahme (German Edition)

Titel: Späte Reue: Josef Ackermann – eine Nahaufnahme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Baron
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Taunusanlage werden von Grund auf renoviert – ruft Josef Ackermann seine engsten Mitstreiter in aller Welt dazu auf, ihr Bestes zu geben, damit die Bank möglichst gut durch die Krise kommt. Dabei sagt er einen Satz, den die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung später zum »Zitat des Jahres« erhebt: »Es wäre eine Schande, wenn wir einräumen müssten, dass wir Geld vom Steuerzahler brauchen.« Oder genauer, im Original: »It would be a shame if we would have to concede that we need taxpayer’s money.«
    Die Konferenz ist kaum zu Ende, da verbreitet Spiegel Online am Nachmittag schon eine zugespitzte deutsche Version: »Ich würde mich schämen, wenn wir Staatsgeld annehmen würden«, soll der Deutsche-Bank-Chef gesagt haben. Jemand aus dem Führungskreis hatte offensichtlich geplaudert.
    Die Indiskretion kommt zum politisch denkbar ungünstigsten Zeitpunkt und einer behutsamen Kommunikation des Themas zuvor. Die Soffin-Abstinenz der Bank sollte auf jeden Fall erst nach Inkrafttreten des Gesetzes bekanntgegeben werden, wenn möglich erst, nachdem einige Banken bereits einen Hilfsantrag gestellt hatten.
    Für einen Moment denke ich daran, die veröffentlichte Version von Ackermanns Aussage zu korrigieren. Schließlich lässt sich »It would be a shame« auch als »Es wäre bedauerlich« übersetzen. Aber ich verwerfe den Gedanken schnell wieder. Eine wortklauberische Auseinandersetzung in der Öffentlichkeit würde alles nur noch schlimmer machen und die Bank wenig souverän aussehen lassen.
    Zunächst findet die Meldung ohnehin kein großes Echo. Die öffentliche Aufmerksamkeit richtet sich stattdessen auf eine Vorabmeldung der Bild am Sonntag aus einem mit Josef Ackermann geführten Interview. Darin kündigt dieser an, zusammen mit seinen Kollegen im operativen Führungsgremium der Bank, dem GEC , im laufenden Jahr »als ganz persönliches Zeichen der Solidarität« freiwillig auf einen Bonus zu verzichten, ein Betrag von mehreren Millionen Euro allein für ihn.
    Dafür hatte der Schweizer nicht lange überlegen müssen. Er weiß aus erster Hand, wie schwer es den Politikern in Berlin und anderen Hauptstädten fällt, die Steuermilliarden zur Rettung der Banken bereitzustellen. Wenn Banker, auch ohne Staatsgeld in Anspruch zu nehmen, nun Millionen-Boni bekämen, würde das unweigerlich einen öffentlichen Aufschrei auslösen.
    Zudem steht zu befürchten, dass das Ergebnis des letzten Quartals für die Bank sehr schlecht ausfallen und ihr erstmals einen Jahresverlust bescheren könnte. Neben den Steuerzahlern hätten auch die von Kurs- und Dividendenverfall gebeutelten Aktionäre wenig Verständnis für Millionen-Boni. Ein freiwilliger Verzicht hingegen, so das Kalkül, würde an alle Stakeholder das Signal senden: Wir haben verstanden.
    Als Chef der größten Bank des Landes und Präsident des internationalen Bankenverbands sieht sich Josef Ackermann in der Pflicht, dieses Signal als Erster zu geben. Er operiert ohnehin nach der Devise: Wo ich bin, ist vorn.
    Zu seinem (und auch meinem) Erstaunen fällt das Echo jedoch keineswegs rundum positiv aus. Zwar begrüßt etwa der Ethikverband der deutschen Wirtschaft den Schritt. Viele Kollegen in anderen Häusern sind dagegen ausgesprochen verärgert. Sie wissen, dass sie es nun den Deutschbankern gleichtun müssen, und werfen dem Schweizer Populismus vor.
    Auch die Politik ist gespalten. Während Wirtschaftsminister Michael Glos ( CSU ) den Verzicht als »vorbildlich« lobt, empfindet der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Norbert Röttgen, ihn als »Hohn«. Für SPD -Fraktionschef Peter Struck ist er nur eine »Schauveranstaltung« und »Ablasshandel«. Grünen-Fraktionschefin Renate Künast erregt sich über die »ungeheure Chuzpe«, dass Ackermann trotz Finanzkrise überhaupt davon ausgehe, ihm stünde in diesem Jahr ein Bonus zu.
    Viele Politiker grätzt offenbar, dass der Deutschbanker ihnen zuvorgekommen ist. Sie betrachten ihn als Spielverderber, hätten ihn lieber gezwungen, um damit bei den Wählern Punkte zu sammeln. Nach den unpopulären Milliardenhilfen für die Rettung von Banken versuchen sie sich in diesen Tagen als Banken-Bändiger gegenseitig zu übertreffen. Peter Sodann, Kandidat der Linken für das Amt des Bundespräsidenten, träumt sogar laut davon, Ackermann »verhaften« zu können.
    Am Montag geht die hitzige Bonus-Debatte dann in ein noch heftigeres Getöse über. Der Berliner Tagesspiegel bringt die über drei Tage

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