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Späte Reue: Josef Ackermann – eine Nahaufnahme (German Edition)

Späte Reue: Josef Ackermann – eine Nahaufnahme (German Edition)

Titel: Späte Reue: Josef Ackermann – eine Nahaufnahme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Baron
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Außerdem wird ein beträchtlicher Teil nicht mehr in bar, sondern in eigenen Aktien ausgezahlt.
    Dass die Investmentbanker 70 Prozent und mehr zum Gewinn des Hauses beisteuern, hat Josef Ackermann nie behagt. Er weiß, wie volatil das Kapitalmarktgeschäft sein kann. Sein Ziel ist ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Investmentbank und Privatkundenbank, ein Haus, das auf zwei etwa gleich starken Säulen ruht. Dies würde sowohl die Unternehmenskultur verändern als auch dem Aktienkurs zugutekommen.
    Obwohl das Investmentbanking in den Jahren vor der Krise eindeutig Vorrang genossen hatte, war das Geschäft mit Privatkunden ebenfalls gewachsen – in europäischen Ländern wie Italien, Spanien und Polen vor allem, aber auch in China und Indien. In Deutschland hatte Ackermann 2006 die Berliner Bank und die auf Verbraucherkredite spezialisierte Norisbank in Nürnberg erworben. Gelegenheiten für einen großen Zukauf waren jedoch rar in dieser Zeit und die dafür aufgerufenen Preise dem Schweizer zu hoch.
    In der Krise kommt Bewegung in die Branche. Die Allianz verkauft ihre Tochter Dresdner Bank an die Commerzbank. Die Münchner hatten sich das Geldhaus, an dem sie bereits gut 20 Prozent besaßen, für rund 24 Milliarden Euro vollständig einverleibt. Sie waren damit nie glücklich geworden. Nach der Pleite von Lehman Brothers und dem folgenden beschleunigten Verfall von Finanzwerten kann der Versicherer jetzt nur noch gut fünf Milliarden Euro dafür erlösen. Damit hatte eine der größten Fehlinvestitionen in der Unternehmensgeschichte des Landes ein Ende gefunden – wenn auch ein Ende mit Schrecken.
    Schon am Tag nach dem Zusammenschluss, die Aktie seines Hauses war seit der Nachricht um über zehn Prozent eingebrochen, fordert Commerzbank-Chef Blessing als Herr über nunmehr zusammen gut elf Millionen Kunden die Deutsche Bank in der Bild -Zeitung offen heraus: »Wir schaffen einen echten Marktführer. Wir haben mehr Privat- und Firmenkunden im Inland als jede andere Bank.«
    Josef Ackermann nimmt die Kampfansage an. Wenn sein Institut, so sagt er, weltweit zu den Besten gehören wolle, müsse es »zu Hause die Nummer eins sein«. Dies sei eine »conditio sine qua non«. Zumal wenn man »Deutsche Bank« heiße.
    Der Schweizer ist aber weiterhin nicht bereit, jeden Preis zu zahlen und zuzukaufen, nur um größer zu werden. Schon die Dresdner war zuerst ihm angeboten worden. Auch bei der Privatkunden-Tochter der Citibank in Deutschland mit ihren gut drei Millionen Kunden winkt er schließlich ab. Sie geht für fünf Milliarden Euro an die französische Genossenschaftsbank Crédit Mutuel. Dem Deutsche-Bank-Chef wäre sie nicht einmal vier Milliarden wert gewesen. Gerade in der Krise gilt es, das Kapital zusammenzuhalten. Ein Fehlkauf jetzt könnte tödlich sein. »Wir schätzen unternehmerischen Mut, für Abenteuer sind wir nicht zu haben«, so Ackermann.
    Um die unbestrittene Marktführerschaft auf dem Heimatmarkt zu sichern, bleibt schließlich nur noch die Postbank mit Sitz in der früheren Bundeshauptstadt Bonn. Deren Mehrheitsaktionär Deutsche Post, an der der Staat noch mit gut 30 Prozent beteiligt ist, will sich auf ihre Kernkompetenz Logistik konzentrieren und hatte das Geldhaus mit seinen 14 Millionen Kunden und Einlagen von über 120 Milliarden Euro schon im Herbst 2007 ins Schaufenster gestellt.
    Auch wenn die Begeisterung für einen Erwerb der Postbank keineswegs allgemein ist, spricht der Deutsche-Bank-Chef bereits seit Monaten diskret mit Post-Chef Frank Appel, einem ehemaligen McKinsey-Mann und nüchternen Analytiker. Die beiden verstehen sich gut, die Gespräche machen Fortschritte. Im Hotel Dolder in Zürich, gleich um die Ecke von Ackermanns Zuhause, kommt es schließlich zum Durchbruch.
    Am Mittwochabend, dem 10 . September 2008 , berichtet der Bonner Generalanzeiger vorab aus seiner Donnerstagsausgabe, die Deutsche Bank werde mit knapp unter 30 Prozent bei der Postbank einsteigen und sich ein Vorkaufsrecht für die restlichen Anteile sichern. Die Information ist so konkret, dass die Bank die fortgeschrittenen Verhandlungen aus aktienrechtlichen Gründen bestätigen muss.
    Am 13 . September, drei Tage vor dem Zusammenbruch von Lehman Brothers, melden Ackermann und Appel auf einer gemeinsamen Pressekonferenz im Post-Tower am Bonner Rheinufer Vollzug: Die Deutsche Bank steigt für 2 , 8 Milliarden Euro mit zunächst 29 , 75 Prozent bei der Postbank ein. Dadurch verhindert sie, dass das nach

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