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Späte Schuld

Späte Schuld

Titel: Späte Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kessler
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eigentlich vorgehabt, Gene als Zeugin der Gegenseite aufzurufen, aber das war auf Mittwoch verschoben worden. Also hatte sie jede Menge Zeit, sich den Kopf zu zerbrechen. Erst in den frühen Morgenstunden schlief sie ein, aber der Frieden ihres morgendlichen Schlummers wurde unsanft von kräftigen Schlägen gegen die Zimmertür gestört. Sie blinzelte gegen die Morgendämmerung an, taumelte zur Tür und spähte durch den Spion. Vor ihrem Hotelzimmer standen mehrere Polizeibeamte.
    Was war denn jetzt los?
    »Ja?«, rief sie durch die geschlossene Tür.
    »FBI, Madam! Würden Sie bitte aufmachen?«
    Eilig öffnete sie die Tür.
    »Special Agent Caine«, stellte sich der Beamte vor und hielt ihr seine Dienstmarke unter die Nase. »Sind Sie Andromeda Phoenix?«
    »Ja«, antwortete sie zögernd.
    »Ich habe hier einen auf Sie lautenden Haftbefehl«, sagte er und streckte ihr das Dokument entgegen. »Und einen Durchsuchungsbefehl für dieses Hotelzimmer.«
    »Haftbefehl? Was wird mir denn vorgeworfen?«
    »Illegaler Zugriff auf einen Regierungscomputer.«

Dienstag, 1. September 2009 – 10.35 Uhr
    »Euer Ehren«, sagte der winzige, aber umso temperamentvollere Anwalt. »Mein Mandant ist nicht wohlhabend, aber er ist fest in dieser Gemeinde verwurzelt, wo er seit siebenundzwanzig Jahren lebt.«
    Andi saß mit Dutzenden anderen Beschuldigten in einem überfüllten Bezirksgericht. Dass Alex neben ihr saß, machte sie verlegen, aber seine Anwesenheit war auch irgendwie tröstlich. Einerseits war es ihr peinlich, dass sie auf seine Unterstützung angewiesen war, andererseits freute sie sich darüber, dass er alles stehen und liegen gelassen hatte, um ihr zu Hilfe zu eilen.
    Im Gerichtssaal trieben sich auch eine ganze Menge Journalisten herum. Normalerweise sind Termine vor dem Haftrichter keine besonders lohnenden Veranstaltungen für die schreibende Zunft, aber jemand musste der Presse einen Tipp gegeben haben. Also saßen die Reporter dicht gedrängt neben den üblichen Verdächtigen und den zwielichtigen Rechtsverdrehern, die auf leicht verdientes Geld aus waren – »Blutegel des Gerichtssaals«, nannte Alex sie.
    »Die Kaution wird auf 1500 Dollar festgesetzt«, entschied der Haftrichter. »Der Nächste bitte!«
    Ein Gerichtsdiener bedeutete Andi und Alex vorzutreten, und sie nahmen vor dem Richter Aufstellung.
    »Nummer 08-29-09-2346, USA gegen Andromeda Phoenix «, ratterte der Gerichtsdiener ihren Fall herunter. »US-Strafgesetzbuch 18, Teil I, Kapitel 47, Artikel 1030, Paragraph 2, Absatz C. Einmaliger unerlaubter Zugriff auf einen Computer, der zur Kommunikation zwischen Bundesstaaten dient. Keine Vorstrafen.«
    »Wird die Beschuldigte von einem Anwalt vertreten?«
    »Ja, Euer Ehren«, sagte Alex. »Alex Sedaka. Ich vertrete Mrs Phoenix, und meine Mandantin plädiert auf nicht schuldig.«
    »Hat die Anklagevertretung Einwände gegen eine Freilassung auf Kaution vorzubringen?«
    »Nein, Euer Ehren. Die Beschuldigte hat keinerlei Vorstrafen und ist privat wie beruflich fest verwurzelt. Daher kann die Anklage keine Fluchtgefahr erkennen.«
    Der Anklagevertretung war klar, dass der Richter ohnehin Kaution gewähren würde. Andi lebte zwar erst seit weniger als drei Monaten in Kalifornien, aber sie war hier zu Hause und besaß ein unbescholtenes Vorleben.
    Der mit dem Fall befasste US-Staatsanwalt würde ihr gegen ein Schuldbekenntnis vermutlich eine Bewährungsstrafe anbieten, vielleicht in Kombination mit ein paar Sozialstunden – Computerunterricht für Kinder aus benachteiligten Familien zum Beispiel. Andi stellte für niemanden eine Gefahr dar. Soweit die Anklagevertretung erkennen konnte, hatte sie lediglich im Übereifer versucht, illegal an Informationen heranzukommen, die ihrem Mandanten helfen könnten.
    »Euer Ehren«, sagte Alex, »angesichts der wohlwollenden Haltung der Anklage beantrage ich eine Freilassung meiner Mandantin gegen ihre Zusicherung, zum nächsten Gerichtstermin zu erscheinen.«
    »Hat die Anklage etwas dagegen einzuwenden?«
    »Nein, Euer Ehren.«
    »Dann ist der Antrag hiermit bewilligt. Die Vorvernehmung findet in dreißig Tagen statt. Hoffentlich gelingt es Ihnen, bis dahin zu einer internen Lösung zu kommen.«
    Der Richter forderte sie indirekt dazu auf, gegen ein Schuldeingeständnis ein mildes Strafmaß auszuhandeln.
    Andi und Alex wurden von einem Gerichtsdiener zu einem Beamten geführt, der die Formalitäten für die Freilassung mit ihnen klärte. Als sie anschließend das Ronald

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