Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Späte Schuld

Späte Schuld

Titel: Späte Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kessler
Vom Netzwerk:
Klärungsbedarf.«
    »Ich glaube, da kann ich weiterhelfen«, mischte sich Andi ein. »Wie Sie wissen, wurde ich gestern vom FBI wegen illegalen Zugriffs auf einen Regierungscomputer verhaftet – genauer gesagt auf den Server der DNA-Datenbank von Ventura.«
    »Fahren Sie fort«, bat die Richterin.
    »Dieser Zugriff scheint erfolgt zu sein, um mir hinterher die Schuld zuzuschieben. Jemand hat meine IP-Adresse benutzt, die MAC-Adresse meines Computers vorgetäuscht und eine DNA-Datei gelöscht. Anschließend hat die betreffende Person eine identische Kopie dieser Datei wieder in die Datenbank hochgeladen.«
    »Und inwiefern ist das für uns relevant?«
    »Nun ja, allem Anschein nach hat jemand die Gen-Datenbank von Venture County geknackt. Das bedeutet, dass wir uns auf die Integrität dieser Datenbank nicht mehr verlassen können, zumindest nicht, bis weitere Untersuchungen durchgeführt wurden.«
    »Aber Sie sagten doch, dass die Dateien identisch sind, Mrs Phoenix«, gab die Richterin zu bedenken. »Ich will nicht bestreiten, dass Ihnen jemand ein Verbrechen unterschieben wollte, aber die Beweise bleiben davon unberührt.«
    Sie wurden von einem Geräusch in der Nähe des Eingangs unterbrochen. Bridget Riley hatte gerade den Gerichtssaal betreten und versuchte nun, Sarah Jensen auf sich aufmerksam zu machen.

Mittwoch, 2. September 2009 – 11.20 Uhr
    »Ist das denn zu glauben?«, fragte Manning und grinste von einem Ohr zum anderen.
    Sie hatten gerade am Fernsehbildschirm Andis Vernehmung von Gene Vance und die daran anschließenden verblüffenden Vorgänge im Gerichtssaal erlebt. Der Polizist nahm kaum noch etwas wahr, aber Louis Manning amüsierte sich großartig.
    »Was tun sie mir doch leid, diese Schlampen.«
    Er brach in Gelächter aus. Der Polizist sah ihn angewidert an und versuchte, mit den Lippen die Worte »Du Scheißkerl« zu formen. Aber er bezog sich nicht auf die Szenen im Gerichtssaal, sondern auf das, was sich in seinem Körper abspielte. Denn inzwischen hatte ihn eine lähmende Benommenheit erfasst, und ihm war aufgegangen, dass dieser Zustand mit dem Kaffee zu tun hatte.
    Manning musste ihm ein Schlafmittel in den Becher getan haben, während er draußen nach einer Schwester gesucht hatte. Warum hätte er sich sonst plötzlich so schläfrig fühlen sollen?
    Es musste etwas unternehmen, das war ihm klar. Also mobilisierte er seine letzten Kraftreserven, kam schwankend auf die Beine und taumelte Richtung Tür. Manning schaffte es trotz seines Streckverbandes, den Körper so zu drehen, dass er sein gesundes Bein ausstrecken und den Polizisten zu Fall bringen konnte, bevor dieser die Tür erreicht hatte.
    Obwohl das Schienbein des Polizisten nur ganz flüchtig mit Mannings Fuß in Berührung kam, sorgte die unerwartete Unterbrechung seiner Bewegung in Kombination mit seinem gestörten Gleichgewichtssinn dafür, dass er der Länge nach hinfiel und härter auf dem Boden aufschlug, als Manning beabsichtigt hatte.
    Halb bewusstlos drehte er sich nach Manning um, der vergeblich versuchte, sein Bein aus dem Streckverband zu befreien.

Mittwoch, 2. September 2009 – 11.35 Uhr
    Die Richterin hatte die Sitzung für eine Viertelstunde unterbrochen, um Bridget Riley nach dem Grund für ihr plötzliches Auftauchen zu fragen. Diese hatte Sarah Jensen über das Ergebnis der mitochondrischen DNA-Tests informiert, und nun wussten sie alle, dass es Louis Manning gewesen war und nicht Elias Claymore, der Bethel Newton vergewaltigt hatte. Explizit aussprechen durfte das keiner der Anwesenden, um die Anklage gegen Manning nicht im Voraus zu beeinflussen, aber die Verteidigung brauchte natürlich irgendeine Form der Bestätigung dafür, dass Claymore unschuldig war.
    »Euer Ehren«, sagte Sarah Jensen. »In Anbetracht der neuen Beweislage beantragt die Staatsanwaltschaft, dass die Klage abgewiesen und Elias Claymore rechtskräftig freigesprochen wird.«
    »Mr Sedaka?«, fragte die Richterin.
    »Die Verteidigung hat keinerlei Einwände.«
    »Dann ist die Anklage gegen Elias Claymore hiermit rechtskräftig abgewiesen. Der Beklagte wird aus der Haft entlassen. Die Sitzung ist beendet.«
    Andi überkam eine Welle der Erleichterung, die jedoch einen unbefriedigenden Beigeschmack hatte. Es gab immer noch viel zu tun. Zusammen mit David Sedaka hatte sie den Beweis erbracht, dass die Software zur Auswahl der Geschworenen manipuliert worden war. Die Richterin hatte den Schwarzen Peter verständlicherweise weitergereicht, aber

Weitere Kostenlose Bücher