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Späte Schuld

Späte Schuld

Titel: Späte Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kessler
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geklärt war das Problem damit noch nicht.
    Außerdem war da noch die Sache mit dem illegalen Zugriff auf die DNA-Datenbank und der Versuch, ihr diesen Verstoß unterzuschieben. Die bösartigen E-Mails, die sie bekommen hatte, nicht zu vergessen. Andi ging davon aus, dass hinter all diesen Vorgängen dieselbe Person steckte: Lannosea.
    Aber die Frage nach deren Identität war immer noch nicht geklärt.
    »Bitte erheben Sie sich!«, rief der Gerichtsdiener.
    Alle Anwesenden standen auf. Erst als die Richterin den Gerichtssaal verlassen hatte, brach das Chaos aus. Die Zuschauer mussten gleich von mehreren Gerichtsdienern zurückgehalten werden, während Andi, Alex und Claymore eilig den Saal verließen.
    Draußen sagte Alex zu Claymore: »Wir können ins Hauptfoyer gehen, falls du mit der Presse sprechen möchtest.«
    »Nein danke. Ich will einfach nur so schnell wie möglich von hier weg. Vielleicht könntest du das ja übernehmen?«
    »Ist gut, überlass das nur mir«, antwortete Alex.
    Während er in den Gang zum Foyer abbog, setzten Andi und Claymore ihren Weg zum Seiteneingang fort, der direkt auf den Parkplatz des angrenzenden Museums führte. Es war keine Menschenseele zu sehen.
    »Verraten Sie mir eins«, sagte Claymore. »Wie konnten Sie mich weiter verteidigen, nachdem …«
    »Ich erfahren hatte, dass Sie die Frau vergewaltigt haben, die ich liebe?«
    »Ja.«
    »Ich weihe Sie jetzt in ein kleines Geheimnis ein: Ich bin auch vergewaltigt worden.«
    In Claymores Gesicht trat plötzlich nackte Panik.
    »Nachdem Gene damals vergewaltigt wurde, fing sie an, in einem Krisenzentrum für Vergewaltigungsopfer in New York zu arbeiten. Und als mir später das Gleiche passierte, wurde ich in diesem Zentrum betreut. So haben wir uns kennengelernt.«
    »Dann verstehe ich umso weniger, wie Sie mir helfen konnten«, sagte Claymore zögerlich.
    »Ich habe Ihnen nur geholfen, weil ich erneut vergewaltigt wurde – diesmal von einem Kollegen. Nicht im wörtlichen Sinne, aber im übertragenen. Mir waren die Hände gebunden, deshalb war ich gezwungen, mich seinem Willen zu beugen. Aber das ist das letzte Mal, dass mir so etwas passiert. Ich werde ihm nie wieder ins Gesicht blicken müssen. Man muss nur den entscheidenden Sprung wagen und alles hinter sich lassen.«
    Wütend marschierte sie zu ihrem roten Ford Mustang, stieg ein und brauste davon.

Mittwoch, 2. September 2009 – 11.45 Uhr
    Louis Manning hatte Mühe, den Polizisten zu sich heranzuziehen. Der Boden war zwar glatt, aber es war gar nicht leicht, die nötige Hebelwirkung zu erzielen. Mit dem rechten Bein im Gips und dem rechten Handgelenk am Bettgitter war es fast unmöglich, sich in die richtige Position zu manövrieren. Das gesunde Bein auszustrecken und den Beamten zu Fall zu bringen war ganz leicht gewesen; mit der linken Hand sein Fußgelenk zu erreichen war ungleich schwieriger. Manning vergeudete wertvolle Zeit, bis er es endlich fest im Griff hatte und die leblose Gestalt zu sich heranziehen konnte, um in ihrer Tasche nach dem Schlüssel für die Handschellen zu tasten.
    Die Cops waren wirklich leichtsinnig geworden. Anfangs war immer einer bei ihm im Zimmer und einer vor der Tür postiert gewesen, aber irgendwann hatte man nur noch einen Beamten für nötig befunden, der das Zimmer zudem jederzeit verlassen durfte, vorausgesetzt, Manning war mit Handschellen ans Bett gekettet. Nur zum Schichtwechsel waren zwei Cops gleichzeitig anwesend, aber der nächste stand erst in ein paar Stunden an. Und die Ärzte kamen auch nur zu festgelegten Zeiten ins Zimmer, morgens und nachmittags. Allerdings konnte jederzeit eine Schwester hereinschneien, er musste sich also beeilen.
    Nachdem Manning die Handschellen aufgeschlossen hatte, bestand das nächste Problem darin, sein Bein aus dem Streckverband zu befreien. Er hatte keine Ahnung, wie gut er mit dem Gipsbein gehen konnte, stellte aber überrascht fest, dass es ihm relativ leichtfiel. Rennen konnte er damit natürlich nicht, und es bereitete ihm auch große Mühe, sich herunterzubeugen. Aber er musste den bewusstlosen Polizisten auf die andere Seite des Betts schleifen, damit er für jemanden, der einen flüchtigen Blick ins Zimmer warf, nicht sofort zu sehen war.
    Die schwierigste Aufgabe jedoch bestand darin, sich die Hose anzuziehen. Der Gips war zu dick für das Hosenbein. Manning hätte es natürlich aufschneiden können, aber das wäre aufgefallen und somit kontraproduktiv gewesen. Er wollte nach Möglichkeit

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