Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Späte Schuld

Späte Schuld

Titel: Späte Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kessler
Vom Netzwerk:
Informationen waren also schon zugänglich. Ich musste sie nur im Internet ausfindig machen.«
    Juanita beugte sich verschwörerisch vor. »Könnten wir nicht irgendwie eine Kopie der Software auftreiben und David vor vollendete Tatsachen stellen – damit er gezwungen ist, den Hintern hochzukriegen?«
    Andi wusste, dass Juanita ihr nur helfen wollte. Und vielleicht hatte sie ja recht. »Glauben Sie denn, Alex wäre bereit, ein kleines Vermögen für die Software hinzublättern?«
    Juanita lächelte. »Wenn es gar nicht anders geht, vielleicht. Aber zuerst sollten wir etwas anderes probieren.«
    »Und was?«
    »Sind Sie heute Nachmittag im Gerichtssaal?«
    »Nein, die Richterin hat einen anderen Termin, deshalb findet heute Nachmittag keine Sitzung statt.«
    »Einen privaten oder einen beruflichen Termin?« Juanitas erwartungsvolles Lächeln machte Andi ganz verlegen.
    »Einen beruflichen, glaube ich.«
    »Sie ist also heute Nachmittag im Gericht?«
    »Ich denke schon. Warum? Was haben Sie vor?«
    »Warten Sie’s ab.«
    Juanita griff nach dem Telefonhörer und wählte eine Nummer.
    »Hallo, spricht da die Assistentin von Richterin Wagner? … Ja, vielleicht können Sie mir tatsächlich behilflich sein. Ich heiße Juanita Cortes und bin die Sekretärin von Alex Sedaka. Es geht um den Claymore-Fall. Vielleicht könnten Sie bei Richterin Wagner in Erfahrung bringen, ob sie bereit wäre, eine richterliche Anordnung zur Herausgabe der Software auszustellen, die von Ihrem Gericht zur Auswahl der Geschworenen verwendet wird?«
    Es folgte eine lange Pause, und Andi hörte Gemurmel im Hintergrund.
    »Sehr gut, das ausführbare Programm bekommen wir also vom Gericht selbst? Den Quellcode müssen wir allerdings direkt beim Hersteller in Erfahrung bringen, nehme ich an … Ja, wir können in einer halben Stunde vor Ort sein. Vielen Dank.«
    Juanita legte mit funkelnden Augen den Hörer auf. »Sie hat angeordnet, dass das Gericht uns das ausführbare Programm aushändigt. Außerdem wird sie eine Anhörung ansetzen, bei der wir den Quellcode von der Herstellerfirma erfragen können. Die Software heißt LegalSoft. Allerdings muss sie der Firma achtundvierzig Stunden Vorlauf geben.«
    »Klasse!«, rief Andi strahlend.
    »Wir machen uns besser sofort auf den Weg.«
    Andi stand auf und schnappte sich ihre Handtasche. »Und auf der Fahrt verrate ich Ihnen meine Theorie zu der ganzen Geschichte – vorausgesetzt, das Gespräch bleibt unter uns.«

Mittwoch, 19. August 2009 – 13.20 Uhr
    Martine Yin hatte ihre Berichterstattung für diesen Tag beendet. Da für den Nachmittag keine weitere Sitzung angesetzt war, würde der Sender in den Abend- und Spätnachrichten einfach noch einmal ihren Bericht vom Vormittag ausstrahlen und ihn im Studio um eventuelle Zusatzinformationen ergänzen.
    Martine fühlte sich niedergeschlagen und deprimiert, als sie zu ihrem Auto ging, das sie in einem Parkhaus zwischen Jackson und Madison Street abgestellt hatte. Sie vermisste Alex, und es machte sie traurig, dass sie sich von ihm fernhalten musste. Wenn sie bessere Laune gehabt hätte, wäre sie vielleicht wachsamer gewesen, aber heute nahm sie ihre Umgebung kaum wahr.
    So entging ihr, dass sich ein junger Mann an ihre Fersen heftete, ein junger Mann, dessen Erregung beim Gedanken an das, was er mit ihr vorhatte, immer größer wurde.

Mittwoch, 19. August 2009 – 13.30 Uhr
    »Damit ich Sie richtig verstehe: Sie glauben, dass es sich nicht um einen Fehler handelt, sondern um bewusste Manipulation?«, fragte Juanita.
    »So ist es. Und diese Manipulation reicht die letzten fünf Jahre zurück.«
    Sie waren auf dem Weg ins Verwaltungsgebäude des Gerichts und überquerten gerade die Bay Bridge nach Oakland. Juanita saß am Steuer.
    »Aber was heißt das? Dass es ein Insider gewesen sein muss? Jemand von der Softwarefirma?«
    Andi dachte darüber nach. »Könnte sein.«
    »Ich meine, wie soll es sonst dazu gekommen sein?«
    »Vielleicht hat jemand eine zweite Version des Programms geschrieben und sie gegen das Original ausgetauscht.«
    »Wie? Sie meinen jemand vom Gericht?«
    »Wir sollten zumindest nach allen Seiten die Augen offen halten.«
    »Ja, aber … warten Sie mal, Andi. Wenn es jemand vom Gericht wäre, könnte er das Programm doch nur in seinem eigenen Bezirk austauschen und nicht in einem Drittel aller Bezirke Kaliforniens.«
    »Stimmt. Deshalb habe ich ja auch gesagt, dass wir nach allen Seiten die Augen aufhalten sollten. Aber Sie haben

Weitere Kostenlose Bücher