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Späte Schuld

Späte Schuld

Titel: Späte Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kessler
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Drittel der bisher geprüften Bezirke dasselbe Problem hat. Die Statistiken variieren leicht, aber es bewegt sich alles innerhalb einer Standardabweichung von eins.«
    »Seltsam, dass das nur auf ein Drittel der Bezirke zutrifft.«
    »Nicht wirklich. Das ist nämlich die nächste Sache: Nicht alle Bezirke verwenden die gleiche Software zur Auswahl der Geschworenen. Ich habe das online überprüft, und es gibt mindestens vier Unternehmen, die eine solche Software herstellen und sie an Gerichte verkaufen.«
    »Und was heißt das?«
    »Na ja, vielleicht benutzen die Gerichte, bei denen es zu Abweichungen kommt, alle die Software derselben Firma. Oder anders gesagt: Vielleicht verkauft einer der vier Hersteller eine fehlerhafte Software.«
    »Haben Sie das schon überprüft?«
    »Ich habe es versucht, aber in der Verwaltung des hiesigen Gerichts scheint niemand zu wissen, welche Software sie verwenden. Und es kann mir auch keiner sagen, wer es wissen könnte – zumindest keiner, den ich ans Telefon gekriegt habe.«
    »Aber irgendjemand muss es doch wissen! Die können Ihnen diese Auskunft nicht einfach verweigern.«
    »Na ja, sie müssten wahrscheinlich in den Buchhaltungsunterlagen nach dem Kaufbeleg für die Software suchen, und die Mühe will sich eben niemand machen. Außerdem sind die Gerichte nicht verpflichtet, ihre Unterlagen öffentlich zugänglich zu machen. Ihre Ausgaben müssen sie hingegen schon offenlegen, also habe ich von jedem kalifornischen Gericht eine Einzelabrechnung der letzten fünf Jahre angefordert. Hoffentlich ist die Software darin aufgeführt. Allerdings haben die Gerichte bis zu zehn Tage Zeit, um meiner Aufforderung nachzukommen, und einige haben bereits ihr Recht auf Fristverlängerung geltend gemacht, was bedeutet, dass es noch einmal zwei Wochen länger dauert. So viel Zeit haben wir aber nicht. Bis jetzt hat mir erst ein Bezirk geantwortet.«
    Juanita lächelte. »Ist es wenigstens einer, bei dem die Abweichungen in der Statistik auftauchen?«
    »Leider nein.«
    »Warum schließen Sie daraus nicht einfach, dass das Problem bei der Software der anderen drei Hersteller liegen muss?«
    »Das tue ich ja. Aber solange keine weiteren Antworten vorliegen, weiß ich nicht, bei welcher. Und das bedeutet, dass ich nach wie vor keine Beweise habe.«
    »Könnten Sie nicht in der Zwischenzeit die Software der anderen drei Unternehmen analysieren? Oder David damit beauftragen?«
    »Ich hatte den Eindruck, dass David ziemlich beschäftigt ist. Er hat mir nur geholfen, weil sein Vater ihn darum gebeten hat. Außerdem bliebe dann immer noch das Problem, wie wir an die Software kommen, da wir ja nicht wissen, von welcher der drei Firmen sie stammt.«
    Juanita dachte einen Augenblick nach. »Kann man nicht einfach Kopien der Software bei den verschiedenen Herstellern bestellen?«
    »Wahrscheinlich schon. Allerdings hätten wir dann nur den ausführbaren Code – oder im besten Fall den Maschinencode.«
    Juanita schüttelte den Kopf. »Jetzt komme ich nicht mehr mit.«
    »Wenn wir herausfinden wollen, wo der Fehler liegt, geht das nur mit dem Quellcode.«
    »Klingt einleuchtend.« Juanita verstand mehr von Computern, als sie vorgab. »Kann man das Programm dann nicht einfach … wie heißt das noch mal … dekompilieren?«
    »Doch. Online gibt es bestimmt irgendwo ein Gratisprogramm, aber was beim Dekompilieren herauskommt, ist meist so kryptisch, dass man einen erfahrenen Programmierer braucht, um es zu verstehen.«
    »Und das sind Sie nicht?«
    »Leider nicht«, antwortete Andi. »Ich bin kaum mehr als eine blutige Anfängerin.«
    »David könnte uns da sicher weiterhelfen.«
    »Vielleicht, aber bis wir die Software haben, ist es müßig, darüber zu spekulieren. Und die ist keine Massenware, sondern ziemlich teuer. Man bezahlt für die Lizenzen.«
    »Lizenzen?«
    »Die Anzahl paralleler User. Die Herstellerfirma will also wissen, wo und wie wir die Software verwenden. Und was sollen wir dann sagen? ›Wir wollen Ihre Software auf einen Fehler hin überprüfen, der dafür sorgt, dass Afroamerikaner in Jurys unterrepräsentiert sind‹?«
    Juanita grinste. »Ich verstehe das Problem. Was ich nicht verstehe, ist, wie Sie so schnell an die demographische Zusammensetzung der verschiedenen Jurys kommen konnten, wenn die Gerichte derart langsam mit ihren Informationen herausrücken?«
    »Ganz einfach: Viele Bezirke haben ihre demographischen Daten bereits selbst erfasst, um sie intern auswerten zu können. Die

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