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Späte Schuld

Späte Schuld

Titel: Späte Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kessler
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befragt, aber sein Bein lag nach wie vor im Streckverband, ein Zustand, der noch einige Wochen andauern würde. Da Louis Manning jedoch offiziell verhaftet und inzwischen auch aussagefähig war, lasen sie ihm seine Rechte vor und begannen mit der Befragung. Das Problem war nur, dass er nichts sagte. Er hatte auf sein Recht auf einen Anwalt verzichtet und seither nichts Brauchbares mehr von sich gegeben.
    »Wenn Sie sich da so sicher sind, warum muss ich dann überhaupt aussagen? Außerdem könnte ich ja lügen.« Manning lächelte selbstzufrieden.
    Nadis beugte sich über ihn und sagte leise: »Kann schon sein, aber DNA lügt nicht.«
    »Noch haben Sie die DNA-Ergebnisse nicht.«
    »Aber bald«, erwiderte Nadis aggressiv. Bridget legte ihm eine Hand auf die Schulter und zog ihn sanft zurück. Sie wollte nicht, dass er irgendetwas tat, was ihre Anklage gefährdete, falls die DNA-Probe sich tatsächlich als positiv herausstellte.
    Irgendwie tat ihr Manning leid, weil ihm das Leben nie eine Chance gegeben hatte. Er wusste nicht einmal, wer seine Eltern waren. Sein Erziehungsberechtigter war ein gleichgültiger Sozialarbeiter gewesen, der alle paar Monate gewechselt hatte. Aber andere Menschen kamen auch mit einem derartigen Schicksal zurecht. Nicht jeder, der als Kind auf soziale Einrichtungen angewiesen war, wird dadurch zum Kriminellen.
    »Was ist, wenn ich ein Geständnis ablege und die DNA später beweist, dass ich unschuldig bin? Dann werden alle sagen, ihr hättet das Geständnis aus mir herausgeprügelt.«
    »Aus irgendeinem Grund halte ich diese Möglichkeit für äußerst unwahrscheinlich«, sagte Bridget.
    »Dann verstehe ich nicht, warum Sie ein Geständnis von mir wollen.«
    »Weil sich der Richter so vielleicht nachsichtiger mit Ihnen zeigt.«
    Manning grinste erneut und verhöhnte die beiden Polizisten mit seiner guten Laune. »Möchten Sie das denn?«
    Nadis beugte sich über den Tisch und hielt Manning sein Gesicht direkt vor die Nase. »Weißt du, was ich möchte, du elendes Stück Scheiße? Dass dich der Richter mit Anschuldigungen überhäuft!«
    »Dann ist es vielleicht doch besser, wenn ich nicht aussage.«
    Detective Nadis wollte Manning schon beim Genick packen, aber Bridget machte einen Schritt nach vorn und hielt seine Hand fest. »Fühlen Sie sich stark, wenn Sie unschuldige Frauen tyrannisieren?«, fragte sie.
    »Die meisten Frauen sind längst nicht so unschuldig, wie sie tun.«

Mittwoch, 26. August 2009 – 12.10 Uhr
    Andi stand im voll besetzten Gerichtssaal vor der Richterin und machte einen leicht nervösen Eindruck. »Euer Ehren, die Verteidigung ruft Elias Claymore in den Zeugenstand.«
    Die Zuschauer und die Geschworenen schnappten überrascht nach Luft. Alex hatte beschlossen, Andi erneut das Feld zu überlassen. Claymore wurde beschuldigt, eine Frau vergewaltigt zu haben, also musste ihn auch eine Frau durch das Minenfeld der Zeugenvernehmung führen, bevor sie ihn in das noch tödlichere Minenfeld von Sarah Jensens Kreuzverhör entließ. Claymore stand auf und begab sich zum Zeugenstand. Der Gerichtsdiener hielt ihm eine Bibel hin.
    »Legen Sie Ihre linke Hand auf das Buch und heben Sie die rechte Hand«, forderte er Claymore auf.
    Claymore kam der Aufforderung nach.
    »Schwören Sie, die Wahrheit zu sagen, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit, so wahr Ihnen Gott helfe?«
    »Ich schwöre.«
    Der Gerichtsdiener nahm die Bibel wieder an sich und zog sich zurück.
    Andi Phoenix begann mit ihrer Zeugenvernehmung: »Sie sind Elias Joshua Claymore?«
    »Ja.«
    »Würden Sie dem Gericht bitte erzählen, wo Sie am 5. Juni dieses Jahres zwischen halb acht und neun Uhr morgens waren?«
    »Ich war zu Hause und habe für meine Nachmittagssendung recherchiert.«
    »Wie können Sie sich da so sicher sein?«
    »Weil es ein Wochentag war. Ich recherchiere immer morgens für meine Sendung. Weil sie jeden Nachmittag live aufgezeichnet wird, muss ich mich morgens darauf vorbereiten.«
    »Hat Sie jemand bei sich zu Hause gesehen?«
    »Nein.«
    »Mr Claymore, haben Sie Bethel Newton vergewaltigt?«
    »Nein«, antwortete Claymore. Er hatte nur einen winzigen Moment gezögert, aber der genügte, um seine Glaubwürdigkeit zu beschädigen.
    Verdammt , dachte Alex hilflos.
    Es spielte keine Rolle, ob es legitime Gründe für Claymores Zögern gab, und es spielte auch keine Rolle, dass dieser Mann die Bürde einer früheren Schuld mit sich herumschleppte. Sein kurzes Zögern genügte, um der

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