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Späte Sühne - Island-Krimi

Späte Sühne - Island-Krimi

Titel: Späte Sühne - Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Er hat viel für die Mannschaft getan, und das war damals eine echt starke Mannschaft.«
    »Aber jetzt mussten sie sechs Niederlagen hintereinander kassieren.«
    »Das stimmt, im Augenblick läuft es überhaupt nicht gut.«
    Nach kurzem Schweigen fragte Gunnar: »Wie ist er eigentlich, der Botschafter?«
    »Er hat schon einige positive Seiten«, antwortete der Fahrer zögernd.
    »Als da wären?«
    »Er ist sehr angenehm im Umgang und dankbar für alles, was man für ihn tut. Er spricht gut Deutsch und ist sehr entgegenkommend.«
    »Und die schlechten Seiten?«, erkundigte sich Gunnar.
    »Eigentlich nichts Erwähnenswertes. Er nimmt sich gern einen zur …« Der Fahrer nahm die rechte Hand vom Steuer und machte eine Bewegung, als tränke er aus einem Glas. »Sie verstehen.«
    »Ja, ich verstehe. Aber doch nicht so, dass er völlig aus der Welt ist?«
    »Äh, ja, es kann vorkommen, dass er im Auto einschläft, wenn ich ihn von einer Einladung nach Hause fahre. Der Hausverwalter in der Residenz des Botschafters hilft mir dann dabei, ihn ins Haus zu tragen.«
    »Und die Frau des Botschafters?«
    Der Fahrer überhörte die Frage. »Da vorne ist der Tiergarten«, sagte er. »Jetzt sind wir bald am Ziel. Herr Ingason wird Sie in Empfang nehmen.«
    »Botschaftsrat Ingason? Nicht der Botschafter?«
    »Nein, der Botschafter ist zu Hause. Herr Ingason hat im Augenblick die Leitung in der Botschaft. Ein sehr zuverlässiger und untadeliger Mann. Er ist unentbehrlich für den Botschafter.«
    Der Fahrer konzentrierte sich nunmehr auf das Fahren und bog scharf nach rechts ein. Auf der linken Seite tauchten vor einem Gebäudekomplex fünf Fahnenstangen mit den Fahnen der Nordischen Länder auf.
    15:05
    Der Chauffeur hielt neben dem Bürgersteig, stieg aus und öffnete Anna die Tür. Ein älterer Herr, der vor dem Haus gewartet hatte, kam auf sie zu und begrüßte die Aussteigenden einen nach dem anderen.
    »Ich bin der Botschaftsrat, Arngrímur Ingason ist mein Name«, sagte er und wiederholte seinen Namen bei jedem Händeschütteln. Birkir stellte sich als Erster vor und dann die beiden anderen: »Gunnar Maríuson, Anna Þórðardóttir.«
    Arngrímur begrüßte Sigmundur zuletzt, ohne sich vorzustellen. Sie kannten sich offensichtlich.
    »Vielen Dank, dass ihr so schnell reagiert habt«, sagte Arngrímur zu den Kriminalbeamten, die sich um ihr Gepäck kümmerten. Gunnar übernahm Annas Koffer mit der technischen Ausrüstung. Sie nutzte die Gelegenheit und zündete sich eine Zigarette an.
    »Das ist wohl unsere Aufgabe«, sagte Birkir und sah sich um. Durch die Glasfront konnte man in den Innenhof zwischen den Botschaftsgebäuden blicken. Das Kupferband war von hier aus kaum zu sehen, doch die Häusergruppe nahm sich im Sonnenlicht schön aus.
    Der Chauffeur sagte etwas auf Deutsch zu Arngrímur, setzte sich dann wieder in den Wagen und fuhr los.
    »Er holt den Botschafter ab«, sagte Arngrímur. »Wir haben heute Morgen auf einer Pressekonferenz hier im Felleshus die Medien informiert, und anschließend ist Konráð nach Hause gefahren, um sich etwas auszuruhen. Er möchte euch hier aber so schnell wie möglich treffen. Wir haben Hotelzimmer für euch gebucht, aber ich ging davon aus, dass ihr vielleicht zuerst die Botschaft und den Tatort sehen wollt.«
    »Ja«, antwortete Birkir, »das duldet keinen Aufschub.«
    »Genau. Bitte folgt mir«, sagte Arngrímur und ging vor ihnen her zum Eingang. Anna hatte noch ihre Zigarette zwischen den Fingern, und sie blieben vor dem Eingang stehen, damit sie sie zu Ende rauchen konnte.
    Birkir blickte hoch. Quer über dem Eingang waren längliche Glasplatten angebracht, auf denen in sechs Sprachen »Botschaften der Nordischen Länder« stand. Ganz unten auf Deutsch, Isländisch an fünfter Stelle, Finnisch ganz oben, dann Dänisch, Norwegisch und Schwedisch, ohne dass Birkir da große Unterschiede feststellen konnte. Die Orthographie war ähnlich, und Birkir kannte sich mit den skandinavischen Sprachen nicht sonderlich gut aus.
    »Ich muss als Erstes mit den Botschaftsangehörigen sprechen«, verkündete Sigmundur. »Sie sind im Felleshus, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Arngrímur und beschrieb Sigmundur den Weg zu den Konferenzräumen, wo die Angestellten der Botschaft provisorisch untergebracht waren. Sigmundur verabschiedete sich und verschwand im Eingangsbereich.
    »Kann man ihm nicht so viel zu tun geben, dass er sich nicht in unsere Arbeit einmischt?«, fragte Gunnar.
    »Ich will’s

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