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Späte Sühne - Island-Krimi

Späte Sühne - Island-Krimi

Titel: Späte Sühne - Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Lavaplatten.
    Als Arngrímur bemerkte, was Birkirs Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, sagte er: »Die Platten können von unten mit rotem Licht angestrahlt werden, das erinnert an rotglühende Lava. Ich kann euch, sobald es eure Zeit erlaubt, das ganze Gebäude zeigen und die Architektur erläutern.«
    Sie ließen ihr Gepäck im Empfangsbereich zurück und gingen über die Treppe in den ersten Stock.
    »Dort in dem Konferenzraum hat die Party stattgefunden«, sagte Arngrímur und wies auf eine offene Tür. »Es gab auch eine Besprechung mit einem Teil der Gruppe im Büro des Botschafters.«
    »Wer hat daran teilgenommen?«, fragte Birkir.
    »Das sollte euch am besten der Botschafter selber sagen, wenn er kommt«, sagte Arngrímur. »Wir haben zwar gestern darüber gesprochen, aber ich bin aus seiner Geschichte nicht ganz schlau geworden.«
    »Warst du an dem Tag nicht in der Botschaft?«
    »Nein, ich war das ganze Wochenende in Stuttgart und bin erst Sonntagabend spät wieder nach Berlin gekommen. Eine isländische Familie hatte am Freitag einen schweren Autounfall, ein Ehepaar mit zwei Kindern. Die Mutter ist ums Leben gekommen, die anderen liegen verletzt im Krankenhaus. Eine furchtbare Sache. Ich habe ihnen beigestanden, bis ihre isländischen Verwandten im Krankenhaus eintrafen.«
    »Es war also ein schwieriges Wochenende für dich?«
    »Ja, und anscheinend ist ein Ende noch nicht abzusehen. Aber das gehört zu diesem Beruf. Es gibt solche und solche Tage. Wir beklagen uns nicht.«
    »Ich verstehe«, sagte Birkir und warf einen Blick in das Zimmer. Der Gestank der Essensreste hatte den Alkoholdunst, der immer noch über allem schwebte, in den Hintergrund gedrängt.
    »Hier haben die Gäste gegessen«, sagte Arngrímur. »Ich hoffe, dass ihr mir nachher die Erlaubnis gebt, sauber machen zu lassen.«
    »Wir sehen zu, was wir tun können«, sagte Birkir.
    Sie gingen hinauf in die nächste Etage, und Arngrímur zeigte ihnen die Kaffeeküche für die Belegschaft.
    »Geschirr und Besteck kamen von hier, ebenso die Gläser«, sagte Arngrímur. »Der Wein musste aus dem Keller geholt werden. Hier scheint sich aber ansonsten in der besagten Nacht nicht viel abgespielt zu haben.«
    »Du hast die Leiche im Stockwerk über uns gefunden?«, fragte Birkir.
    »Ja. Das Büro des Botschafters befindet sich in der obersten Etage. Der Tote saß dort auf dem Schreibtischstuhl, als ich eintraf. Es war ein grauenvoller Schock.«
    »Wir gehen noch nicht sofort hinauf«, sagte Birkir. »Wir müssen zunächst die Information der deutschen Kriminalpolizei über deren Ergebnisse der vorläufigen Tatortbegehung in Händen haben, und dann kann Anna sich an die Arbeit machen.«
    »Es muss natürlich systematisch vorgegangen werden, das verstehe ich«, sagte Arngrímur und sah auf seine Armbanduhr. »Der deutsche Kommissar wird jeden Moment eintreffen.«
    Birkir sah sich um und sagte: »Es wäre gut, wenn uns einer der Räume zur Verfügung gestellt werden könnte, die vorgestern Nacht verschlossen waren.«
    Arngrímur nickte. »Eine Etage tiefer ist ein leeres Büro, das wir verwenden, wenn wir Praktikanten haben, und da ist im Augenblick niemand. Der Botschafter hat keinen Schlüssel zu diesem Zimmer, deswegen wurde es bestimmt an dem Abend von niemandem betreten.«
    15:45
    Als sie wieder in den ersten Stock hinuntergingen, klingelte Arngrímurs Handy.
    »Das war die Rezeption im Felleshus, der deutsche Kommissar ist eingetroffen«, erklärte er nach dem kurzen Gespräch.
    »Den übernehme ich«, sagte Gunnar. »Hast du nicht gesagt, dass es hier irgendwo eine Cafeteria gibt? Ich komme um vor Hunger.«
    »Selbstverständlich, ich bitte um Entschuldigung. Ihr müsst natürlich etwas zu essen bekommen.«
    »Für mich reichen ein Sandwich und ein Wasser mit Kohlensäure«, sagte Birkir. »Und es wäre gut, wenn das hierher gebracht werden könnte.«
    »Für mich auch ein Sandwich, und dazu eine Cola«, sagte Anna. »Aber erst muss ich raus und eine rauchen.«
    Gunnar folgte Arngrímur ins Felleshus, wo sie Kommissar Tobias Fischer von der Berliner Kriminalpolizei trafen, einen hochgewachsenen Mann mit dichtem grauen Haar und einem gepflegten kurzgeschnittenen Vollbart. Die braunen Augen blickten verschmitzt. Gunnar begrüßte ihn auf Deutsch, und sie schienen auf Anhieb einen guten Draht zueinander zu haben. Sie beschlossen, sich in der Cafeteria im ersten Stock zu unterhalten, damit Gunnar etwas essen konnte.
    »Ich kann besser denken,

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