Späte Sühne - Island-Krimi
die Plätze ausfechten.«
»Fechtkämpfe können interessant sein«, bemerkte Birkir. Er deutete nach rechts und fragte: »Und das ist wohl die schwedische Botschaft?«
»Ja, genau. Beim schwedischen Gebäude dominieren ebenfalls Stahl, Stein und Glas, genau wie bei den anderen Skandinaviern. Von hier aus blicken wir auf eine Kalksteinmauer, die in das Gebäude hineingeht. Sie wird innen höher und schirmt die Konferenzräume vom Foyer ab. Eine außerordentlich gelungene Lösung.«
»Kennst du sonst noch jemanden von den Gästen des Botschafters am Sonntagabend?«
»Ich bin Unnar Mathieu einmal hier in Berlin behilflich gewesen. Lúðvík hat auch schon andere Ausstellungen im Felleshus ausgerichtet, dabei haben wir uns kennengelernt. Mit den anderen bin ich, soweit ich mich erinnere, nie zusammengetroffen.«
»Hältst du es für wahrscheinlich, dass Unnar Anton ermordet hat?«
»Nein, ganz und gar nicht.«
»Wir haben also genau wie die Norweger Steine importiert«, sagte Birkir und drehte sich um. Die isländische Botschaft lag neben der norwegischen und war von außen mit rötlich braunen Platten verkleidet. »Was ist das für eine Gesteinsart?«
»Das ist Rhyolit aus dem Hamarsfjörður bei Djúpivogur. Das Material stammt aus den natürlichen Geröllhängen, die dort durch Gesteinsverwitterung entstanden sind, und wurde in Reykjavík in dünne Platten gesägt. Es hat einige Mühe gekostet, bevor die deutschen Baubehörden dieses Material akzeptierten, so etwas kannte man hierzulande überhaupt nicht. Es musste von zwei Prüfstellen gründlichst untersucht werden.«
Birkir wechselte wieder das Thema. »Du kennst also den Mann von Unnar, diesen Starkaður, nicht?«
»Möglicherweise ist er mir einmal vorgestellt worden, aber ich kann mich nicht daran erinnern.«
»Du weißt also nicht mehr über ihn.«
»Leider nein.«
Sie näherten sich jetzt der isländischen Botschaft.
»Es fällt auf, wie viel schlichter der Stil des isländischen Gebäudes im Vergleich zu den anderen ist«, sagte Birkir.
»Ja. Meines Erachtens passt das gut«, sagte Arngrímur. »Das Gebäude ist ein zweigeteilter Quader, zum einen der Treppenbereich, wo der wellenförmige, sandgestrahlte Beton im Vordergrund steht, und zum anderen der Büroteil mit der Rhyolitverkleidung.«
Sie standen jetzt am Eingang, und Arngrímur ließ Birkir mit seiner Chipkarte ein.
»Du kennst den Sonnendichter nicht persönlich?«, fragte Birkir.
»Nein.«
»Du hast ihn nie getroffen?«
»Nicht dass ich wüsste.«
»Nun gut«, sagte Birkir nachdenklich. »Wie viel Quadratmeter hat das Gebäude?«, fragte er dann.
»Insgesamt vierhundert«, sagte Arngrímur. »Jede Etage hat etwa achtzig Quadratmeter. Die Nutzfläche ist also relativ klein und auch nicht besonders praktisch, denn Servicebereich, Treppenaufgang und Aufzug beanspruchen viel Platz. Aber so ist es halt. Wir sind ja auch nur acht Mitarbeiter, deswegen kommen wir ziemlich gut zurecht.«
»Gab es keine bessere Lösung?«
»Nein, insgesamt betrachtet nicht. Als die Planungsarbeiten für das Gelände liefen, kam die Idee auf, die isländische Botschaft in einer Etage über der norwegischen Botschaft unterzubringen. Ich bin froh, dass daraus nichts wurde, und meiner Meinung nach nimmt sich das Gebäude sehr schön zwischen den anderen aus, auch wenn es vergleichsweise bescheiden ist.«
»Bist du Helgi Kárason irgendwann einmal begegnet?«
Arngrímur schien sich nicht daran zu stören, dass Birkir dauernd das Thema wechselte und dabei auch Fragen nach den Gästen des Botschafters wiederholte. Seine Antwort kam prompt: »Wir wollten uns wegen seiner bevorstehenden Ausstellung treffen, aber da ich verhindert war, hat der Botschafter mit ihm gesprochen. Ich bin Helgi nie begegnet.«
»Wann sollte diese Besprechung stattfinden?«, fragte Birkir.
»Am Sonntag.«
»Ist das nicht ungewöhnlich?«
»Ja, aber für Helgi kam kein anderer Termin in Frage. Soweit ich weiß, hat er ein dicht gedrängtes Programm. Hier in der Botschaft gehört es einfach dazu, dass wir manchmal auch sonntags Dienst haben. Daran sind wir gewöhnt.«
»Lúðvík war hier, weil er Helgis Ausstellung ausrichtet. Ihr seid euch aber schon vorher einmal begegnet, nicht wahr?«
»Ja, wie gesagt, einmal ganz kurz. Er hat schon einmal eine Ausstellung im Felleshus arrangiert. Er ist wirklich ein Fachmann auf seinem Gebiet. Ich hatte sonst aber nichts damit zu tun, wir haben uns bei der Vernissage getroffen.«
»Und er
Weitere Kostenlose Bücher