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Späte Sühne - Island-Krimi

Späte Sühne - Island-Krimi

Titel: Späte Sühne - Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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etwas ganz anderes dahinterstecken, falls er tatsächlich verschwunden sein sollte.«
    09:50
    Als Birkir nach der Besprechung mit Magnús in sein Büro zurückkehrte, klingelte wieder sein Telefon. Es war die Zentrale.
    »Hier fragt irgendein Anwalt nach jemandem, der mit dem Mord an Anton Eiríksson befasst ist. Nimmst du das Gespräch entgegen?«
    »Kann ich machen«, sagte Birkir und nannte seinen Namen, als der Anruf zu ihm durchgestellt wurde.
    Sein Gesprächspartner stellte sich als Mitarbeiter einer Rechtsanwaltskanzlei vor.
    »Was kann ich für dich tun?«, fragte Birkir.
    »Der verstorbene Anton Eiríksson war hier in Island unser Klient«, sagte der Mann.
    »Aha«, sagte Birkir. »Wisst ihr vielleicht irgendetwas, was uns bei unseren Ermittlungen weiterhelfen könnte?«
    »Nein, wohl kaum. Ich fand es aber richtig, euch zu kontaktieren. Wir gehen gerade seine Akte durch.«
    »Ist da etwas, was ihr uns zeigen wollt?«, fragte Birkir.
    »Es dreht sich eigentlich nur um die Buchhaltung, Steuererklärungen und das Testament, das erst eine Woche nach seinem Ableben eröffnet werden durfte. Deshalb haben wir das auch erst heute Morgen gemacht.«
    »Ist das etwas Ungewöhnliches?«
    »Ist was etwas Ungewöhnliches?«
    »Mit der Eröffnung des Testaments zu warten?«
    »Da gibt es alle möglichen Varianten. Manche finden es angebracht, einige Tage nach dem Ableben verstreichen zu lassen.«
    »Na schön. Aber was steht in diesem Testament?«
    »Sein gesamter Besitz soll an Waisenkinder in Indonesien gehen. Beigefügt sind die Namen von Institutionen, die in diesem Teil der Welt arbeiten.«
    »Das stimmt mit dem überein, was uns bekannt ist«, sagte Birkir.
    »Tja, dann ist das wohl in Ordnung so.«
    »Ja, wahrscheinlich. Worin besteht der Besitz?«
    »Es gibt diverse Bankkonten hier in Island und auch im Ausland, und außerdem Bargeld, das in einem Safe aufbewahrt ist.«
    »Wie viel?«
    »Zirka vierhunderttausend Euro.«
    »Eine stattliche Summe.«
    »Ja. Wir hätten nicht empfohlen, so viel Geld in einem Safe aufzubewahren. Die Zinsen für einen solchen Betrag sind beträchtlich.«
    »Vielleicht hat Anton den Banken nicht vertraut«, gab Birkir zu bedenken.
    »Möglich«, entgegnete der Rechtsanwalt.
    Birkir überlegte kurz. »Wo befindet sich dieser Safe?«, fragte er dann.
    »In seiner Wohnung.«
    »In London?«
    »Nein, hier in Reykjavík.«
    »Uns ist gar nicht bekannt, dass er eine Wohnung hier in Reykjavík hatte. Wir haben überprüfen lassen, ob es eine auf seinen Namen eingetragene Immobilie gibt. Das schien nicht der Fall zu sein.«
    »Nein, diese Wohnung ist auf eine Privatfirma registriert, und dahinter steckt wieder eine andere Firma. Es geht natürlich um die Steuer.«
    »Wo ist diese Wohnung?«
    »In einem der Hochhäuser in Austurbrún.«
    »Die müssen wir uns ansehen.«
    »Selbstverständlich. Mir würde es am …«, der Rechtsanwalt zögerte, »… am Donnerstag um elf passen.«
    »Nein, nicht am Donnerstag«, erklärte Birkir. »Heute.«
    »Das ist nicht möglich.«
    »Es muss möglich sein.«
    Nach einigem Schweigen erklärte der Anwalt: »Ich habe mittags eine Besprechung, die ich verschieben könnte. Wie wäre es mit halb eins?«
    »Das geht«, sagte Birkir. »Um halb eins wird jemand von uns dort sein. Hast du einen Schlüssel?«
    »Nein.«
    Birkir streckte seine Hand nach dem Schlüsselbund aus, das sich in Anton Eiríkssons Reisekoffer befunden hatte. Daran hingen etliche Schlüssel, die zu einer Wohnungstür passen konnten.
    »Wir haben hier Schlüssel, die wir probieren können. Wenn sie nicht passen, ziehen wir einen Experten hinzu.«
    11:15
    Die Polizei auf dem Flughafen in Keflavík reagierte schnell auf Birkirs Anfrage. Telefonisch erhielt er Auskunft, wo und wie die Bildsequenzen abzurufen waren, die sich inzwischen bereits in einer Datenbank der Polizei befanden. Es folgte eine E-Mail mit präzisen Angaben zur Position der Kameras, und in welcher Reihenfolge man sich die Dateien ansehen solle, um die Passagiere, die mit der Maschine aus Berlin eingetroffen waren, vom Flugsteig an im Auge zu behalten.
    Birkir hatte Gunnar schon am Morgen angerufen und von den Neuigkeiten über Arngrímur berichtet.
    »Ich komme sofort«, hatte Gunnar geantwortet. Birkirs Proteste schlug er in den Wind.
    Eine halbe Stunde später humpelte er an seinen Krücken über den Korridor.
    »Wie geht’s dir?«, fragte Birkir, als sie sich trafen.
    »Wegen dieser Blessuren an der Brust darf ich nicht tief

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