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Späte Sühne - Island-Krimi

Späte Sühne - Island-Krimi

Titel: Späte Sühne - Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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beordert hat.«
    »Willst du damit sagen, dass da jemand unter falscher Flagge gesegelt ist?«
    »Es hat ganz den Anschein. Wir haben uns sein Postfach angeschaut und die E-Mail mit dem Flugticket gefunden. Auf den ersten Blick scheint sie aus dem Ministerium geschickt worden zu sein, aber der Absender ist kein Mitarbeiter. Das Flugticket war auf die Business-Class und den nächsten Flug ausgestellt, der noch am selben Tag abging.«
    »Du willst also sagen, dass Arngrímur unter falschen Voraussetzungen nach Island gelockt wurde und seit seiner Ankunft hier verschwunden ist?«
    »Ja, da stimmt etwas nicht.«
    »Möchtest du, dass wir nach ihm fahnden?«
    »Nein, auf keinen Fall. Ich meine, nicht gleich. Hoffentlich gibt es eine normale Erklärung. Ihr könntet euch aber vielleicht unauffällig umhören.«
    »Hat Arngrímur Verwandte hier?«
    »Keine, zu denen er Verbindung hatte. Soweit ich weiß, ist er seit Jahrzehnten nicht in Island gewesen.«
    »Wo sollten wir denn anfangen, uns umzuhören?«
    »Das weiß ich doch nicht. Ich bin kein Polizist.«
    »Wir können unsere EDV -Experten auf die E-Mail ansetzen. Ich sage ihnen, dass sie Verbindung mit dir aufnehmen sollen. Sie verstehen sich auf so etwas. Und wir versuchen herauszufinden, wer das Ticket bezahlt hat.«
    »Gut. Aber kann man nicht noch etwas mehr tun?«
    »Vielleicht sollte man sich die Aufzeichnungen der Überwachungskameras am Flughafen ansehen.«
    »Gut, sehr gut. Der Ministerialdirigent im Außenministerium will mit seinem Kollegen im Justizministerium sprechen. Die haben mich darum gebeten, gleich Verbindung mit euch aufzunehmen, um die Sache zu beschleunigen. Deswegen hab ich dich angerufen. Du kennst dich hier in der Botschaft etwas aus, und du hast Arngrímur getroffen. Das muss Priorität haben. Wir möchten aber nicht, dass es publik wird, falls sich die Sache auf ganz normale Weise klären sollte. Es gibt ohnehin schon genug Probleme. Hoffentlich ist Arngrímur nur irgendwo zu Besuch.«
    Als das Gespräch beendet war, rief Birkir bei der Polizeiwache auf dem Flughafen in Keflavík an und bat um die Aufzeichnungen der Überwachungskameras im Ankunftsbereich, und zwar eine zweistündige Sequenz von dem Zeitpunkt an, als die Maschine aus Berlin gelandet war. Anschließend ging er zu Magnús, um ihn in Kenntnis zu setzen. Wahrscheinlich würde es bald Anweisungen von oben geben, aus dem Polizeipräsidium oder vom Ministerium, und dann war es besser, wenn man sagen konnte, dass die Angelegenheit bereits bearbeitet wurde. Arngrímurs Verschwinden war ganz anders als normale Vermisstenmeldungen, mit denen sie sich befassen mussten. Meist waren es pubertierende Jugendliche, die nach sich suchen ließen.
    Magnús war durch Birkirs Bericht sichtlich aus der Ruhe gebracht.
    »Wissen die Leute in der Botschaft wirklich nicht, bei wem Arngrímur sich hier in Island aufhalten könnte?«, fragte er.
    »Nein, sie haben absolut keine Ahnung.«
    Magnús dachte laut: »Hoffentlich ist er irgendwo in netter Umgebung und hat sein Handy nur abgestellt, um ein paar Tage seine Ruhe zu haben. So was ist schon vorgekommen.«
    Birkir antwortete nicht darauf und ging das Ganze im Geiste durch. Schließlich sagte er: »Da ist immer noch die Sache mit diesem seltsamen Messer in der Botschaft. Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass es sich zu irgendeinem anderen Zweck dort befunden haben muss. Eigentlich hätte Arngrímur an diesem Tag in der Botschaft sein sollen, aber er musste anderen dienstlichen Verpflichtungen nachkommen. Ist es denkbar, dass dieses Messer für ihn bestimmt war?«
    »Aber wieso denn in aller Welt?«
    »Arngrímur hatte etwas mit dem Rauschgiftfall in Sandgil zu tun. Könnten die damaligen Bewohner vielleicht der Meinung sein, dass sie ihm wegen des Brandes etwas heimzuzahlen haben?«
    Magnús schüttelte energisch den Kopf. »Nach all diesen Jahren? Wie kommst du denn auf die Idee?«
    »Das ist die einzige Spur, die sich zurückverfolgen lässt«, sagte Birkir.
    »Der Amtmann spielte letzten Endes nur eine Nebenrolle bei der Ermittlung«, entgegnete Magnús. »Die eigentliche Ermittlung unterstand mir, und zwar in Zusammenarbeit mit der Kriminalpolizei in Reykjavík. Da gibt es viele, die bei dieser Ermittlung und bei der Festnahme der Leute eine wichtigere Rolle gespielt haben. Weshalb in aller Welt sollte sich nach all diesen Jahren irgendeine Rache gegen ihn richten? Vor allem, wenn sie mit einem derartigen Aufwand verbunden ist. Nein. Da muss

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