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Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Voosen , Kerstin Signe Danielsson
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Lindholm hatte es mittlerweile geschafft, seinen Block aus der Tasche zu ziehen, nun suchte er seinen Kugelschreiber. Hultin sah abwechselnd auf Raitolaas Frisur und die Zimtschnecken, die sie auf den Tisch gestellt hatte.
    »Aber er war auch ein regelmäßiger Besucher der politischen Diskussionsabende. Ich kann mich an zwei Abende erinnern, an denen er richtig flammende Reden gehalten hat. Einmal hat sogar der ganze Saal Beifall geklatscht.«
    »Was waren das für Diskussionen? Worum ging es dabei?«
    »Das eine Mal ging es um die Müllverbrennungsanlage, ihr wisst schon, Växjö, die grünste Stadt Europas und so. Jetzt ist die Anlage in Ljungby gebaut worden.«
    Raitolaa trank einen Schluck von ihrem Kaffee.
    »Und das andere Mal ging es um den Nahostkonflikt. Vor einigen Jahren, als es den Krieg im Gazastreifen gab.«
    »War das der Abend, an dem er den Beifall bekommen hat?«, fragte Lindholm. Er hatte jetzt seinen Kuli in der Hand, aber aus irgendeinem Grund funktionierte die Mine nicht.
    »Nein, im Gegenteil.«
    »Wieso im Gegenteil?«
    »Na, den Beifall hatte er an dem Abend mit der Müllverbrennungsanlage bekommen. Weil er sich für noch mehr erneuerbare Energien ausgesprochen hatte: Windkraft, Fernwärme und so weiter. Dass unsere Stadt noch viel nachhaltiger werden müsse. Und energieeffizienter. An dem Abend dann, als es um den Nahostkonflikt ging, also um die Invasion der israelischen Armee in den Gazastreifen, da passierte das Gegenteil.«
    »Inwiefern?«
    »Na, da haben ihn einige ausgepfiffen. Und schließlich kam es sogar zu einem kleinen Tumult. Frost hat sehr vehement seine Meinung vertreten.«
    »Was war denn Frosts Meinung?«
    »Er war hundert Prozent Pro-Israel. Und die meisten Leute sahen das anders. Es war ein sehr emotionaler Abend, es ist ja auch ein sehr emotionalisierendes Thema. Schließlich ist dieser Verrückte dann ausgerastet.«
    »Frost?«
    »Nein! Doch nicht Frost! Dieser Österreicher, der im Wald wohnt!«
    »Haber? Der Tierrechtsaktivist?«
    »Genau der! Aufgesprungen ist er und wollte dem alten Frost an die Gurgel. Wir mussten den Sicherheitsdienst rufen, und die haben ihn schließlich hinausbefördert. Gebrüllt hat der! ›Zionist‹ hat er gerufen und ›Kindermörder‹. Frost war völlig aufgewühlt und am Ende. Es war schließlich nur eine Diskussion, ein Meinungsaustausch. Aber dieser Haber ist völlig ausgeflippt! Am Ende hat er sogar geschrien, dass er Frost umbringen werde da draußen im Wald.«
    Liisa Raitolaa nahm eine Zimtschnecke in die Hand. Eine der echten, nicht die aus ihrem Haar. Sie schien über etwas nachzudenken. Dann sah sie abwechselnd zu den beiden Polizisten auf dem Sofa herüber.
    »Aber sagt mal, ist irgendetwas Schlimmes passiert, oder warum wollt ihr das alles überhaupt wissen?«
    5
    Da waren Schmerzen. Und dahinter Bäume, auf manchen lag noch immer Schnee. Darüber Felsen, graue Buckel, verwundete, zerklüftete Walrücken, über die der Wind pfiff. Er konnte es hören, bis hierhin, wo er lag, bis in die Hütte, die ihm Schutz gab vor der Kälte, vor den Tieren. Er versuchte sich umzudrehen, vorsichtig, weg von dem gleißenden Licht, das ihn durch das schmutzige Fenster hindurch in die Augen stach, weg von den Erinnerungen: auffliegende Schmetterlinge, die Jagd, der Unfall. Aber das Stechen in seinen Augen war nichts gegen den Schmerz, der jetzt durch seine Seite fuhr, als triebe man ihm Haken ins Fleisch. Er heulte auf, doch das feuchte Holz der Decke und die klammen Teppiche auf den groben Bohlen schluckten seine Laute. Er hielt in der Bewegung inne, es schien unmöglich, die Position seines wunden Körpers auf der Pritsche zu verändern. Wimmernd gab er dem Schmerz nach. Er schloss die Augen, sehnte den Schlaf herbei. Als das Fieber zurückkam und mit ihm die alten Dämonen, war es eine Erlösung. Dankbar ließ er sich in den Abgrund fallen, und alles verschwand, die Schmerzen, die Bäume, die Felsen mit ihren buckligen Zinnen.
    6
    Am späten Vormittag standen Ingrid Nyström und Stina Forss vor dem Haus von Frederik Axelsson im Pepparvägen. Der Bungalow stand neben Dutzenden von ähnlichen Häusern in einem Wohngebiet. Erstaunt nahm Forss zur Kenntnis, dass ungeachtet der unwirtlichen Jahreszeit in vielen Vorgärten Trampoline standen. Nyström bemerkte ihre Verwunderung.
    »Die Trampoline waren im letzten Jahr der Sommerhit bei Familien mit Kindern. Jetzt, im Winter, bemerken die Leute, dass sie in ihren Garagen gar keinen Platz für die

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