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Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Voosen , Kerstin Signe Danielsson
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fester, und er hatte sich in der Zwischenzeit die Nase geputzt. Forss trank von ihrem kalt gewordenen Kaffee. Irgendwann verebbte das Gespräch. Axelsson starrte mit seinen feuchten Augen aus dem Fenster in den Garten, in dem kahle Apfelbäume standen, das Holz der Äste glänzte schwarz vor Nässe. Es hatte wieder zu regnen begonnen.
    Nyström sah zu Forss herüber, dann zur Tür, und Forss verstand. Sie standen auf und verabschiedeten sich. Nyström berührte den alten Mann noch einmal an der Schulter, dann gingen sie hinaus.
    Erst als sie im Auto saßen, begann Nyström zu sprechen.
    »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja, es ist nichts. Ich ... Es war nur der Schlafmangel und die Umstellung. Ich brauche ein bisschen Zeit, um wirklich hier anzukommen.« Sie log und sie glaubte zu spüren, dass es Nyström auffiel.
    Nyström sah sie lange an. »Sag Bescheid, wenn ich dir irgendwie helfen kann.«
    »Danke.«
    Forss brachte ihr schiefes Lächeln zustande, Nyström lächelte ebenfalls. Dann betätigte sie die Zündung des kleinen Toyotas.
    »Du hast es ja gemerkt, Frederik Axelsson war völlig aufgelöst. Er stand noch immer unter Schock. Frost ist sein bester Freund gewesen. Trotz des Alters haben sie sich regelmäßig getroffen. Oder vielleicht gerade deswegen. Ich glaube, sie hatten nur einander. Und ihr gemeinsames Hobby.«
    »Wie lange kannten sie sich?«
    »Schon einige Jahre. Sie haben sich auf einer Kunsthandwerksmesse kennengelernt. Frost hat ihn für die Kalligrafie begeistert. Dafür war es Axelsson, der Frost auf die Idee gebracht hat, Seidenspinner zu züchten und die Seide selber herzustellen. Er hatte wohl vorher bereits Schmetterlinge, aber nur tropische Arten. Die, die wir auch in dem Glashaus gefunden haben.«
    »Und hatte er irgendeine Idee, warum jemand seinen Freund getötet hat?«
    »Nein. Überhaupt nicht. Er sagte, er könne sich nicht vorstellen, dass Frost irgendwelche Feinde gehabt habe. Er sei ein unglaublich gütiger Mann gewesen.«
    »Glaubst du ihm?«
    »Du hast ihn ja erlebt. Frederik Axelsson ist ein weicher Mensch. Er war sehr, wie sagt man, emotional. Ich glaube, es war auf jeden Fall seine Sicht der Dinge. Ich habe ihn natürlich auch nach einer ehemaligen Lebensgefährtin oder Freundin gefragt. Davon wusste er nichts. Er wirkte überrascht, Frost habe ihm gegenüber nie eine Partnerin erwähnt. Aus dem Alter seien sie beide raus gewesen, so hater es ausgedrückt.«
    »Vielleicht wollte Frost sie vergessen.«
    »Vielleicht ist es wirklich schon lange her.«
    »Hast du Axelsson noch einmal darauf angesprochen, wie es war, als er Frost gefunden hat?«
    »Natürlich. Aber darüber zu reden fiel ihm schwer. Das meiste ging in Tränen unter. Alles, was ich verstanden habe, deckte sich mit dem, was er schon gestern Morgen zu Protokoll gegeben hat. Ich glaube, er braucht Zeit, um das Geschehene zu verarbeiten. Diese Zeit sollten wir ihm geben.«
    Nyström machte eine kurze Pause, dann sprach sie weiter.
    »Am Ende ist er doch noch mit etwas Interessantem rausgerückt. Es gab da wohl einen Mann, der ihm mehrmals öffentlich gedroht hat, einmal war Axelsson sogar dabei, bei einem seiner Vorträge über Schmetterlinge. Ein gewisser Joachim Haber.«
    »Klingt deutsch.«
    »Er kommt aus Österreich, aus Tirol, glaube ich. Ein Aussteiger, der hier hängen geblieben ist. Er war früher mal Lehrer, jetzt hat er sich dem Naturschutz verschrieben. Oder dem, was er dafür hält.«
    »Kennst du ihn denn?«
    »Den kennt hier jeder. Ein radikaler Tierschützer, der sich im Landkreis nicht gerade viele Freunde gemacht hat.«
    »Wieso?«
    »Kronoberg hat seit Jahren ein riesiges Wildschweinproblem. Das klingt lustig, ist aber sehr ernst. Vor Jahren sind Wildschweine aus Zuchten ausgebrochen und haben sich rasant vermehrt. Die Bedingungen in den Wäldern sind ideal, und sie haben keine natürlichen Feinde. Eine Sau bekommt mehrmals im Jahr Junge. Es gibt meines Wissens inzwischen über 30000 im Bezirk. Sie verwüsten die Forstwirtschaft, die Schäden gehen in die Millionen. Es hat auch schon Unfälle mit Menschen gegeben.«
    Nyström stockte für einen Moment. Dann fuhr sie fort.
    »Jedenfalls werden die Jäger der Plage nicht mehr Herr, sie sind sehr schwer zu jagen. Und dieser Haber läuft in der Gegend herum und ruft laut nach Artenschutz. Er hat sogar eine Sitzblockade vor dem Rathaus veranstaltet. Na ja, sagen wir lieber, er hat es versucht. Für die Zeitung war das natürlich ein gefundenes Fressen.

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