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Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Voosen , Kerstin Signe Danielsson
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dunklem Teint und breitem Brustkorb. Hugo Delgado kam in den Besprechungsraum, in der Hand hielt er eine Tasse Kaffee.
    »Puh.«
    »Was?«
    »Hab verpennt.«
    »Mmh. Party gemacht?«
    »Nee, WOW .«
    »Was?«
    » World Of Warcraft .«
    »Ach so. Zauberer?«
    »Nee, Ork. Verdammter Zeitfresser, das Spiel. Wird mich eines Tages noch umbringen. Kommst du dann zu meiner Beerdigung und legst einen Kranz nieder?«
    »Guck mal hier.«
    Lindholm hatte wieder nach dem Album gegriffen. Delgado stellte seinen Kaffee zur Seite. Er trat näher und sah Lindholm über die Schulter. Er begriff schnell.
    »Schwul also.«
    »Mmh.«
    »Erklärt einiges, die Kleider und so.«
    »Als würden alle Schwulen Kleider tragen.«
    »Nein. Also ja. Also Frost jedenfalls. Früher, auf den Fotos da. Eine Transe, sieht man doch.«
    »Transvestitismus heißt das. Und ist völlig unabhängigvon der sexuellen Orientierung. Du kommst aus einer Machokultur, Hugo.«
    »Wenn, dann kommen meine Eltern aus einer Machokultur.«
    »Das vererbt sich. Aber hast du als Kind nie Mamas Pumps anprobiert? Oder einen BH?«
    »Bin ich schwul, oder was?«
    »Als Osterhexe verkleidet und bei den Nachbarn vorgesungen, um Süßigkeiten einzusacken?«
    »Ja, aber ...«
    »Siehst du. Selbst ’ne Transe! Mit Hang zum Exhibitionismus.«
    »Osterhexe, das ist was anderes, das macht doch jedes Kind. Das ist kulturell eingebunden und so.«
    »Na dann. Sicher, dass du in deinem World Of Warcraft ein Ork bist? Oder eine Elfe? Hugo, die Elfe.«
    Lindholm lachte, Delgado ebenfalls. Auch wenn sich seine Gesichtsfarbe etwas verändert hatte.
    Lindholm blätterte weiter in dem Album, bis er eine bestimmte Seite gefunden hatte.
    »Hier, daran musste ich denken, als du gerade von deiner Beerdigung gesprochen hast.«
    Sie betrachteten gemeinsam das ausgeblichene Farbfoto. Eine kleine Gruppe von Menschen stand auf einem Friedhof. Der Fotograf hatte bei der Aufnahme etwa zehn Meter von den Trauernden entfernt gestanden und die Anwesenden von hinten abgelichtet, sodass man eigentlich nur eine Ansammlung von dunklen Mänteln, Trenchcoats, Hüten und Kopftüchern erkennen konnte. Hinter ihnen deuteten Kränze die Lage des Grabes an, noch weiter hinten stand eine Gruppe von hohen Kiefern.
    »Das Foto muss eine Bedeutung für Frost oder seinen Partner gehabt haben, sonst wäre es nicht in dem Album. Es muss eine Verbindung zu dem Toten geben. Ein naher Freund oder ein Familienmitglied. Und wenn wir wüssten, wer dort begraben wird, bekämen wir ein neues Puzzlestück dazu, vielleicht sogar einen Hinweis auf die Identität von Frosts Freund. Aber man kann den Grabstein nicht sehen und die Inschriften auf den Gräbern daneben auch nicht, es kann irgendein Grab auf irgendeinem Friedhof in Schweden sein. Oder ganz woanders. Fuck!«
    Lindholm klappte das Album zu.
    »Warte mal! Mach es wieder auf!« Delgados Stimme klang jetzt aufgekratzt. Lindholm blätterte.
    »Stopp! Da ist es. Siehst du? Hier. Dieser Obelisk zwischen den Kiefern! Diese spitze Betonnadel da! Siehst du?«
    »Was ist damit?«
    »Die kenne ich. Wenn ich mich nicht irre. Warte kurz. Vielleicht ...«
    Delgado griff nach seinem Rucksack, zog sein kleines Notebook heraus und ließ den Rechner hochfahren.
    »Schulausflug, elfte Klasse, nach Stockholm, Besichtigung des Nordfriedhofs. Alfred Nobel liegt dort, Ingrid Bergman und Vilhelm Moberg. Was weiß ich, jeder halbwegs berühmte Schwede. Auch die drei Teilnehmer von Andrées Polarexpedition. Die wollten mit einem Wasserstoffballon zum Nordpol, 1897 oder so, ist aber gründlich in die Hose gegangen. Auf jeden Fall gibt es für die drei toten Forscher dieses Monument, diesen Obelisken auf dem Nordfriedhof. Sven Svensson ...«
    »Sven Svensson?«
    »Ja, der heißt wirklich so, Sven Svensson musste ein Referat darüber halten, damals, auf dem Ausflug in der elften Klasse. Es war grauenhaft langweilig, wenn ich mich richtig erinnere. Aber hier, sieh selbst.«
    Delgado hatte auf dem Computer eine Wikipedia-Seite geöffnet. Er drehte den Bildschirm so, dass auch Lindholm etwas sehen konnte. Sie betrachteten das Foto des mehrere Meter hohen Obelisken. Sahen wieder zu dem Bild im Album. Es gab eine große Ähnlichkeit, obwohl der markante Sockel des Obelisken auf dem Beerdigungsfoto durch die Köpfe der Trauernden abgeschnitten war.
    »Was meinst du?«
    »Es könnte schon sein. Aber was sollen wir jetzt tun? Nach Stockholm fahren? Einen Lageplan des Friedhofs anfordern? Das dauert doch

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