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Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Voosen , Kerstin Signe Danielsson
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Jeder Schritt weg von ihrem Bett fühlte sich schwer an und falsch.
    In der Küche setzte sie Griesbrei auf und Wasser für den Tee. Dann entschied sie sich anders. Sie tat etwas, was sie lange nicht mehr getan hatte, sie machte sich einen Kaffee.
    Der Schnee, der gefallen war, taute bereits wieder und türmte sich an den Rändern der Landstraße nach Växjö zu braunem Matsch. Die Temperatur war auf vier Grad über null gestiegen, und es fiel ein feiner Regen. Als sie den Wagen vor dem Polizeipräsidium abstellte, brannte in dem Gebäude erst wenig Licht; es war kurz vor sieben, und obwohl es dunkel war und sie die Krähen nicht sehen konnte, wusste sie, dass die schwarzen Tiere hoch über ihrem Kopf ihre Runden drehten.
    Auf ihrem Schreibtisch stapelten sich Mitteilungen und Notizen. Anette Hultin war bei dem zuständigen Notar gewesen und hatte Einblick in das Testament von Frost genommen. Der alte Mann vermachte seinen gesamten Besitz dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen. Nyström kritzelte ein weiteres Fragezeichen in ihre Unterlagen. Ausnahmen bildeten das Tropenhaus und die Falterzucht, die an den Verband der Schmetterlingsfreunde gehen sollten, sowie eine Armbanduhr, mit der Frederik Axelsson bedacht worden war. Vielleicht ist ihm das eine würdige Erinnerung, dachte Nyström. Ihre vage Hoffnung, dass Frosts Testament einen Hinweis auf ein Motiv für seine Ermordung liefern könnte, hatte sich allerdings zerschlagen.
    Auch Hultins Bemühungen, Frosts und Lönns Unterlagen vom Dachboden durchzugehen, hatten nichts Interessantes ans Tageslicht gebracht, sondern lediglich die Hauptbuchführung des alten Mannes ergänzt, die sie in seinem Schreibtisch gefunden hatten. Offensichtlich hatte Lönn nicht gearbeitet, zumindest nicht für Geld. Frosts Aktiengeschäfte und das daraus resultierende Vermögen waren das einzige Einkommen des Paares gewesen. Es gab darüber hinaus keine regelmäßigen Abbuchungen, keine Summe, die irgendwie auf eine Erpressung hingewiesen hätte. Die Grundstücke am Helgasee, die Frost Anfang der Achtzigerjahre gekauft hatte, waren wenige Jahre später zu einem ähnlich niedrigen Preis wieder verkauft worden. Viel zu früh, hatte Hultin gedacht, seit der Liberalisierung der Baugesetze in den letzten Jahrzehnten war der Wert der Grundstücke bis heute um ein Vielfaches gestiegen.
    Dann hatten sich Hultin und Lindholm mit dem Perückenmacher Gino unterhalten. Lindholms Protokoll zufolge war das Gespräch ergebnislos geblieben, seltsamerweise hatte Anette Hultin handschriftlich hinzugefügt, dass sie über eine Anzeige wegen Beamtenbeleidigung nachdenke. Nyström heftete den Bogen mit hochgezogenen Augenbrauen in die Ermittlungsakte. Auch die weiteren Telefonnummern aus Frosts Adressbuch hatten bisher zu keinen neuen Erkenntnissen geführt. Darüber hinaus hatten Hultin und Lindholm Kontakt mit den Krankenhäusern und Notarztpraxen im Landkreis Kronoberg und in ganz Småland aufgenommen, jedoch hatte es nirgendwo eine Versorgung von Schussverletzungen gegeben. Ebenso ergebnislos waren bis jetzt Delgados Versuche verlaufen, Frosts Vergangenheitzu beleuchten. Er wartete noch immer auf Informationen vom britischen Verteidigungsministerium. Die Stockholmer Banken, mit denen Frost zusammengearbeitet hatte, hielten sich ebenfalls mit der Weitergabe von Informationen zurück.
    Wirklich rätselhaft war der Bericht, den Bo Örkenrud geschickt hatte: Er hatte Frosts Finger gefunden, er war hinter dem Glashaus verscharrt gewesen. Der Täter war tatsächlich an den Tatort zurückgekehrt und hatte ihn begraben. Und das Tage nach der Tat. Örkenrud hatte von gleichmäßigen Knieabdrücken vor der Fundstelle geschrieben. Was bedeutete das? War der Finger beerdigt worden? Ein Ritual? Wie verworren der Fall wurde, wie krank! So vieles fühlte sich unnatürlich an, so vieles, zu dem sie keinen Zugang hatte. Was würde Gunnar Berg an ihrer Stelle tun?
    Der Laborbefund war eine weitere Enttäuschung. Weder auf dem Finger noch auf dem Parkschein hatten sich verwertbare Spuren gefunden. Die Gartenschere blieb ebenso verschwunden wie die Waffe, mit der im Glashaus geschossen worden war. Noch eine Sackgasse, dachte Nyström. Es schien der Tag der Sackgassen zu sein.
    Um kurz nach acht kam Stig Olsson von der Parallelschicht zu ihr ins Büro. Wortlos legte er einen Schwung Boulevardzeitungen auf ihren Tisch. Vier Tage lang war es gelungen, die Umstände des Mordes aus der Presse zu halten, doch heute war der

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