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Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Voosen , Kerstin Signe Danielsson
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auf den Stuhl. Sie stützte die Ellenbogen auf den Tisch und massierte ihre Schläfen. Denk nach, befahl sie sich selbst, denk verdammt noch mal nach!
    3
    Knutsson war aufgedreht, und das schon das ganze Wochenende hindurch. Das lag hauptsächlich an dem Angriff auf Ingrid Nyström. Dieses gottverdammte Schwein Bingström hatte sich an ihr vergriffen. Als er aus dem Krankenhaus gestolpert war, das Bild seiner verletzten, weinenden Chefin vor Augen, wäre er imstande gewesen, einen Mord zu begehen. Aber diese Stina Forss war schneller gewesen. Es war allen unbegreiflich, wie die merkwürdige junge Frau es genau angestellt hatte, denn als er wieder auf die Wache gekommen war, saß Bingström bereits niedergeschlagen im Verhörraum 2 und hatte alles gestanden, bis auf den Mord an Larsson. War dieses geknickte Häuflein Elend derselbe Mann, der wenige Stunden zuvor noch den dicken Macker hatte heraushängen lassen? Es war kaum vorstellbar. Forss hielt sich bedeckt. Auf einmal erschien ihm die kleine Frau mit dem schiefen Mund in der bunten Trainingsjacke in einem ganz neuen Licht. Wer wusste schon, welche Psychotricks bei der deutschen Polizei gelehrt wurden? Was deutsche Polizisten anging, kannte er eigentlich nur Derrick und Schimanski, und Forss hatte mit beiden ganz entschieden keine Ähnlichkeit.
    Doch trotz der ganzen wirren Ereignisse um Bingströms Angriff auf Ingrid Nyström war er weiterhin mit seiner Handytheorie beschäftigt, obwohl er dazu eigentlich keine Zeit hatte. Es warteten immer noch die beiden Zeugen wegen der Einbruchsserie in Araby auf ihn. Dann galt es, drei Lkw-Fahrer zu verhören, die wegen illegalen Alkoholverkaufs unter Verdacht standen. Außerdem war sein Computer voll mit nervigem Kleinkram. Die Kollegen aus Örebro hatten den Fahrer des Unfallwagens ermittelt, diesen komischen Schachmann, aber er bekam den Anhang der E-Mail nicht geöffnet. Da sollte sich später Delgado drum kümmern, oder der junge Lindholm mit seiner großen Klappe. Während er sich noch genervt durch seinen Account klickte, begann sein Faxgerät zu summen. Als er den Absender las, wurde er aufgeregt, endlich erhielt er von der Telefongesellschaft die ersehnten Informationen, die er vor Tagen angefragt hatte. Doch das Ergebnis war ernüchternd. In dem Planquadrat, in dem Larssons Haus im Wald lag, war in den Stunden vor und nach dem Tatzeitpunkt nur ein einziges Telefonat geführt worden, die eine Nummer gehörte zu der Prepaid-Telefonkarte eines großen Mobiltelefonunternehmens, wie man sie an jedem Kiosk kaufen konnte, die andere Nummer gehörte zu einem Vertragshandy. Es war auf Melin Dohuk registriert, den Taxifahrer. Verdammter Mist! Seine ganze tolle Theorie war für den Eimer, der Erkenntniswert seiner Anfrage war gleich null. Dass Dohuk zur fraglichen Zeit in der Umgebung von Ramnåsa rumgegurkt war, um diese Erlandssons zu ihrem Familienfest zu fahren, wusste er schließlich schon seit dem ersten Ermittlungstag. Er knüllte das Fax zusammen und warf es in den Papierkorb. Jetzt brauchte er erst mal einen Kaffee und am besten gleich eine Zimtschnecke dazu. Und dann war es höchste Zeit, mit den Lkw-Fahrern weiterzumachen und dem anderen Kram, den er seit letzter Woche liegen gelassen hatte. Sollte doch irgendein anderer Idiot den Frost-Fall lösen.
    Er rollte mit seinem Schreibtischstuhl zurück und wuchtete sein Gewicht aus dem Stuhl. Mitten in der Bewegung hielt er inne. Ließ sich wieder in den Sitz plumpsen. Rollte zurück an den Schreibtisch. Mit den Fußspitzen angelte er nach dem Papierkorb, zog ihn an sich heran. Er fischte mit der Hand nach dem zusammengeknüllten Fax. Er strich es glatt und las noch einmal die Auflistung, diesmal genauer. Ein Telefonat, zwei Nummern. Der Anrufer und der Angerufene. Melin Dohuk hatte mit jemandem gesprochen. Das Merkwürdige war nur, dass Dohuks Nummer zu dem Handy gehörte, das sich während des Gesprächs außerhalb des Quadranten befunden hatte. Und zwar in Araby, einem Stadtteil von Växjö, 35 Kilometer vom Tatort entfernt.
    4
    Er erreichte Nacka im Morgengrauen. Die Nacht hatte Raureif mit sich gebracht, er fuhr durch einen weiß gepuderten Stadtteil. Beinahe war ihm feierlich zumute, so wie Weihnachten, früher. Das Haus der Ärztin lag als vorletztes in einer Sackgasse, es hatte zwei Stockwerke und war aus hellem Stein gebaut. In zwei Fenstern brannte Licht. Er rollte langsam vorüber, wendete am Ende der Straße und brachte den Wagen am Straßenrand zum Stehen.

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