Spätkontrolle aufschlussreich
über und über mit ehemals künstlich infizierten Wundmalen bedeckt, die nach dem Abheilen zu fingerdicken Geweberaupen aufwucherten. Ich kenne viele Afrikaner, aber das würde sich keiner mehr bieten lassen; auch keine eingefleischten Sektierer, die hier und da noch alten Bräuchen huldigen.«
»Das werden wir feststellen. Oberst el Hamid, benachrichtigen Sie bitte sofort General Palore Mnakoro, den Chef der Afrikanischen Zentralabwehr. Sie werden ihn wahrscheinlich im HQ/Johannesburg erreichen. Er wollte sich dort zur Verfügung halten. Nein, Achmed, wiegen Sie nicht zweifelnd den Kopf. Wir sind Gäste der Afrikanischen Staatenföderation. Auch wenn wir hier exterritoriale Rechte genießen, möchte ich auf die Unterrichtung der afrikanischen Behörden nicht verzichten.«
»Sie wollen Mnakoro doch hoffentlich nicht voll einweihen, Sir?« erkundigte sich der schlanke Mann aus dem Volk der Berber bestürzt. »Sir, das ist eine streng geheime GWA-Sache.«
»Darüber werden wir noch sprechen müssen. Wenn Mnakoro Recherchen anstellen soll, muß er wenigstens über das Attentat informiert werden. Hüten Sie die sterblichen Überreste wie Ihren Augapfel. Und jetzt rufen Sie Johannesburg an. Ich will schnellstens wissen, wie ein junger Afrikaner im Jahre 2011 zu rituellen Verunstaltungen dieser Art kommt. Samy hat recht – das läßt sich niemand mehr freiwillig gefallen. Unter Umständen kommen wir auf die Spur eines Geheimbundes. Dann sehen wir weiter.«
»Auf Ihre Verantwortung, Sir.«
Er salutierte knapp und schritt davon.
»Wie schön der oft mißbrauchte Begriff ›auf Ihre Verantwortung‹ in meinen Ohren klingt«, spöttelte Hannibal. »Mit dem Spruch auf den Lippen haben Menschen schon die fürchterlichsten Untaten begangen. Rufe el Hamid zurück. Wenn er nicht selbst von der Notwendigkeit überzeugt ist, soll er vom Visiphon wegbleiben.«
»Er ist überzeugt, oder er täte es nicht«, korrigierte ich den Kleinen. »Unterschätze el Hamid nicht. Er hat sich die Redewendung nur bisher nicht abgewöhnen können. Komm jetzt, ich brauche eine Stärkung. Oh – und noch ein volles Reservemagazin. Was hast du dabei?«
»Ach – man ist leergeschossen?« regte sich der Kleine auf. »Mein Herr, Ihre Dienstpflichten verlangen auch das ständige Mitführen eines vollen Reservemagazins. Das ist bei GWA-Schatten seit vielen Jahren …«
»Gib das Magazin her, Zwerg!«
3.
»Der Mensch denkt, Gott lenkt«, lautet ein Sprichwort, das sich in der Geschichte der Menschheit nur zu oft bewahrheitet hat.
In unserem Falle hatten zwei GWA-Schatten zur besonderen Verwendung gedacht und ein Mann namens Reling gelenkt.
Es war alles anders gekommen, als ich es mir vorgestellt hatte. Mein Wunsch, den Chef der Afrikanischen Zentralabwehr zu informieren, war zwar erfüllt worden, aber Palore Mnakoro hatte kein Wort über die Hintergründe der Entführung erfahren.
Für uns stand es fest, daß die Täter nicht Normans gewollt hatten sondern mich.
Da wir daran gewöhnt waren, völlig leidenschaftslos den Dingen auf den Grund zu gehen, ergaben sich aus dieser Gewißheit einige Anhaltspunkte, die ich als vorsichtiger Mensch vorerst hypothetisch betrachtete.
Unsere Verbindungsleute in den Hauptquartieren des russischen, europäischen und großasiatischen Geheimdienstes lehnten einhellig Relings Verdacht ab, der Menschenraub wäre von einer dieser Organisationen durchgeführt worden.
Ich war – natürlich in Maske – sogar kurzfristig in Genf aufgetaucht, um dort anläßlich einer IAK-Konferenz den Gedankeninhalt wichtiger Persönlichkeiten zu sondieren.
Die Abwehrchefs waren
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