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Spaghetti in flagranti

Spaghetti in flagranti

Titel: Spaghetti in flagranti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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erfreut wirkte. Er hatte seit einigen Jahren zum Leidwesen meiner besten Freundin eine Schwäche für sie, was zu seinem Leidwesen nicht auf Gegenseitigkeit beruhte.
    Als ich mich wieder umwandte, um Otto zu küssen, hatte er bereits ein Päckchen für mich aus den Tiefen seines Rucksacks heraufbefördert und hielt es mir entgegen. »Garantiert selbst eingepackt«, sagte er mit einem schiefen Grinsen und deutete auf die zahlreichen Knicke in dem Papier.
    » Grazie .« Ich war ganz gerührt. »Du …«
    Ehe ich den Satz auch nur richtig beginnen konnte, fing Otto an zu niesen, als wollte er bis Pfingsten nicht mehr damit aufhören.
    Nonna , die gerade mit Vale aus der Küche kam, rief entsetzt: » Dio mio , was ist denn mit dir passiert? Komm rein, bevor du dich im kalten Treppenhaus noch erkältest.«
    »Zu spät, er schleudert schon Bakterien«, sagte Vale und wedelte mit der Hand vor ihrer Nase, als könnte sie sich so vor einer Ansteckung schützen.
    Sie ging ins Wohnzimmer, wo zio Gaetano bereits auf sie wartete und sich begeistert auf sie stürzte, um seine neuesten Flirttricks an ihr auszuprobieren.
    Otto zuckte hilflos die Achseln »Tut mir leid. Das geht schon seit gestern Abend so. Ich hab heute Nacht kein Auge zugetan. Aber ich wollte nicht absagen.«
    »Du Ärmster!« Ich fuhr ihm über die gerötete Wange, die förmlich glühte.
    Von meinem Ausruf alarmiert, standen eine Sekunde später alle weiblichen Mitglieder der Familie Troni in unserer Diele um den schniefenden Otto herum und redeten wild durcheinander.
    »Was ist passiert?«
    »Wo hast du dir das denn geholt?«
    »Brauchst du Medikamente?«
    »Du gehörst doch ins Bett!«
    »Hast du Fieber?«
    »Seit wann geht das denn schon?«
    »Warst du beim Arzt?«
    »Tut es sehr weh?«
    »Bist du wirklich erkältet, oder warum hältst du dir den Bauch?«
    »Hast du dir den Magen verdorben?«
    »Wer ist gestorben?«
    Das war zia Marisa, die mal wieder nur die Hälfte mitbekommen hatte, was sie jedoch nicht davon abhielt, sich mehr oder minder kompetent an der Diskussion zu beteiligen. Sie hatte zwar ein Hörgerät, benutzte es aber nie, weil »das hässliche fleischfarbene Plastikding meine Schönheit beleidigt«, wie sie jedem mitteilte, der den Fehler machte, sie in ein Gespräch zu verwickeln.
    Paola dagegen hatte nur eine Sorge: »Kannst du jetzt nicht mitessen?«
    Der in Sachen italienisches Palaver inzwischen gestählte Otto ließ sich von den verbalen Maschinengewehrsalven, die da auf ihn einprasselten, nicht aus der Ruhe bringen und zog es vor, nur Paolas Frage zu beantworten.
    »Doch, doch, glaubst du, die vielen leckeren Sachen lasse ich mir entgehen?«, sagte er, gefolgt von einer weiteren Niesattacke.
    Es sollte nicht seine letzte sein, allerdings wurde es mit jedem der neun Gänge besser, die mamma und nonna mit Hilfe der Zwillinge auftischten. Gutes Essen ist und bleibt nun mal die beste Medizin. Erst recht, wenn es sich um vitello tonnato , Tortellini in brodo , Tagliatelle pasticciati und Kaninchen in Weißweinsoße mit Rosmarinkartoffeln handelt. Oder lag es doch eher an dem roten Landwein, den Onkel Maurizio mitgebracht hatte? Großzügig schenkte er Otto nach, sobald dessen Glas auch nur halb leer war, und sich selbst gleich mit.
    In dem Maße, in dem Ottos Genesung voranschritt, machten sich in mir diverse Krankheitssymptome bemerkbar. Erst war mir heiß, dann kalt, meine Hände wurden feucht und ich bekam Magenkrämpfe, was einzig und allein meinen geliebten Eltern zu verdanken war. Die hatten nämlich nichts Besseres zu tun, als meine unmöglichsten Kindheitserlebnisse auszupacken.
    »Wisst ihr noch, wie Angela als Fünfjährige dem Hund von unseren Nachbarn mit Acrylfarbe ein Tigerfell verpasst hat? Das arme Tier wäre fast eingegangen, weil es versucht hat, die Bemalung abzuschlecken.«
    » Babbo , lass das!«, rief ich. »Das tut hier überhaupt nichts zur Sache. Außerdem hab ich’s nur gut gemeint, der Köter war hässlich.« Ich wusste, die Rechtfertigung war mehr als billig, dennoch amüsierten sich alle prächtig. Außer mir.
    »Zum Glück haben wir ihn wieder sauber bekommen«, fiel mir meine geliebte nonna nun ebenfalls in den Rücken.
    »Nicht auszudenken, wenn er eingegangen wäre wegen der giftigen Farbe. Immerhin war er ein mehrfach preisgekrönter Yorkshire-Terrier«, musste nun auch mamma noch eine qualifizierte Bemerkung beisteuern.
    »Du machst aber auch Sachen, Kind«, meinte zia Marisa, die komischerweise immer dann

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