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Spaghetti in flagranti

Spaghetti in flagranti

Titel: Spaghetti in flagranti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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setzte ich mich neben Otto und wollte nun endlich wissen, was vorgefallen war. Ich nahm seine Hand in meine und fuhr mit dem Zeigefinger über seinen Handrücken.
    »Das hab ich alles nicht gewollt«, begann er.
    »Was?« Nicht gerade mit ausgeprägter Geduld gesegnet, musste ich mich gehörig zusammenreißen, um nicht allzu schnippisch zu klingen.
    »Na, dass deine Eltern meinetwegen anfangen zu streiten. Ich habe deiner Mutter bloß erzählt, dass bei mir in der Pension seit zwei Tagen die Heizung ausgefallen ist.«
    Ich ließ seine Hand los. »Wieso ausgefallen? Davon weiß ich ja gar nichts.«
    »Jetzt lass mich doch mal ausreden.«
    Oho! Mister Mich-kann-hier-nichts-und-niemand-aufregen wirkte tatsächlich ein klitzekleines bisschen genervt, als er weitersprach. Komisch.
    »Daraufhin hat sie beschlossen, dass ich zwischenzeitlich bei euch wohnen soll. Sie ist der Meinung, meine Erkältung kommt von der kaputten Heizung. Aber das stimmt nicht, ich habe mich bestimmt bei einem der anderen Kursteilnehmer angesteckt. Die schniefen gerade alle um die Wette.« Sprach’s und musste niesen.
    Ich versuchte ein breites Grinsen zu unterdrücken. Sieh einer an, mamma hat manchmal richtig gute Ideen, dachte ich, sagte jedoch nur: »Och!«
    »Deine mamma macht sich Sorgen, dass ich nicht mehr gesund werde in dem ›kalten Loch‹, daher hat sie mir ein Bett bei euch angeboten«, erklärte Otto weiter.
    Paola, die noch in der Tür zur Diele stand, schnaubte empört. »Aber nicht mit mir! Otto soll unser Zimmer kriegen, und wir werden ausquartiert. Zu nonna !« Sie rollte mit den Augen. »Die guckt immer bloß stinklangweilige Sachen im Fernsehen. Dabei hat letzte Woche erst die neue Staffel von Italia’s got Talent angefangen. Wenn ich auch nur eine Folge davon verpasse, dann sterbe ich.«
    »Omas Fernseher ist sowieso viel zu klein«, tat Laura ihren Unmut nun ebenfalls kund. »Und auf dem Boden will ich auch nicht schlafen, bloß wegen dem da.« Sie deutete mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf Otto und schnaubte. »Wenn mamma das macht, haue ich von zu Hause ab!«
    »Jetzt beruhigt euch mal, ihr Kröten, und nehmt euch gefälligst nicht so wichtig«, stauchte ich die beiden zusammen. »Außerdem könnt ihr zum Fernsehen doch herkommen.«
    Das war ja mal wieder typisch. Wenn der abgewandelte Spruch »Nehmen ist seliger als geben« auf jemanden zutraf, dann auf meine beiden Schwestern. Die kritischen Töne waren neu. Bisher hatten sie sich vor Begeisterung über meinen Freund schier überschlagen, und so manches Mal war mir ihre Schwärmerei zu viel gewesen. Zumal die Gören sich bestens darauf verstanden, den gutmütigen Otto für ihre Zwecke einzuspannen und auszunutzen. Sei es, dass sie ihn, trotz meines Verbots, um Geld anpumpten, das sie selbstverständlich nicht zurückzahlten, oder sich von ihm alle naselang irgendwas mitbringen ließen. Wenn ich auf Laura und Paola schimpfte und Otto vorwarf, dass er sich von den beiden zum Larry machen ließ, lachte er nur und sagte, ich solle sie doch lassen. Die paar Euro machten ihn schon nicht arm. Seine Gutmütigkeit brachte mich immer öfter an den Rand der Verzweiflung. Ich wollte einen Mann als Freund und kein Weichei. Schweinshaxe mit Kruste statt schwammiger Leberkäse – oder auf Italienisch: Ossobuco statt Polenta.
    Dass meine Schwestern ihre Meinung blitzschnell ändern konnten, sobald es ihnen an den Kragen ging, wurde in dieser Situation mal wieder offensichtlich. Wie zwei Tiger verteidigten sie ihr Revier und waren nicht gewillt zu weichen.
    »Du hast uns gar nichts zu sagen«, pampte Laura mich an.
    Mein Onkel, der unseren Disput interessiert verfolgt hatte, kam mit einem Vorschlag an, der mir gar nicht behagte. »Also Otto kann gerne auch bei mir …«
    »Kommt nicht in Frage«, schnitt ich ihm das Wort ab. »Wir werden uns schon irgendwie einigen«, fügte ich hinzu und meinte: Mamma wird sich hoffentlich durchsetzen.
    So kam es dann auch. Ehe zio Gaetano und babbo mit ihren Zigarren auf der Couch saßen, war der Kompromiss im Hause Troni ausgehandelt: Die Zwillinge blieben, wo sie waren, Otto durfte, sofern bei ihm in der Pension die Heizung aus blieb, mein Zimmer beziehen, und ich wanderte eine Etage höher zu nonna aus. Damit konnten am Ende alle leben, sogar mein Vater, dessen älterer Bruder nicht unmaßgeblich zu diesem Ergebnis beigetragen hatte. Während ich Otto bezirzt und ihm eingeredet hatte, dass es in den Augen meiner Mutter eine nicht

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