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Spaghetti in flagranti

Spaghetti in flagranti

Titel: Spaghetti in flagranti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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schlug sie mir die Zimmertür vor der Nase zu. Gemeinsam versuchten die Zwillinge die Tür von innen zuzuhalten, doch ich war stärker und drückte sie auf. Im Notfall hätte ich sie auch eingetreten, so wütend war ich. Was glaubte dieses Miststück von meiner Schwester eigentlich, wer sie war!
    Dass ich sie nicht an der Gurgel packte, als ich vor ihr stand, war alles. »Raus mit der Sprache, aber pronto «, sagte ich und schüttelte sie.
    »Aua, du tust mir weh«, schrie Laura und trat nach mir.
    Als sie mich um Längen verfehlte, hatte ich schon eine schadenfrohe Bemerkung auf den Lippen. Doch dann ließ sie die Bombe platzen, und die Worte blieben mir im Hals stecken.
    Typisch Mann! Wenn man ihn brauchte, war er nicht erreichbar. Ich pfefferte mein telefonino aufs Bett, als könnte es etwas dafür, dass Otto nicht dranging. Sieben Mal hatte ich ihn nun schon angerufen, innerhalb von einer Viertelstunde, und zwei SMS geschrieben: »Notfall. Ruf mich an. Sofort!«
    Ich wollte bereits Vales Nummer wählen, aber die konnte mir jetzt auch nicht helfen. Wo war dieser Typ bloß? Als bekäme ich Kilometergeld dafür, lief ich in meinem Zimmer auf und ab und war kurz davor, den Kopf gegen die Wand zu schlagen.
    Da erklang endlich der langersehnte Klingelton.
    »Otto«, brüllte ich in den Hörer. »Wo steckst du? Wie oft soll ich dich denn noch anrufen?«
    »Erst mal hallo, schöne Frau«, begann er gutgelaunt.
    »Die kannst du dir an den Hut stecken. Hör zu. Du glaubst ja nicht, was hier gerade abgeht. Laura erpresst uns.«
    Schweigen am anderen Ende.
    »Bist du noch dran?«
    Ein tiefer Atemzug, dann fragte Otto: »Womit denn? Hast du ihr die Matheaufgaben falsch erklärt?«
    »Von wegen. Sie hat uns erwischt.«
    Wie immer ließ Otto sich nicht aus der Fassung bringen. »Wobei denn? Ich bin mir keiner Schuld bewusst.«
    »Neulich, als wir … als ich unten bei dir übernachtet habe. Dieses elende Miststück war wach, als ich mich am Morgen hoch zu nonna geschlichen habe, und will uns verpetzen.«
    Noch immer hatte er die Ruhe weg. » So what? Wir sind beide volljährig.«
    »O-t-t-o!« Mein Schrei war sicher unten auf der Straße noch zu hören, obwohl das Fenster geschlossen war. »Mein Vater macht Spaghettisoße aus mir. Wir haben uns vorhin erst wegen dir gestritten, dass die Fetzen geflogen sind. Meine Schwester hat mich in der Hand. Ich war kurz davor, babbo den Punto aus dem Ärmel zu leiern«, beschönigte ich das Gespräch mit meinem Vater kaum merklich. »Den Wagen kann ich komplett vergessen, wenn das rauskommt. Dann bin ich enterbt. Für alle Zeit. Du hast meinen Vater doch kennengelernt und weißt, wie er tickt.«
    »Was verlangt sie?«, wollte Otto wissen, ohne weiter auf mein Gejammer einzugehen.
    Ich war völlig verdattert. »Was meinst du?«
    »Na, Laura. Was soll uns ihr Schweigen denn kosten?« Er klang noch immer nicht so, als hätte er den Ernst der Lage erkannt.
    »Sie will, dass ich ihr meine Karte für das Linkin-Park-Konzert im August gebe. Die spinnt wohl!«
    »Ja mei, dann nimm sie doch mit, wenn es sie glücklich macht. Du kannst ihr gerne meine Karte geben.«
    »Was?« Ich schnappte nach Luft.
    »Ja, geh mit ihr zusammen hin. Vielleicht versteht ihr euch ja danach besser. Das wäre mir die Sache glatt wert.«
    »Das ist jetzt hoffentlich nicht dein Ernst. Ich habe zwei Stunden für die Karten angestanden und sie dir geschenkt. Das Konzert war sofort ausverkauft, und ich freue mich seit einer halben Ewigkeit darauf, die Jungs live zu sehen. Du glaubst doch nicht, dass ich …«
    Otto räusperte sich. »Angela, du willst es nicht darauf ankommen lassen, dass Laura uns anschwärzt, also musst du auf den Deal eingehen. Vielleicht bekommen wir ja noch eine Karte auf dem Schwarzmarkt, dann können wir zu dritt nach Florenz fahren.«
    Die Ungeheuerlichkeit seines Vorschlags holte mich von den Beinen, und ich musste mich aufs Bett setzen. »Ich glaube allmählich, dir bekommt die Münchner Luft nicht«, sagte ich dann. »Erst meldest du dich ewig nicht, und jetzt machst du absolut beknackte Vorschläge. Außerdem nimmst du ständig die beiden Gören in Schutz, die mir von morgens bis abends auf der Nase herumtanzen. Das nervt. So geht’s nicht.«
    »Dein Ton geht auch nicht«, sagte er hörbar verstimmt.
    Wir diskutierten noch eine Weile, wer von uns sich als Erster im Ton vergriffen hatte, ehe ich das Gespräch wutentbrannt beendete, indem ich ihn einfach mitten im Satz wegdrückte. Derart

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