Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
Natascha aushändigen könnte, wäre alles in Ordnung!
Gedacht, getan! So, wie ich war, in Jogginghose und T-Shirt flitze ich zum „Japόn“.
Obwohl ich nicht vor hatte lange, zu bleiben und dies auch definitiv mein
aller, aller letzter Besuch in diesem Etablissement werden würde, fühlte ich
mich gleich wieder schlecht und es kostete mich extreme Überwindung, überhaupt
die Tür zu öffnen. Es war, als würden Millionen von bösartigen Partikeln aus
der schwarzen Wolke auf mich einströmen und mich wütend attackieren!
Eduardo Senior stand hinter der Theke
und sah mich finster an.
>>Wo kommst du jetzt her!<<,
herrschte er mich an und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Dabei
interessierte es ihn noch nicht einmal, dass Gäste an der Theke saßen. Ich sah
ihn ebenfalls finster an und bot ihm die Stirn.
>>Ist das der Dank, dass ich
zumindest vorbei komme, um Bescheid zu geben, dass Babs krank im Bett liegt?!<<
>>Und das soll ich dir
glauben!<<, rief Eduardo Senior.
>>Sie können mich auch gerne
nach Hause begleiten und sich selbst davon überzeugen<<, knurrte ich.
>>Die beiden macarras haben ihr gestern etwas ins Glas gegeben.
KO-Tropfen oder so. Wenn ich nicht dabei gewesen wäre, dann wäre Babs jetzt
wahrscheinlich schon auf dem halben Weg zurück nach Deutschland. Also seien Sie
mir lieber dankbar, dass ich da war und zumindest das verhindert habe!<<
Eduardo Senior jammerte nun und
raufte sich die spärlichen Haare.
>>Und was ist mit dir? Du
siehst nicht krank aus! Warum kannst du nicht wenigstens arbeiten!<<
Ich trat einen Schritt zurück, damit
er mich besser sehen konnte.
>>Etwa so?<<, sagte ich
und zog an meinem T-Shirt. Doch Eduardo Senior meinte, es wäre ihm egal, wie
ich aussehen würde. Aber ich schüttelte bedauernd den Kopf und erklärte, dass
es Babs sehr schlecht ginge und ich sie auf gar keinen Fall länger alleine
lassen könnte! Ich sagte, ich sei auch nur schnell vorbeigekommen, um ihm das
zu sagen. Morgen kämen Babs und ich jedoch ganz bestimmt wieder. Eduardo Senior
seufzte. Ich sah mich derweilen nach Natascha und ihrer Schwester um, konnte
sie jedoch nirgends entdecken. Also zeigte ich Eduardo Senior mein Buch und
fragte nach Natascha. Eduardo Senior warf mir einen misstrauischen Blick zu.
Ich zeigte ihm das Buch erneut und erklärte, es sei ein deutsch-spanisches
Wörterbuch, um das Natascha mich gebeten hätte.
>>Oder wollen sie etwa nicht,
dass die beiden irgendwann auch Spanisch lernen?<<, schnauzte ich ihn an.
Daraufhin meinte Eduardo Senior, dass beide zurzeit mit Gästen im Séparée wären und streckte
über die Theke hinweg die Hand nach dem Buch aus. Ich wusste jedoch, wie
neugierig er war und wollte es ihm nicht geben. Nicht auszudenken, wenn er den
Brief darin gefunden hätte! Warten wollte ich jedoch auch auf keinen Fall.
>>Kann ich es nicht oben in ihr
Zimmer legen?<<, fragte ich deshalb. Eduardo Senior sah mich an und
schüttelte verständnislos den Kopf.
>>Hast du etwa Angst, dass ich
das Buch auffresse, wenn du es mir gibst?<<, sagte er dann. >>Aber
meinetwegen bring das Buch nach oben, aber nimm dann auch gleich den bocadillo
für meinen Sohn mit. Seine Wohnung liegt gleich neben dem Zimmer der Polinnen.
Er hat ein verstauchtes Bein und kann nicht laufen!<<
Mir blieb nichts anderes übrig, als
den Teller mit dem riesigen Sandwich zu nehmen und Eduardo Senior ging mit mir
zur Tür, die zu dem Personalraum führte, um sie für mich aufzuschließen. Ich
hatte plötzlich ein mulmiges Gefühl.
>>Aber sie lassen die Tür doch
offen<<, sagte ich und Eduardo Senior grinste schäbig. Doch dann nickte
er und nachdem ich das Licht angemacht hatte, ging ich hinein. Dann wartete ich,
bis dass er die Tür wieder hinter mir geschlossen hatte. Ich hörte nichts und
meine Befürchtung, dass er mich einsperren könnte, bewahrheitete sich nicht.
Achtlos stellte ich den Teller mit dem bocadillo auf den kleinen Tisch —
es wäre mir auch nicht im Traum eingefallen, Eduardo Junior auch noch sein
Essen zu bringen! Dann ging ich durch den Raum zu der anderen Tür, die in den
ersten Stock führte. Eine sehr steile Treppe führte hinauf. Ich meinte, oben
ein Telefon klingeln zu hören, achtete aber nicht weiter darauf. Ich suchte
erneut nach einem Lichtschalter und ging dann leise nach oben. Dort gab es zwei
weitere Türen, eine rechts und eine links. Hinter der Tür links von mir hörte
ich einen Fernseher laufen und wusste, dass dies Eduardo Juniors Wohnung
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