Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
Maschine manuell eine Kopie gemacht, die der Kunde unterschreiben
musste. Dann musste der Verkäufer telefonisch mit der Kreditkartengesellschaft
Kontakt aufnehmen, um sich persönlich bestätigen zulassen, dass sich auf der Karte
auch die nötige Deckung befand. In diesem Fall bekam er dann von der
Kreditkartengesellschaft eine Referenznummer mitgeteilt, die er wiederum auf
der manuellen Kreditkartenkopie vermerken musste. Die Telefonleitungen zu den
Kreditkartengesellschaften waren aber oft besetzt und so 100% sicher war das alles
auch noch nicht. Die Kopie der Kreditkarte musste man dann bei der Bank
einreichen und dann dauerte es nochmal bis zu zehn Tagen, bevor das Geld
gutgeschrieben wurde. Die einzigen sicheren Bezahlungsmittel waren Bargeld oder
Euroschecks. Letztere durfte man jedoch nicht höher, als beispielsweise 300 DM
ausstellen, damit sie nicht automatisch zu Verrechnungsschecks degradiert
wurden. Und Verrechnungsschecks wollte in Spanien partout niemand haben! So
gesehen, hätten die Schweizer also auch über vierzig Euroschecks ausstellen
müssen, hätten sie den Zobel damit bezahlen wollen. Doch der Mann hatte eine
alte Tasche umhängen, in der sich jede Menge Schweizer Franken befanden — und
in welcher Währung letztendlich bezahlt wurde, war Señor José egal. Ich begriff
natürlich sehr schnell, dass die meisten Kunden bei ihm ihr Schwarzgeld anlegten!
Aber es gab auch durchaus Touristen, die telefonisch eine Geldüberweisung zu Hause
bei ihrer Bank in Auftrag gaben. Dies dauerte in der Regel 48 Stunden und dann
war das Geld auf dem Konto von Señor José und die Kunden konnten danach ihre
Ware abholen. Barzahlung war Señor José jedoch viel lieber!
Fünf Prozent von 850.000 Peseten
waren immerhin 42.500 Peseten und nicht nur ich war happy, sondern auch Señor
José. Er sagte, wenn das dabei rauskäme, wenn man mich mal zehn Minuten alleine
ließe, dann könnte ich ab sofort alle Kunden alleine bedienen. Nur Mercedes war
wütend und prophezeite, dass all das schöne Geld der Schweizer Falschgeld sei!
Sie meinte, die beiden hätten ausgesehen wie die letzten Penner und deshalb war
sie überzeugt, dass es sich bei ihnen auch nur um Betrüger handeln konnte! Sie
und ihre Mutter waren zudem bislang die einzigen beiden Verkäuferinnen gewesen,
die eine Kommission erhielten. Alle anderen Verkäuferinnen arbeiteten lediglich
für ein Festgehalt. Dass ich nun ebenfalls am Umsatz beteiligt wurde, war für
Mercedes mindestens genauso schlimm, wie die Tatsache, dass ich nun das
Prunkstück einer jeden Modenschau vorführte! Mercedes spürte, dass ihr die
Felle wegschwammen oder besser gesagt, die Pelze!
Ich erhielt von Señor José meine Kommission,
plus die 2.500 Peseten für meine Teilnahme an der Modenschau. Wir waren dazu in
sein Büro gegangen und bei dieser Gelegenheit bat ich ihn auch gleich, mir ein
Taxi zu rufen. Ich hatte nämlich nicht vor, jeden Tag mit dem Bus zu fahren!
Meinen Anteil am Verkauf des Zobels hatte er mir in Schweizer Franken ausbezahlt,
doch das war OK für mich. Señor José sagte dabei, dass er in den Wintermonaten
wesentlich mehr umsetzen würde und prophezeite mir glorreiche Zeiten. Er war
erleichtert, dass ich auch als Verkäuferin so schnell Fuß gefasst hatte und
gestand, sich ein wenig Sorgen gemacht zu haben, wie ich ansonsten von 2.500
Peseten pro Arbeitstag hätte leben wollen — noch dazu, wo ich mir ein so teures
Appartement in Lloret gemietet hätte! Anscheinend blieb ihm auch nichts
verborgen. Ich wollte wissen, wie denn die anderen drei Models über die Runden
kämen, die auch nur für das Laufen auf den Modenschauen bezahlt wurden. Señor
José zuckte die Schultern. Mein Schicksal interessierte ihn offenbar mehr als
das der anderen Models, außer vielleicht das von Mercedes.
***
Am „Edificio Byblos“ traf ich
Vanessa, die gerade zusammen mit ihrer Truppe abgeholt wurde. Sie gab mir zwei
Freikarten für die Show Dienstag in einer Woche und erklärte, vorher wäre
leider schon alles ausgebucht gewesen. Ihr entging auch nicht, dass ich
strahlte, doch sie selbst strahlte ebenfalls und sie schlug vor, dass wir uns
später noch im „St.Trop‘“ treffen sollten. Ich fühlte mich tatsächlich
glücklich und nachdem ich mir in meiner Wohnung ein zumindest relativ sicheres
Versteck für meine Kommission überlegt hatte, zog ich meine Turnschuhe an und
ging joggen. Unterwegs machte ich an einer Telefonzelle halt und rief Rosa an.
Rosa
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