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Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)

Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)

Titel: Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
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klettern
müssen. Etwas an das ich nur ungern zurückdachte! Was Mercedes‘ Mutter betraf,
so weigerte Señora Prat sich, mir gegebenenfalls beim Umziehen zu helfen, aber
auch das war nicht weiter tragisch. Zu Hause hatte ich schließlich auch
niemanden, der mir half, Reißverschlüsse zu schließen. Zur Not half einfach ein
langer Faden, den ich durch die Öse am Schiebergriff zog.
     
    Señor José gab sich derweilen jede
erdenkliche Mühe, mir gegenüber besonders freundlich und nett zu sein und nach
der Schau begleitete ich ihn wieder in den Verkauf. Zusammen bedienten wir ein
Ehepaar aus Deutschland und er stellte mich den beiden als seine Assistentin
vor. Das Ehepaar war natürlich davon angetan, dass ich ebenfalls aus
Deutschland kam. Irgendwie gab ihnen das ein Gefühl von Vertrauen. Wenn
schon eine Deutsche hier arbeitete, mussten auch die Waren in Ordnung sein! Also kaufte der Mann eine neue Handtasche und eine Lederjacke, für seine Frau —
und für sich ein neues Portemonnaie. Während Señor José die beiden dann zur
Kasse begleitete, hörte ich, wie ein anderes Ehepaar sich flüsternd unterhielt.
Dabei begutachteten sie einen langen, hellbraunen Mantel aus Zobelfell. Dem
Akzent nach handelte es sich bei ihnen eindeutig um Schweizer! Die beiden sahen
jedoch irgendwie ein wenig zerknautscht aus, was wohl auch der Grund dafür
gewesen war, dass keine der anderen Verkäuferinnen sich um sie gekümmert hatte.
Das ganze Verkaufsteam stürzte sich nämlich immer zuerst auf die Leute, die
schon rein vom Äußerlichen auch so aussahen, als ob sie genug Geld hätten!
Diese beiden hier sahen demnach ein wenig billig aus. Dennoch ging ich
zu ihnen hinüber, auch, weil Señor José mir erklärte hatte, dass in der Regel
gerade die Schweizer gerne Geld für Pelze ausgaben! Ich fragte, ob ich ihnen
helfen könnte. Die beiden bedankten sich und erklärten daraufhin, dass eine
Bekannte von ihnen im letzten Jahr hier gewesen sei und sich einen Pelzmantel
gekauft habe. Diese Bekannte war nun so begeistert von ihrem Kauf, dass sie dem
Paar geraten hatte, unbedingt hierher zu kommen! Die beiden erklärten
weiterhin, dass sie sich eigentlich auf der Heimreise im PKW von Andalusien
befanden und sie entschuldigten sich sogar für ihr zerknittertes Aussehen. Dann
stellte der Mann mir einige Fragen zu dem Zobel. Jeder Pelz verfügte über ein
großes Etikett, das neben dem Preis und der Größe, auch Angaben über die
Herkunft, beziehungsweise die Zuchtdaten, etc. enthielt — allerdings auf
Spanisch. Ich las einfach ab, was auf dem Etikett stand und konnte so die
Fragen des Mannes beantworten.
     
    Mit 850.000 Peseten, ungefähr 13.000
DM, (der Wechselkurs von Schweizer Franken, war mir nicht geläufig), war dieser
Mantel zwar nicht das teuerste Stück, gehörte aber definitiv zur gehobenen
Preisklasse! Was den Preis anging, so zuckten die beiden Schweizer jedoch noch
nicht einmal mit der Wimper. Die Frau wollte wissen, ob ich den Mantel auch in
Größe 42 hätte. Sie war durch die spanischen Größen ein wenig irritiert, wonach
eine Größe 42 ja viel kleiner ist. Ich erklärte ihr den Unterschied, suchte indessen
für sie die richtige Größe heraus, half ihr in den Mantel — und führte sie zum
nächsten Spiegel. Schon damals waren fast alle Teile bei „Modas Taurus“ mit
einem teuren Alarmsystem versehen, wobei die eigentlichen Alarmlabels jedoch
noch so groß waren, wie Untertassenteller. Damit man diese nicht
herausschneiden konnte, wurden sie zudem immer hinten am Nacken unterhalb des
Kragens angebracht. Gerade beim Anprobieren war dies natürlich sehr unbequem.
Außerdem beschäftigte Señor José in beiden Filialen Wachpersonal und nachts
auch einen Nachtwächter, trotz zusätzlicher Alarmanlagen an den Gebäuden
selbst. Der Wert der Kollektionen in jeder Filiale ging nämlich weit in die
Millionen, gerechnet in DM. Die beiden Schweizer waren jedenfalls durch ihr
leicht zerknautschtes Aussehen schon in das Visier eines Wachmannes geraten. Aber
statt beleidigt zu reagieren, zeigten sie durchaus Verständnis und erklärten,
man könnte heutzutage leider nicht mehr vorsichtig genug sein. Dann blickte das
Ehepaar sich an, nickte sich kurz zu und der Mann erklärte, dass sie den Mantel
nehmen würden!
     
    Das Bezahlen größerer Summen war
damals natürlich auch noch so eine Sache. Zwar gab es schon Kreditkarten, aber
das Bezahlen damit war äußerst umständlich. Zuerst wurde von der Karte selbst
mithilfe einer

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