Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
wusste es selbst
nicht.
Mittlerweile hatte ich einen festen
Taxifahrer, der mich gegen drei Uhr nachmittags immer am „Edificio Byblos“
abholte und nach Blanes fuhr. Später rief Señor José mir ein Taxi, das mich
nach Fenals brachte. Xaví und ich aßen zusammen und wenn ich später noch ins
„Hollywood“ kam, dann verbrachte ich die Nacht bei ihm, ansonsten kam er um
4.00 Uhr zu mir und klingelte mich gegebenenfalls aus dem Bett. Wir gingen gemeinsam
zum Strand und weil ich immer nur kurze Zeit bleiben konnte, ging Xaví meist
ins Fitnessstudio, wenn ich nach Hause ging, um mich für die Arbeit fertig zu
machen. Corinna sah ich kaum. Denn auch sie nutzte unsere neue Wohnung
eigentlich nur, um sich abends schnell zu duschen und umzuziehen, bevor sie ins
„El Barco“ ging. Nach der Arbeit nahm sie sich ein Taxi nach Blanes und blieb
bis tags darauf bei Paolo. Zwar arbeitete er nachmittags, aber Corinna schlief
bei ihm und kam immer erst am späten Nachmittag zurück. Viele Leute die nachts
arbeiteten verschliefen den Tag. Ich hatte dies nie gekonnt und Xaví war auch
kein Typ dafür.
Eine Woche nachdem Xaví und ich nun
irgendwie offiziell zusammen waren, ging ich mit Corinna zum „Gran Palace“. Vanessa
hatte mir ja zwei Freikarten für die Show besorgt. Diese fing um 22.00 Uhr an
und zuvor waren wir Essen gewesen. Seit Corinna und Paolo wieder zusammen
waren, war Corinna wie ausgewechselt. Sie strahlte, sie trank weniger, sie war wesentlich
zugänglicher und sie hatte in den letzten Tagen auch schon einiges abgenommen.
Während wir beim Essen saßen, erzählte ich ihr den wahren Grund für mein
verändertes Aussehen und alles, was seit ihrem Auszug damals geschehen war.
Einschließlich dem, was mir beinahe mit Eduardo Junior widerfahren wäre und wie
Markus und ich die beiden Polinnen nach Deutschland gebracht hatten. Auch
Corinna erzählte so einiges. Vor allen Dingen von ihrer Zeit mit Titus und auch
von dem Sex mit ihm — was zum Glück wohl nicht allzu oft vorgekommen war. Titus
war klein, er war entsetzlich dick und er war in unseren Augen vor allen Dingen
auch entsetzlich alt! Aber ich glaubte Corinna, als sie sagte, dass sie ihn
wirklich gern gehabt hätte. Titus war gebildet und kultiviert und so gesehen
hatte Corinna seine Gesellschaft als sehr angenehm empfunden. Aber Corinna
hatte auch gemerkt, dass sie für eine Beziehung mit ihm einfach nicht der Typ
war. Genau wie Vanessa und ich hatte sie nämlich Spaß an Sex. Doch dazu
gehörten Männer, die jung waren und gut aussahen — und natürlich auch potent
waren.
Corinna wollte auch wissen, was denn
da zwischen Xaví und mir liefe, doch ich zuckte bloß die Schultern.
>>Im Moment bin ich ganz
zufrieden, wenn ich einfach nur mit ihm zusammen bin<<, sagte ich ausweichend.
Ich hatte Angst, dass Corinna mich auslachen würde, wenn ich ihr sagte, dass
ich bis über beide Ohren verliebt war.
>>Hm<<, machte Corinna.
Dann fiel ihr wieder ein, was ich ihr einmal über seinen Penis gesagt hatte und
sie kniff die Augen zusammen. >>Anscheinend vögelt es sich ganz gut mit
so einem kleinen Handicap, denn wie es aussieht, kriegst du einfach nicht genug
von ihm!<<
Corinna schüttelte den Kopf und fing
gleich darauf an zu kichern. Für sie war meine Beziehung zu Xaví ähnlich wie ihre
Beziehung zu Paolo. Paolo würde ebenfalls Ende September nach Florida gehen,
doch Corinna sah dem gelassen entgegen. Erstens war sie überzeugt, dass er im nächsten
Jahr trotzdem wiederkommen würde und zweitens sagte sie, vier Wochen am Stück
mit ein und demselben Kerl unter einem Dach und im selben Bett wären für sie dann
auch Rekordzeit! Paolo wollte gleich am nächsten Tag einziehen und würde dann bis
Ende September, also ziemlich genau vier Wochen, bei uns wohnen. Auch Xaví
würde Ende September nach Florida fliegen, wo er einen PR-Job in einem
Nachtclub angenommen hatte. Aber er wollte über Weihnachten zurückkommen und
eigentlich war geplant, dass ich dann ebenfalls mit ihm nach Amerika gehen
würde. Erst einmal mit einem Touristenvisum, weil Xaví meinte, alles andere
könnte man vor Ort regeln. Er hatte genau wie Paolo und so viele andere junge
Leute, die damals nach Amerika gingen, ebenfalls nicht vor wiederzukommen. Und
gerade Florida war für Spanier sehr interessant, weil durch die vielen Exilkubaner
dort scheinbar mehr Spanisch als Englisch gesprochen wurde. Jedenfalls suchte
man überall Arbeitskräfte, die Englisch und Spanisch sprachen.
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