Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
mich
nicht extra abholen und auch nicht wieder nach Hause fahren — doch das kam für
Adelio nicht infrage! Natürlich kam er mich abholen. Nach dem Gig gingen wir früh
morgens noch etwas Essen — und danach fuhr Adelio mich den langen Weg von Barcelona
wieder zurück nach Lloret de Mar. Damals gab es auch noch keine direkte
Autobahnanbindung und der schnellste Weg, obwohl durchaus ironisch gemeint, war
über die Nationalstraße-II.
Als wir so früh morgens in Barcelonas
Innenstadt, in einer kleinen Bodega saßen und selbstgebackenes, warmes Brot aßen,
fand Adelio, dass es an der Zeit sei, mir etwas über sich zu erzählen. Ich
hatte nicht darum gebeten, doch dies war für Adelio natürlich kein Hindernis.
Also erzählte er mir, dass seine Eltern Hoteliers gewesen waren, daher auch
seine Beziehung zu Titus. Adelio hatte jedoch nie Interesse am Hotelfach
gezeigt und stattdessen eine Lehre als Bankkaufmann gemacht und danach erst Finanz-Management
studiert. Die Führung der Hotels überließ er mittlerweile seinen Managern,
zumal seine Eltern schon verstorben waren. Er selbst hatte angefangen, als
Investmentberater zu arbeiten und wie es aussah, tat er dies mit großem Erfolg.
>>Ich bin 38 Jahre, war nie
verheiratet, habe — soweit ich weiß — auch keine Kinder und zurzeit gibt es
zwei Frauen, mit denen ich regelmäßig ins Bett gehe und eine, das bist du, mit
der ich am liebsten meine Zeit verbringe.<<
Adelio sah mich an.
>>Hast du sonst noch
irgendwelche Fragen?<<
>>Trägst du jemals etwas
anderes als Maßanzüge — zum Beispiel Jeans und T-Shirt?<<, fragte ich
ihn.
Adelio schüttelte den Kopf.
>>Nein, niemals.<<
Adelio sah mich wieder an, so als
warte er auf etwas. Dann fragte er: >>Stört es dich denn gar nicht, wenn
ich dir sage, dass es da außer dir noch zwei andere Frauen gibt?<<
Nun war ich es, die den Kopf
schüttelte. Außerdem wusste ich, dass Adelio mich mit solchen Bekenntnissen vor
allen Dingen aus der Reserve locken wollte, obwohl ich ihm durchaus glaubte!
>>Mich wundert nur, dass es nur
zwei sind. Laut deiner Schwester hast du an jedem Finger zehn!<<, sagte
ich deshalb.
Adelio lachte.
>>Glaub‘ bitte nicht alles, was
meine Schwester sagt. Meine Schwester sagt auch, dass ich niemals heiraten
werde. Ich hingegen sage, dass ich bloß noch nicht die Richtige gefunden
habe.<<
Als ich darauf nichts erwiderte,
fragte er: >>Wie ist es mit dir?<<
>>Ich werde niemals
heiraten<<, erklärte ich.
>>Und Kinder?<<
Ich schüttelte wieder den Kopf.
>>Kein Interesse. Aber ich
überlege ernsthaft, mir einen Hund zuzulegen!<<
>>OK<<, meinte Adelio.
>>Ein Hund ist für den Anfang auch gut. Solange er nicht in unserem Bett
schläft!<<
Dieser Abend mit Adelio war, wie alle
Abende mit ihm, äußerst angenehm. Vor dem Jazzclub hatten bei unserer Ankunft schon
einige Leute gestanden und darauf gewartet eingelassen zu werden und selbst Adelio
schaffte es diesmal sich hinten anzustellen. Ich stand vor ihm und er legte mir
von hinten einen Arm um die Taille, sodass ich seine Brust in meinem Rücken
spüren konnte. Dabei lehnte ich mich nur ein bisschen gegen ihn und obwohl ich
ihn nicht ansehen konnte, wusste ich, dass Adelio daraufhin lächelte! Er war
sich sicher, dass er mich kriegen würde und wahrscheinlich hatte er Recht
damit.
Als wir am nächsten Morgen wieder in
Lloret ankamen, wollte er wissen, wann wir uns wiedersehen könnten und ich
schüttelte den Kopf.
>>Wie du willst<<, meinte
Adelio. >>Dann stehe ich eben heute Abend wieder vor deiner Tür. Oder aber
du verabredest dich mit mir!<<
>>Musst du denn nicht arbeiten
Adelio — so wie andere Leute auch?<<, fragte ich.
Adelio lachte.
>>Nein, das einzige an dem ich
zurzeit arbeite, ist mein Handicap beim Golf!<<
>>Und was ist mit deinen anderen
beiden Frauen? Haben die nicht auch ein Recht, dich mal zu sehen?<<
Adelio grinste.
>>Du glaubst doch nicht im
Ernst daran, dass ich jetzt nochmal den weiten Weg bis Barcelona fahre! Eine
der beiden tanzt im Gran Palace und wohnt zum Glück in Blanes!<<
Adelios Ehrlichkeit und seine direkte
Art brachten mich zum Lachen. Xaví war auch jemand gewesen, der immer mit der
Tür ins Haus gefallen war und ich war eigentlich auch lieber gerade heraus!
>>Und das stört dich wirklich
nicht?<<, fragte Adelio. Ich schüttelte den Kopf und Adelio sah mich ein
wenig verblüfft an. Der Vergleich mit Xaví hatte mich nun allerdings um die
gute Laune gebracht!
>>Ich werde nie jemanden so
nahe an
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