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Spatz mit Familienanschluß

Spatz mit Familienanschluß

Titel: Spatz mit Familienanschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Othmar Franz Lang
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nickte stumm, schnappte den Korb und ging schnell zum Lift, damit niemand sein Gesicht sehen konnte.
    Unten stritten die Mädchen wieder miteinander, weil Kathrin behauptete, Stefanie hätte auch einen Schokoriegel auf einen Sitz verschlungen.
    Vater sagte: »Ruhe jetzt. Oder ihr geht zu Fuß nach Hause.« Dann sprang der Motor an. Noch hörte Markus die vertraute Stimme Giorgios durch das offene Fenster herein.
    »Gute Heimreise, Signori«, sagte er. »Gute Ankunft zu Hause und gesundes Wiedersehen nächstes Jahr.«
    Als sie schon eine Weile auf der Straße fuhren, rief Vater: »Da, da kommen uns Frau Käringer und Anne in ihrem Wagen entgegen.« Er fuhr langsamer und drückte dreimal auf die Lichthupe. Frau Käringer erkannte zu spät, wer sie angeblinkt hatte. Da war sie schon über hundert Meter hinter ihnen, zudem verdeckte ein Lastwagen das wesentlich kleinere Auto von Käringers.
    »Schade«, sagte Vater, »jetzt haben wir uns von ihr nicht verabschiedet.«
    »Und von Anne auch nicht«, sagte Kathrin. »Was sagst du dazu, Markus?«
    Markus tat, als hätte er nicht gehört. Er dachte nur, daß man im Auto eingeschlossen war wie der Hering in der Büchse, mehr noch, wie in einem Gefängnis. Und er dachte nach, welche Geschwindigkeit entstand, wenn zwei Wagen aneinander vorbeifuhren. Der eine mit siebzig Stundenkilometern, der andere mit gut hundert.
    Erst viel später fragte sich Markus, ob Anne traurig war, daß sie ihn versäumt hatte. Das wäre ganz gut für ihn gewesen. Aber anzunehmen, daß sie einem großen Abschied entgehen wollte, war das nicht noch viel schöner?

12

    Markus wachte in dem Augenblick auf, als Vater vor dem österreichischen Zollbeamten hielt.
    Der Zollbeamte stellte eine lange Frage: »Haben Sie außer Ihrem persönlichen Reisegepäck irgendwelche Waren im Wagen, die zu verzollen sind?«
    »Wir haben eine Kiste Trauben dabei«, gestand Vater. »Und eine Salami, eine kleine selbstverständlich«, sagte Mutter.
    »Und Wein?«
    »Sechs Flaschen.«
    »Doppelliter?«
    »Nein, die kleinen Flaschen, sieben Zehntelliter Inhalt.«
    »Wie steht's mit Spirituosen?«
    »Keine. Nein, scharfe Sachen mögen wir nicht.«
    Eine Weile musterte der Zöllner finster die Gesichter des Vaters, der Mutter und dann der Kinder. Es schien, als überlegte er, wie er sich verhalten sollte. Dann schlich sich ein Lächeln in seine Züge, und er sagte: »Gut erholt schauens’ aus. Sehr gut erholt. Alle fünf. Angenehme Heimreise.«
    Im Inntal fuhr Vater endlich auf einen Parkplatz. Stefanie stürzte zu einem freien Tisch mit zwei Bänken und rief: »Hier können wir essen.«
    »Ach, du denkst immer nur ans Essen«, schimpfte Kathrin.
    »Hast du jetzt etwa keinen Hunger?«
    »Schon, aber ich rede nicht ständig darüber.«
    »Ich muß mir ein wenig die Beine vertreten«, sagte Markus und lief von den anderen weg. Am Innufer suchte er nach flachen Kieseln und ließ sie über das Wasser springen.
    »Markus!« rief Vater. »Muß man dich jetzt wieder ans Essen erinnern?«
    Markus lief zu seiner Familie zurück und bekam eine mit Parmaschinken belegte Semmel in die Hand gedrückt. Er wußte nicht, wieso das kam, aber der Schinken erinnerte ihn an Anne. Und ihm fiel ein, daß Ernst sich immer gewundert hatte, daß er Anne und Marie auseinanderhalten konnte. Also hatte Anne Ernst nie das Geheimnis verraten, das winzige Muttermal unterhalb des Grübchens, das sie ihm gezeigt hatte. »Markus, bitte iß!« flehte die Mutter.
    Aber Markus war abgelenkt, erstens dachte er an Anne, und zweitens war es ein seltsames Gefühl, Lucas Altamura nicht in der Nähe zu haben. Fast schien es ihm unwahrscheinlich, daß er mit einem Spatzen befreundet war.
    »Was ist los, warum ißt du nichts?« fragte der Vater Markus.
    Markus winkte ab. Er war in Gedanken bei Lucas, der sich auf der Terrasse sicherlich einen anderen Tisch gesucht hatte. Ob dort auch jemand saß, mit dem er sich unterhalten konnte?
    Er hörte, wie die spitzzüngige Kathrin sagte: »Wahrscheinlich rauben ihm Abschiedsschmerz und Liebeskummer den Appetit, was Stefanie ja nie passieren könnte.«
    Sollte er sich über das kindische Gerede der Schwester aufregen? Er fand es nicht der Mühe wert.
    Dafür schrie Stefanie auf. »Immer stänkert sie einen an«, jammerte sie. »Und wenn ich ihr dann eine runterhau, heult sie wie ein kleines Kind. Warum sagt ihr nicht, daß sie endlich Ruhe geben soll?«
    »Ich muß mal«, sagte Markus und lief zu dem Örtchen aus schwerem Beton,

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