Special Der Zauberbann
Eidechse, die über die Lehne des Sofas zu ihm hoch krabbelte. Sie hob zutraulich ihr Köpfchen und sprach zu seiner Verwunderung in leisen menschlichen Worten: »Gib ihr roten Wein zu trinken, denn davon wird sie müde.«
Kaum ausgesprochen, kam die böse Fee durch die offen stehende Küchentür und fragte im herrischen Ton: »Was war das eben? Ich hab´ doch gerade etwas gehört!«
Die Eidechse war im selben Augenblick vom Sofa gehüpft, unter dem sie ruckzuck unbemerkt verschwinden konnte.
Tim wusste ja nicht, dass es sich bei dem grünen Tierchen um den vor einigen Jahren verschwundenen jungen Mann handelte, in den sich Zorxia verliebt hatte, der sich aber mehr für ihre liebenswerte Schwester Orka interessiert hatte. Die böse Fee hatte ihn aus Eifersucht und Wut in eine Eidechse verzaubert.
Da Tim wegen seiner merkwürdigen Begegnung mit dem Echsentier noch ein bisschen verdattert war, antwortete er fast stotternd: »Ach, ich habe schon wieder schrecklichen Durst und wollte fragen, ob ich vielleicht ein wenig Rotwein zu trinken bekommen könnte!«
»Was? Ich höre wohl nicht recht! Rotwein willst du in deinem Alter schon haben?«, wunderte sich die Fee. Doch da er so verlegen und ein wenig ängstlich fragte, erhoffte sie sich nun mehr Fügsamkeit von ihm und willigte schließlich ein.
Nachdem sie Tim mit dem gewünschten Getränk und ein bisschen Gebäck bewirtet hatte, leistete ihm die Fee etwas Gesellschaft und setzte sich in den breit gepolsterten Sessel schräg neben das Sofa.
»Möchten Sie nicht auch ein Glas mittrinken?«, bat Tim höflich.
»Nun, wenn es denn unbedingt sein muss!« Zorxia füllte ebenfalls ihr Weinglas. Anschließend begann sie Tim über seine Hobbys und Interessen auszuhorchen. Er fand die Fragerei zwar lästig, versuchte aber trotzdem, freundlich zu antworten, um die Fee nicht zu verärgern.
»Mmm, der schmeckt ja hervorragend!«, lobte Tim das Getränk, und als er sein erstes Glas ausgetrunken hatte, fragte er ganz nett, ob er sich nachschenken dürfe.
»Aber bitte, bediene dich doch, wenn er dir so gut schmeckt. Du scheinst ja allerhand zu vertragen!«, antwortete die Fee und schaute Tim dabei fragend an. Zum Glück bemerkte sie nicht, wie er jedes Mal, wenn sie gerade wegguckte, heimlich seinen Wein in den großen Blumentopf einer neben dem Sofa stehenden Birkenfeige goss. Damit auch die Fee mehr vom Wein trank, füllte er ihr das nur halb geleerte Glas nochmals voll.
»Wenn es Ihnen recht ist, würde ich später gerne einige von den lecker aussehenden Waldbeeren probieren, die Sie im Korb mitgebracht haben!«
In Zorxias Augen war auf diese Worte eine gewisse Freude zu erkennen. Wenn Tim von den seltenen Beeren äße, so ihre Hoffnung, würde er bald noch gehorsamer sein. Deshalb ließ sie sich auch das erneute Auffüllen ihres Glases gefallen.
Als die Fee bald darauf ihr Weinglas ausgetrunken hatte, wurde sie von einer wachsenden Trägheit und Müdigkeit überwältigt. Sie machte es sich in ihrem Sessel zwischen zwei weichen Kissen bequem. Schon nach kurzer Zeit konnte sie kaum mehr ihre Augen offen halten und schlief nach einem ausgedehnten Gähnen tief ein.
13 DAS GUTE KENNT KEIN GESICHT
In der Zwischenzeit erreichte Sarah den Waldesrand und flog am Wildbach entlang in Richtung Eichenwald. Als sie beim Tor zum Elfenreich eintraf, dämmerte es bereits, und am Himmel kam der helle Vollmond zum Vorschein.
»Da bist du ja endlich!«, nörgelte die uralte Eiche und warf der Verspäteten einen fragenden Blick zu.
Sarah hatte jedoch keine Zeit für lange Erklärungen, antwortete nur mit einem kurzen »Hallo!«, und flog eilig durch den magischen Eingang des dicken Baumstammes. Aufgeregt klopfte sie an die Tür der Wichtel.
»Aber Mädchen, wo bist du denn so lange gewesen? Wir haben uns schon Sorgen um dich gemacht. Du bist ja ganz erschöpft!«, begrüßte die Wichtelmutter sie.
Hastig berichtete Sarah, was sie draußen in der Menschenwelt alles erlebt hatte und fragte dann, wie sie den Jungen aus Zorxias Hütte befreien könne!
»Warum lässt du ihn nicht einfach mit deiner Königs-perle so klein wie eine Elfe werden?«, fragte ein Wichtelmann. »Danach musst du nur noch ein wenig Zaubergoldstaub auf seinen Rücken streuen, und es werden ihm Elfenflügel wachsen, mit denen er aus seiner Gefangenschaft fliehen kann!«
»Nein, das geht nicht. Ich habe keinen Zaubergoldstaub. Er befindet sich in einem sicheren Raum im Schloss meiner Eltern.«
»Aber du brauchst ihn
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