Special - Zeig dein wahres Gesicht
Moment, als Zane vor ihr gelegen hatte, im Sterben ...
Aber sie konnte es sich nicht leisten, wieder zu verlieren. Nicht diesmal, wo die Zukunft auf dem Spiel stand.
Also wartete sie in der Dunkelheit und kämpfte mit sich.
Endlich öffnete sich die Tür und rahmte Dr. Cables vertraute Gestalt ein. An der Decke schalteten sich vier Scheinwerfer ein und leuchteten Tally direkt in die Augen. Für einen Moment geblendet hörte sie weitere Specials hereinkommen, ehe die Tür sich hinter ihnen schloss.
Tally sprang auf. „Wo ist der Stadtrat? Ich habe etwas Wichtiges mitzuteilen.“
„Ich fürchte, was du zu sagen hast, könnte die Räte beunruhigen, und das wollen wir doch nicht. Momentan sind sie sehr nervös, unsere Räte.“ Dr. Cables Silhouette ließ ein Schmunzeln hören. „Sie hocken oben in Ebene H und plappern noch immer miteinander.“
Zwei Stock höher ... Sie war so nahe dran gewesen und hatte dann doch wieder versagt.
„Willkommen daheim, Tally“, sagte Dr. Cable mit sanfter Stimme.
Tally schaute sich im leeren Hörsaal um. „Danke für die Überraschungsparty.“
„Ich glaube eher, dass du uns überraschen wolltest.“
„Was, durch die Wahrheit?“
„Die Wahrheit? Aus deinem Mund?“ Dr. Cable lachte. „Was könnte denn eine noch größere Überraschung sein?“
Wieder loderte in Tally der Zorn auf, aber sie atmete langsam und tief durch. „Woher wissen Sie es?“
Dr. Cable trat ins Licht und zog ein kleines Messer aus der Tasche. „Ich glaube, das gehört dir.“ Sie warf das Messer in die Luft. Es wirbelte herum, funkelte im Scheinwerferlicht und bohrte sich dann zwischen Tallys Füßen in den Boden. „Die Hautzellen, die wir darauf gefunden haben, waren jedenfalls deine.“
Tally starrte das Messer an.
Es war das Messer, das Shay geworfen hatte, um im Magazin Alarm auszulösen, das Messer, mit dem Tally sich in jener Nacht geschnitten hatte. Tally öffnete ihre Faust und starrte ihre Handfläche an, die Puls-Tätowierungen wirbelten noch immer in ihrem holprigen, von der Narbe unterbrochenen Rhythmus. Sie hatte gesehen, wie Shay es abgewischt hatte, um Fingerabdrücke zu vermeiden, aber eine Spur ihrer Haut war offenbar hängen geblieben ...
Sie mussten es kurz nach dem Attentat gefunden und auf DNA untersucht haben, also hatten sie die ganze Zeit gewusst, dass Tally Youngblood im Magazin gewesen war.
„Ich wusste, dass diese üble Angewohnheit euch Schlitzer irgendwann in Schwierigkeiten bringen würde“, murmelte Dr. Cable. „Ist es wirklich ein so wunderbares Gefühl, sich selbst zu schneiden? Ich muss mir das genauer ansehen, wenn ich das nächste Mal so junge Specials aufnehme.“
Tally ging in die Knie, zog das Messer aus dem Boden und wog es in der Hand. Sie fragte sich, ob sie mit einem gut gezielten Wurf Dr. Cables Kehle treffen könnte. Aber Dr. Cable war genauso schnell wie Tally, genauso besonders.
Sie konnte es sich nicht mehr leisten, ein Special-Kopf zu bleiben. Tally musste sich aus dieser Situation herausdenken.
Sie ließ das Messer fallen.
„Beantworte mir eine Frage“, sagte Dr. Cable. „Warum habt ihr das gemacht?“
Tally schüttelte den Kopf. Wenn sie die ganze Wahrheit erzählte, würde sie Zane erwähnen müssen, und das würde es noch schwerer machen, sich zu beherrschen.
„Es war ein Unfall.“
„Ein Unfall?“ Dr. Cable lachte. „Ganz schöner Unfall, der das halbe Militär der Stadt zerstört hat.“
„Wir wollten diese Nanos nicht freisetzen.“
„Wir? Die Schlitzer?“
Tally schüttelte den Kopf - es hatte auch keinen Sinn, Shay zu erwähnen. „Da hat irgendwie eins das andere ergeben ...“
„Soso. Das passiert dir immer wieder, nicht wahr, Tally?“
„Aber warum haben Sie alle belogen?“
Dr. Cable seufzte. „Das müsste auf der Hand liegen, Tally, ich konnte ihnen doch wohl nicht erzählen, dass ihr um ein Haar das Abwehrsystem der Stadt auseinandergenommen habt. Die Schlitzer waren mein Stolz und meine Freude, meine ganz speziellen Specials.“ Ihr Rasierklingenlächeln breitete sich über ihr Gesicht. „Und außerdem habt ihr mir eine großartige Gelegenheit geliefert, mich von einem alten Gegner zu befreien.“
„Was hat Diego Ihnen denn angetan?“
„Sie haben das alte Smoke unterstützt. Sie nehmen seit Jahren unsere Flüchtlinge auf. Dann hat Shay berichtet, dass irgendwer die Smokies mit Tarnanzügen und großen Mengen von diesen entsetzlichen Pillen versorgt. Wer hätte das sonst sein können?“ Ihre
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