Speechless (German Edition)
seinem Vorgesetzten zu verscherzen. Und erst recht nicht, da Claire dann wieder so ein dämliches Grinsen auf den Lippen hätte und ihn fragen würde, was er denn bitte ausgefressen hätte.
Sonst sprach sie nicht mit ihm, aber wenn er Ärger hatte kam sie zufälligerweise immer bei ihm vorbei geschneit. Scheiß Flurfunk, dachte er sich und legte das Smartphone auf den Tisch.
Ja … warte hier, ich bin gleich wieder da.
Bekam er dann zu lesen. Wahrscheinlich, so dachte er, würde Eneas sich erst einmal ein oder zwei Schlaftabletten gönnen und sich dann unter die Decke fletzen.
Oh, wenn er nur daran dachte, gleich mit diesem jungen Mann das Bett zu teilen… Ein wenig mulmig wurde ihm dabei ja schon und er bezweifelte, dass es die wirklich beste Entscheidung seines Lebens war. Und vor allem konnte er sich nicht vorstellen, dass gerade Eneas – jemand der so einsam zu sein scheint – ein solches Versprechen halten kann.
Er wusste ja nicht einmal, ob Eneas die Wahrheit sagte und vor allem wusste er noch weniger über Eneas selbst. Da war noch so viel, was ihm fehlte. So viel, was nicht gesagt war. Gut, sie kannten sich erst gut zwei Tage, aber immerhin…
Eneas verließ das Zimmer und schloss die Tür hinter sich so leise, dass man meinen könnte, sie hätte gar kein Schloss.
Erneut seufzte Cassiel tief auf. Was sollte er jetzt machen? Er hatte keinerlei Klamotten hier und er wusste nicht, ob es so ratsam war, in Boxershorts und Shirt zu schlafen… Aber ehe er auch nur einen weiteren Gedanken verschwenden konnte, hörte er Ravens Stimme vor der Tür.
„Bleibt er?“
Es herrschte eine kurze Stille, ehe erneut die dunkle Stimme erhoben wurde: „Du musst selbst wissen, was du tust, ’Neas. Nur heul mir nachher nicht die Ohren voll… - Nein – Warum? Ach du verstehst es ohnehin nicht. Ich will doch … Ich will nur dein Bestes.“
Cassiels Augenbraue glitt nach oben. Irgendwie war Raven heute ein wenig … gereizt und gar nicht mehr so liebevoll zu seinem Bruder. Er wollte keinen Keil zwischen die beiden treiben … also wenn es an ihm lag, dass sie sich in den Haaren hatten, dann würde er doch gehen.
Langsam gewann er nämlich doch das Gefühl, dass Ravens Sympathie ihm gegenüber nicht wirklich lange angehalten haben konnte, wenn dieser ihn loswerden wollte…
Die Tür öffnete sich und es war ein leises Seufzten des Älteren zu hören, der sich nur an die geschlossene Tür lehnte.
„Was ist los?“, fragte Cassiel gleich aus einem Impuls heraus nach. Es folgte ein Kopfschütteln des Älteren. Er wollte nicht drüber reden, wie es aussah.
„Hast du vielleicht … irgendwie eine Sporthose dabei?“
Eneas’ Blick glitt auf ihn, dann hob sich eine Augenbraue des anderen und ein halbes Grinsen kam auf dessen Lippen, gefolgt von einem Nicken.
Mit Sicherheit zwei Nummern zu groß, dachte Cassiel. Es war ja nun wirklich nicht so, als würde er wirklich in die Hosen von Eneas passen. Der Gute war etwas größer als er und …
Ok, vielleicht war die Sporthose auch zu klein … Bei dem schmalen Körperbau, den Eneas besaß…
Aber ehe er darüber weiter nachdenken konnte, folg etwas Schwarzes auf ihn zu und wurde wenig später als Jogginghose identifiziert.
Wenig später lagen sie nebeneinander in dem doch recht schmalen Bett. Eneas schien binnen Sekunden eingeschlafen zu sein, wohingegen Cassiel gar nicht einzuschlafen schien. Er konnte einfach nicht. Ihm ging so viel durch den Kopf, dass er einfach nur die Decke anstarte und versuchte, die Gedanken zu verdrängen, die ihm durch den Kopf schossen.
Es war einfach eine mehr als komische Situation, auch wenn sie ihm nicht wirklich unangenehm war.
Mit einem stummen Seufzten drehte er sich auf die rechte Seite, schob die Hand unter das Kopfkissen und schloss frustriert die Augen.
Das gab es einfach nicht. Da musste er am nächsten Tag wer weiß wie früh aufstehen und jetzt konnte er nicht einschlafen. Es machte ihn wahnsinnig!
Hinter ihm begann es zu rascheln, irgendwas murrte vor sich hin und wenig später hatte er einen Arm um seine Taille liegen, der ihn an Ort und Stelle zu halten schien.
Zudem schmiegte sich der warme Körper des Älteren noch näher an ihn und er spürte den stetig gehenden Atem Eneas an seinem Nacken. Irgendwie wurde ihm das jetzt doch unangenehm.
„Eneas“, murmelte er leise, versuchte etwas abzurücken, jedoch lag er schon so nahe an der Bettkante, dass er nicht mehr weiter weg konnte.
„Eneas“,
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