Speechless (German Edition)
suchte aus seinem Koffer eine Jeans und ein Shirt, das einigermaßen zusammenpassten und zog sich gesellschaftstauglich an, streifte noch schnell Socken über seine Füße und fand auch den Weg in die Küche.
Doch hielt er im Türrahmen inne, blickte die beiden Geschwister an, die dort an der Küchenzeile standen und einander umarmten.
Eines sah er in dem Blick, den Raven ihm schenkte. Es lag deutlich der Wille darin, diesem Darren die Knochen zu brechen. Jeden einzeln und mehrmals, wenn es denn möglich sei.
Cassiel hatte das gleiche Verlangen – warum auch immer, er wusste es nicht. Aber Darren sollte ihm besser nicht unter die Augen treten.
Kapitel 9
Als er am Nachmittag die Treppe zur Dachgeschosswohnung hinaufstieg, drang dröhnend tiefer Bass zu ihm durch, begleitet von dunk len Gitarren und wummernden Drums.
Langsam schlich er sich an die Wohnungstür und trat ein.
Jegliche Türen waren geschlossen und je näher er dem Wohnzimmer kam, desto lauter und bedrohlicher wurde die Musik. Die Tür aufdrückend, fühlte er sich, als stünde er vor einem riesigen Verstärker.
Die Boxen, die im Wohnzimmer verteilt standen, beschallten den wohl gut gedämmten Raum einwandfrei und Eneas saß mitten in diesem Krach aus etwas, das sich Musik nannte. In aller Seelenruhe saß er da, tippte auf der Tastatur herum und hatte ihn wohl nicht einmal bemerkt.
Aber er wagte es auch nicht, den Älteren anzusprechen oder irgendwie anders zu stören. Nähern tat er sich dennoch, auch wenn er dabei vorsichtig und leise war. Cassiel lugte über Eneas’ Schulter und erkannte die schwarzen geöffneten Fenster mit diversen HTML-Codes, oder was auch immer das war.
Das Notebook, als auch die Monitore waren vollkommen mit irgendwelchen Dingen voll geladen und er sah, wie der Courser von einem Monitor zum anderen huschte, wie Buchstaben, Zahlen und Symbolfolgen mit einer gar unheimlichen Geschwindigkeit getippt wurden.
Der Track ging endlich zu Ende und Cassiel konnte sich ein leises, befreites Seufzten nicht verkneifen. Doch jenes war es, welches Eneas herumfahren ließ.
Die Musik verstummte komplett, als Eneas den Medienplayer seines Alienware-Notebook auf Pause stellte.
Sein Blick zeigte Cassiel ganz deutlich, dass er überrascht war und wohl auch fragen wollte, was er denn hier tat.
„Ich … also ich wollte sehen, was du machst…“, meinte Cassiel und schob die Hände in die Bauchtaschen seines Hoodies.
„Wahrscheinlich programmieren…“, stellte er für sich selbst fest und erhaschte einen Blick auf den größten aller Monitore. S.I.S.I – Sisi stand dort in großen Blocklettern in dem Dokument. In den anderen Fenstern überall irgendwelche Codes geöffnet und bearbeitet.
»Das System wurde aktualisiert. Die Verwendung von S.I.S.I ist nun möglich.«
Beinahe erschrocken sah sich Cassiel um, ehe er einen Fingerdeut von Eneas sah. Ein Sprachtool, der Veränderungen im Heimnetzwerk und auf den Rechnern an und für sich anzeigt.
„Was ist Sisi?“, fragte er leise nach.
S ystem for inteligent Security on the Internet , tippte Eneas dann schnell ein, ehe er sich wieder zu ihm umwandte. Meine Firewall, mein Antivirenprogramm.
„Und was kann das?“
Eneas deutete auf den Stuhl, der etwas abseits des ganzen Terminals stand und Cas zog sich diesen heran, ließ sich darauf nieder.
Alles. Es ist sicherer als die Software, die die Regierung verwendet. Seitdem sich ein Kommilitone während meiner Studienzeit einmal eingewählt hatte, arbeite ich hier dran. Er hat mir die Fehler gesagt, ich hab sie ausgebessert.
„Aber auf dem Markt ist das nicht?“
Nichts von dem, was du hier siehst, ist auf dem Markt. Ich hab die Rechner selbst zusammengebaut, ich hab das Betriebsprogramm selbst geschrieben. Vorher lief hier alles auf Windows 98 oder XP. Jetzt läuft es auf Amargeddon. Meine Graphicprogramme sind selbst geschrieben und mit den Geräten kompitabel. Ebenso sind meine Dokumentenprogramme und alle Kalkulierungstabellen selbst erstellt. Ich hab die beste Firewall und die besten Antivirenprogramme.
„Wow… Das ist krass…“, meinte Cassiel und war ein wenig überrascht. Klar wusste er, dass der Junge was auf dem Kasten haben musste – immerhin arbeitete er für Empire Gaming. Aber das hier … überschritt dann doch seine Vorstellungskraft.
Und dann meinte Eneas von sich selbst, er könne nichts? Das war der reinste Wahnsinn…
„Und wenn du gerade nichts aktualisierst, dann entwickelst du mal eben
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