Speechless (German Edition)
unglaublich starken Mann von sich, der Oberarme wie andere Oberschenkel hatte. Geballte Kraft in einen Mann, der töten würde, für das was er liebte.
Er wünschte sich garantiert nicht an Darrens Stelle.
„Oder wir vergessen diesen Typen einfach?“, meinte Cassiel.
„Oh mein Guter, das kann ich nicht. Niemand wird vergessen, der meinem Bruder Schmerzen zufügt. Und erst Recht nicht so eine Hackfresse wie Darren!“
„Du solltest dennoch erst einmal ein wenig Ruhe in all das kommen lassen. Ich hab dir schon einmal gesagt, dass du Eneas selbst machen lassen sollst – ach, das war ja erst gestern…“, versuchte er es noch einmal. Eneas wurde einfach viel zu sehr eingeengt und Cas konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass das so gesund und fördernd war.
Vor allem war es wichtig, dass auch Raven endlich verstand, worum es ging. Er konnte Eneas nicht immer nur an der Leine halten. Irgendwann würde dieser seinen eigenen Weg gehen müssen.
Irgendwann…
Das hieß zwar nicht, dass es sofort der Fall war, aber irgendwann…
„Ich geh’ eine Runde laufen, kommst du mit?“
„Was? Joggen?“, kam es gar geschockt von Cas zurück.
„Ja, das ist Sport, Cas. Komm schon.“
Ein Handtuch landete in seinem Gesicht und Raven stand auf, ging an ihm vorbei. „Fünf Minuten vor der Haustür. Beeil dich.“
Ich geh laufen, dachte er sich. Ich mache Sport… Aber wenn ich mich weigere, disst er mich bestimmt…
Er nahm sich das Handtuch vom Kopf, seufzte tief auf. Er wollte kein Leben in Schande führen müssen, weil Raven ihn immer damit aufziehen würde. Also raffte er sich auf und ging sich schnell umziehen.
Jedoch musste schon bald feststellen, dass es eine absolut falsche Entscheidung war.
Ihm hing das Herz irgendwo, wo er es nicht mehr richtig wahrnehmen konnte, seine Lungen schienen zu platzen und seine Beine schrien nach Erlösung. Er konnte mit dem Tempo einfach nicht mithalten.
„Was ist los? Schon fertig mit der Welt?“
Cassiel nahm sich zusammen, schüttelte den Kopf. Für irgendwelche Worte fehlte ihm einfach die Kraft und vor allem der Sauerstoff.
Und dennoch hörte er das raue Lachen in dem deutlich ein paar Funken Hohn zuhören waren. Er machte sich tatsächlich über ihn lustig!
Zum Endspurt hin fühlte er sich, als wäre er für all seine Sünden bestraft worden und stützte sich letztlich nur noch am Geländer auf, als sie endlich am Haus angekommen waren.
„Deine Kondition ist grauenvoll, Cas.“
„Hm…“, brachte dieser irgendwie hervor und versuchte richtig zu Atem zu kommen. „Ich bin Journalist …“, krächzte er. „Kein Hochleistungssportler…“
Die Tür wurde aufgedrückt und Cassiel schleppte sich ins Innere. Sofort kam Eneas aus der Küche in den Flur, stoppte und deutete mit fragendem Gesichtsausdruck auf ihn – die Sportleiche.
„Unsportlich“, meinte Raven nur kurz und verpasste ihm einen Schlag auf den Oberarm, der Cassiel beinahe gegen die Wand beförderte.
„Keine Sorge, der stirbt uns schon nicht unter der Hand weg“, hörte er Ravens beruhigenden Worte, als er sich selbst die Treppe hinauf und ins Bad schleppte. Duschen, dann Bett, das waren seine einzigen Gedanken, die er im Moment zusammenhalten konnte.
Als er am nächsten Morgen wach wurde, war es leer im Haus.
Natürlich, fiel es ihm ein. Es ist Montag…
Schon nach den ersten Tagen Urlaub ging sein ganzes Zeitgefühl flöten…
Am Kühlschrank fand er eine kleine Notiz, die ihm erklärte, dass Raven wegen einer Lehrerkonferenz erst sehr spät nach Hause kommen würde und auch Eneas wegen einer längeren Sitzung erst eine unbestimmte Zeit hatte, an der er zurückkommen würde.
Das hieß für ihn nichts anders, als dass er den ganzen Tag quasi allein verbringen würde…
Klasse, dachte er sich, machte sich einen Kaffee und zog sich etwas Vernünftiges an, ehe er sich erst einmal in die Küche setzte und die Zeit mit seinem Kaffee und dem Wachwerden verbrachte.
Vielleicht würde er später in die Stadt fahren. Es gab doch sicherlich einen Ersatzschlüssel oder etwas in der Art im Haus, sodass er wieder ins Innere des Hauses kam.
Nur herumsitzen war auch nicht sein Ziel.
Aber er hasste Shoppen und viele Menschen und …
Mit einem Seufzen erhob er sich, spülte die Tasse eben ab und stellte diese zurück in den Schrank. Oben in seinem Zimmer nahm er dann das Apple-Notebook aus seiner Tasche und klappte es auf. Vielleicht würde er doch herumsitzen und
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