Speechless (German Edition)
ist doch im Moment recht gut drauf. Wieso in die Klapse?“
„Dauerhaft, Cas. Er sei eine Bedrohung für sich und sein Umfeld, oder was der Typ vor sich hingelabert hat. Die Psychotante die vor diesem Kerl da war, war wesentlich sympathischer. Zwar hat sie keinen Draht zu Eneas aufbauen können, aber sie wollte ihn nicht gleich wegsperren.“
Man hörte deutlich den Zorn in der Stimme des Älteren. Aber er konnte es auch durchaus verstehen.
„Ich ruf den eben an und stutz dem mal die Flügel.“
Damit stieß sich Raven ab und lief an ihm vorbei in das Wohnzimmer.
Cassiel hörte nur noch wie den Tastenton des Telefons und wenige Minuten Ruhe, ehe Raven den Herrn am anderen Ende schon zusammenschiss.
Wäre die Situation nicht so ernst, würde er lachen.
Das Telefon fand brutal den Weg zurück auf die Station und Raven kam wahrlich angepisst zurück in die Küche, öffnete den Schrank und nahm sich erst einmal eine der Tassen heraus.
„Wir kochen jetzt, Cas.“
Er atmete tief durch. Er hatte schon damit gerechnet, dass wieder der Satz: ‚Wir laufen jetzt, Cas!’ kommen würde.
„Ja, dann h au rein“, gab er erleichtert von sich und hatte schon gleich das große Messer in der Hand.
„Pilze schneiden, Cas.“
„Ok… Ich schneide Pilze…“, wiederholte er die Anweisung. „Ich hab heute noch mit Claire telefoniert…“, begann er jedoch ein anderes Thema.
„Und?“, wollte Raven wissen. Er klang interessiert, das hörte Cassiel sofort heraus. Und es war ein guter Themenwechsel. So konnte Raven wenigstens diesem Arzt aus seinen Gedanken streichen.
„Sie hat auch gerade Urlaub und ist in Irland. Magst du Irland?“
„Warum sollte ich das mögen oder nicht mögen?“
„Claire mag Irland. Sie ist Irin“, setzte er zu einer Erklärung an und schnitt seine Pilzchen.
„Du willst mich verkuppeln, richtig?“
„Claire ist eine sehr nette Person und du hast selbst gesagt, dass du sie hübsch findest. Ihr solltet euch mal treffen.“
„Wenn ich mich recht entsinne, ist sie sechs Jahre jünger als ich, nicht wahr?“
„Ja, und? Macht das denn großartig irgendwas aus?“, wollte Cassiel wissen. Es war doch vollkommen egal, ob da nun drei, sechs oder neun Jahre zwischen lagen. Claire ging ohnehin nicht mit jüngeren oder gleichaltrigen Männern aus. Sie suchte sich aus Prinzip Männer, die älter als sie waren. Also warum nicht jemanden wie Raven. Der kümmerte sich wenigstens um die, die ihm wichtig waren.
„Weißt du, Cas, ich kümmer mich um diese Beziehungskiste schon selbst, ja? Kümmer du dich um deine.“
„Ok.“
Das war deutlich.
Pünktlich um halb sieben kam Eneas nach Hause und auch das Essen stand auf dem Tisch.
Jedoch warf der Gamedesigner nur einen kurzen Blick in die Küche und dann auf die Teller, ehe er auch schon verschwand.
Raven schüttelte nur kurz den Kopf und Cassiel verstand rein gar nicht, um was es denn nun ging.
Man hörte nur die Schritte die Treppe hinauf und später ging die Dusche oder der Wasserhahn der Wanne an.
„Was ist los?“, fragte Cassiel vorsichtig nach.
„Er hatte einen Scheißtag. Irgendwas ist passiert.“
Das beantwortete seine Frage natürlich. „Du gehst nach ihm sehen“, sprach Raven ihn dann auch gleich an. „Jetzt.“
Sofort sprang Cassiel von seinem Stuhl auf, schob diesen jedoch wieder unter den Tisch und lief die Treppe hinauf.
Kapitel 10
Die Tür zum Bad war nur angelehnt, als er ankam. Er hörte nichts als das Plätschern des Wassers in die Wanne.
Langsam und vor allem leise trat er näher und schob die Tür noch etwas weiter auf. Er wusste nicht, ob es gut war, zu klopfen. Was auch immer Eneas da tat, so war dieser immerhin sehr schreckhaft.
Es war nur spärlich beleuchtet im Bad. Nur die kleinen Lampen über den Waschbecken waren eingeknipst. Und der Nebel des heißen Wassers machte die Sicht auf alles nicht gerade besser.
„Eneas?“, fragte er in den Raum und drückte die Tür gänzlich auf. Er hörte nur wie ein paar Schritte von links auf ihn zu kamen.
Er wandte den Blick um und sah in Eneas’ fragendes Gesicht.
Dieser hielt nur ein Handtuch in den Händen und trug lediglich eine blauschwarze Tarnhose.
Cassiel musterte ihn kurz, sah die feinen Narben auf Eneas’ Brust und die Verbände an den Unterarmen. Der ganze junge Mann vor ihm war ein einziger Scherbenhaufen.
Jedoch wirkte er jetzt nicht so auf ihn, als würde er sich gleich wieder etwas antun.
„Alles ok bei dir?“, fragte
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