Speechless (German Edition)
hilfreich. Und irgendwie fühlte er sich auch in eine andere Welt versetzt.
Und so verbrachte Cassiel erst einmal den ganzen Morgen und den Vormittag damit, sich irgendwelche Videos zum Lernen von Gebärdensprache anzusehen. Was an und für sich nicht schwer war, aber die Dinge zu behalten, die dort gezeigt wurden, das war schwer…
Noch bescheuerter kam er sich vor, als er versuchte das, was die Dame im Video zeigte, nachzumachen und sich den ganzen Mist zu merken, den sie von sich gab.
Sicherlich würde Eneas nichts verstehen, aber eigentlich ging es auch darum, Eneas zu verstehen. Nur deswegen tat er sich den Scheiß hier an und machte sich vor Anja zum Affen.
Innerlich hoffte er ja, dass das Gerät nichts aufzeichnete… das wäre nämlich sein Untergang…
Als er dann zum Mittag hin von Raven abgeholt wurde und später gemeinsam mit ihm auf Eneas wartete, hatten sie sich nichts zu erzählen. Raven bekam die Zähne einfach nicht auseinander und Cassiel wollte nichts Falsches sagen. Vor dem Älteren hatte er nämlich richtig Respekt und wenn man diesen falsch ans Bein pisste, wurde er ganz schön sauer.
Erst als der kleine Bruder dann eintraf, wurde Raven auf einmal gesprächig und er saß einfach nur da, studierte die Karte und hoffte irgendwas zu bestellen, wo keine Katze, kein Hund oder Ratten verarbeitet worden waren.
Doch irgendwann drückte Eneas’ Hand die Karte auf die Tischplatte und die blauen Augen sahen ihn fragend an.
„Hm? Hab ich was verpasst?“, fragte er verwirrt und hatte schon wenige Sekunden später einen Fetzen Papier vor der Nase liegen.
Soll ich dir mal das Passwort für unseren Router geben? Wenn wir wieder zu Hause sind?
„Oh, also ich wollte nicht … das ist einfach nur … ich hatte Langeweile und …“, versuchte er sich zu erklären und seufzte dann. „Tut mir leid…“
Das Zettelchen verschwand und war wenig später wieder da. Kein Ding, ich mein ja nur. Ich bekomm immer die Updates meines Rechners auf mein Handy. Daher weiß ich, wann das Ding an ist und wann nicht. Vor allem musst du dann nicht in meiner Gamerhöhle rumsitzen.
Gamerhöhle, wie das klang. Irgendwie gemütlich. Ja, so gemütlich war Eneas’ Reich auch. Er war gern bei ihm oben. Es sei denn, diese grauenvolle Musik lief, die einem das Trommelfell platzen ließ. Das fand er dann nicht ganz so gemütlich.
„Ok. Ja, klar. Gern.“
Vielleicht war es auch ganz praktisch, dann könnte er noch an ein paar Dingen arbeiten oder auch mal seinen Eltern eine Mail schreiben, wie es war. Er hatte Jenny und Rascal gar nicht gesagt, dass er hier war.
Jenny wär nur wieder ausgerastet und Rascal hätte die Augen verdreht. Die beiden sind nicht gerade gut auf diese beiden Brüder hier zu sprechen…
Den Rest des Mittags wurde damit verbracht, auf das Essen zu warten, ein bisschen zu reden. Raven übersetzte für ihn, so musste Eneas ihm nicht immer schreiben und dann fuhren sie auch gleich wieder, direkt nachdem sie gezahlt hatten.
Er fuhr jedoch bei Eneas mit, da Raven noch einen Termin hatte. Wo und was, das hatte er nicht gesagt. Aber Cassiel ging eng mit der Annahme, dass er bei diesem Psychodoc vorbei fuhr um diesem noch mal persönlich die Meinung zugeigen.
Die ganze Fahrt über starrte er aus dem Fenster, lauschte der aggressiven Stimme aus den Boxen und vermied es, Eneas anzusehen. Dieser war heute so anders, so gut gelaunt und locker… Er müsste nur wieder an das denken, was er gestern erst erfahren hatte und würde das Bild nicht mehr loswerden.
Eneas parkte den Wagen in der Garage und sie stiegen aus, betraten das Haus und er erhielt die fragende Geste, ob er noch mit nach oben kommen wollte. Eine Runde zocken.
Es war nicht so, dass er ihn vollkommen nicht verstand. Eneas verstand es nur, andere Zeichen zu verwenden, um sich zu verständigen. Kurz überlegte er. Er würde ohnehin wieder vollkommen verlieren, dennoch stimmte er zu und folgte Eneas hoch in dessen so genannte Gamerhöhle.
Ihm wurde ein Controller zugeworfen und die Xbox 360 angeschaltet. Nebeneinander sitzend, zockten die schließlich online auf dem Splitscreen. Und wie sollte es anders sein? Er starb, traf kein einziges Mal einen der Gegner und ging als größter Verlierer aus der ersten Runde.
Eneas jedoch führte das Team mit der höchsten Abschussquoute an. Seinetwegen könnte er auch einfach nur zusehen.
Es war nahezu entspannend, wie der junge Mann neben ihm seine Person durch die verschienen Maps führte,
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