Speechless (German Edition)
die Welt brach zusammen. Und endlich ist dieser Scheiß beendet. Er braucht dich, Cas. Mehr noch, als er vielleicht mich brauch.“
„Als einen Freund – mehr kann ich ihm nicht geben, Raven. Mehr ist nicht drin…“, gestand er leise und Ravens Hand ließ seinen Arm los.
„Er braucht nicht mich, er braucht dich, weil du immer für ihn da sein wirst“, hängte Cassiel erklärend hinterher. „Du sagtest selbst, dass ein Mann an seiner Seite nicht das Richtige ist. Und ich bin kein Mann, der mit einem Mann an meiner Seite leben kann. Verstehst du mein Problem? Ich bin nicht homo und ich bin nicht bi.“
Er sah Ravens Ausdruck, sah dessen Verständnis, aber auch dessen Enttäuschung darin.
Aber wie sollte er das machen?
Er konnte Liebe doch nicht vortäuschen, etwas mit sich machen lassen oder etwas tun, was er nicht wollte. So etwas konnte niemals echt sein! Er war kein Mensch, der andere Menschen um Gefühle willen belog, ihnen eine heile Scheinwelt vorspielte und sich selbst verriet.
Nein, so etwas konnte er nicht. Vor allem nicht bei einer solch charakterlich instabilen Person wie es Eneas war.
So etwas würde den Gamedesigner auf Gottes Acker bringen, aber nicht in eine heile Welt.
Eneas würde die Fehler bei sich suchen, sich noch schlechter machen, als ohnehin schon.
So war der andere nun einmal und Cassiel wollte und konnte nicht zu lassen, dass er an etwas Schuld trug, was niemals hätte passieren sollen. Für den Tod eines Menschen, ob nun direkt oder indirekt verantwortlich zu sein, war eine unglaublich große Last. Und das wollte er nicht.
Eneas würde es verstehen, wenn er ihm erklären würde, dass es eine Liebe niemals geben könnte. Eneas würde es verstehen und akzeptieren, wenn sie einfach nur Freunde sein könnten.
„Ok … Ich verstehe, was du meinst. Ich verstehe es, wirklich… Aber verstehst du auch mich? Du bist der erste Mensch, der einfach zu ihm kommen konnte und vor dem er keine Angst hatte. Du bist meine einzige Chance, ihn niemals zu verlieren…“
„Ich weiß“, gab Cassiel zurück. „Ich weiß das. Aber ich sagte ja auch nicht, dass ich gehen würde. Es gibt einen Weg, bestimmt…“
Zumindest waren dies sein größter Wunsch und auch seine größte Hoffung. Denn er wollte Eneas ebenso wenig verlieren. Viel zu wichtig war dieser für ihn geworden.
„Beweg deinen Arsch endlich nach oben“, kam es dann grob von Raven, womit dieser ihn aus seiner Gedankenstarre löste.
Hastig nickte er und lief den kleinen Gartenweg zum Haus und gleich die Treppe hinauf. „Eneas?“, fragte er in den oberen Flur und die Zimmer zum Bad öffnete sich und Eneas trat heraus. Die Haare waren noch feucht und Wasser tropfte von den Spitzen noch auf die nackten Schultern.
Nichts weiter als eine weite Sporthose trug der Gamedesigner vor ihm, nicht einmal Socken.
Mit einer kurzen Handbewegung wischte dieser sich die langen Strähnen aus der Stirn, kam auf ihn zu und sah ihn mit diesem ‚Was ist los?’ - Blick an.
„Wegen gestern! Ich muss noch mal mit dir reden…“, fing er an und ließ seinen Blick über die Erscheinung vor sich wandern.
Hatte er Eneas – ach ja, hatte er. Das eine Mal, als er nach ihm sehen sollte… Da hatte der andere auch vor ihm gestanden – halb nackt, wenn man so wollte… Ja, aber irgendwie verwirrte es ihn, hier zu stehen und ihn anzusehen.
Vor allem war Eneas damals auch schon so trainiert gewesen? Oder gar so flockig und locker, sich hier einfach ohne ein T-Shirt zu präsentieren? Oder lag es an ihm? Vielleicht, weil sie sich so gut kannten und Eneas deswegen keine Probleme hatte?
Die Hand, welche an ihm vorbei in das Wohnzimmer deutete, nahm er war und leistete der Geste auch gleich Folge, doch kam Eneas nicht gleich nach, holte dieser sich doch erst noch ein paar Socken und ein großes Sweatshirt, welches gleich übergezogen wurde.
„Also wegen gestern“, wiederholte er sich und versuchte eine bequeme Position zu finden, in welcher er sitzen wollte.
Nur war Eneas sehr gleichgültig, gar desinteressiert, als er ihn ansah und Cassiel fühlte sich gleich noch schlechter. Hatte sein Gegenüber wieder eine schlechte Phase? Das passierte dann jedoch recht häufig in der letzten Zeit…
„Es ist so … Du weißt, das sagte ich gestern schon, dass ich dich mag. Weißt du? Ich mag dich sehr – aber nicht genug, um dir das zugeben, was du vielleicht von mir verlangst. Ok?“
Es kam keine einzige Reaktion, woraufhin Cassiel an die Kante
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