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SPEED - Auf Der Suche Nach Der Verlorenen Zeit

SPEED - Auf Der Suche Nach Der Verlorenen Zeit

Titel: SPEED - Auf Der Suche Nach Der Verlorenen Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Opitz
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könnte, hatte ich sofort ein Bild vor Augen – na klar, als Bergbauer … in der Schweiz.
    Also hab ich von Berlin aus recherchiert und gesucht, was ich mir da so romantisch ausgemalt hatte: einen kleinen bäuerlichen Familienbetrieb in den Schweizer Bergen. Ich war mir nicht sicher, ob es so was überhaupt noch gibt, einen kleinen Bauernhof, kein landwirtschaftlicher Großbetrieb mit Hunderten oder Tausenden von Tieren. Oder war das eher die nostalgische und naive Bioladen-Vorstellung des Großstädters, der schon lange keine wirkliche Verbindung zum Land und zur Natur mehr hat. Und tatsächlich. Ich musste ein paar Wochen herumtelefonieren, bis ich einen solchen Hof gefunden hatte. Hoffe ich zumindest, denn ich bin gerade auf dem Weg dorthin.
    Es ist früher Abend, als ich bei Familie Batzli in Därstetten im Kanton Berner Oberland ankomme. Der Hof der Batzlis liegt im Simmental, nur einen Steinwurf von einer vielbefahrenen Straße entfernt, die vom Thuner See zum mondänen Luxus-Skiort Gstaad führt. Das Simmental ist Durchfahrtsland zwischen diesen zwei beliebten Touristenregionen der Schweiz. Tausende Autos und Lkws donnern hier täglich durch. Da die wenigsten Touristen wissen, was sie verpassen, hält kaum jemand.
    Fritz Batzli junior, ein großgewachsener, kräftiger Mann Anfang vierzig, und seine Frau Erika begrüßen mich freundlich, aber erst mal zurückhaltend. Obwohl ich schon ein paarmal mit ihnen telefoniert und mein Kommen angekündigt habe, scheint ihnen immer noch nicht so ganz klar, was ich eigentlich genau von ihnen will. Irgendwas mit Zeit und Entschleunigung … Doch als ich ihnen erkläre, dass ich mich als gehetzter Städter einfach für das Leben auf dem Land und speziell ihr Leben als Bergbauern interessiere und deswegen gern ein paar Tage mit ihnen verbringen würde, scheinen sie sofort zu verstehen und auch ein bisschen Mitleid mit mir zu haben. Beim Abendessen im Garten lerne ich ihre Kinder kennen, den zweijährigen Nico und Celine, neun Monate. Fritz, erzählt er mir, hat den Hof vor einigen Jahren von seinem Vater übernommen, dem alten Fritz, dem Senior. Der und Fritz juniors Mutter Marianne leben auch auf dem Hof, allerdings in der anderen Hälfte des Hauses, helfen der jungen Bauernfamilie aber noch regelmäßig, wenn den beiden zwischen Kindern und der Bewirtschaftung des Hofs die Zeit knapp wird.
    Schon nach ein paar Sätzen ist mir klar, dass Fritz’ Frau Erika den Ton in der Familie angibt. Im Gegensatz zu ihrem eher wortkarg wirkenden Mann trägt sie ihr Herz auf der Zunge. Erika ist schätzungsweise Ende dreißig, hat braune halblange Haare mit einer blonden Strähne vorn und trägt einen Stecker in der Nase. Sie hat ein sympathisches offenes und natürliches Gesicht. Ihrem hintergründigen Lächeln entnehme ich, dass sie mich nicht so ganz ernst nimmt. Macht nichts.
    Zu einem besseren Zeitpunkt hätte ich gar nicht kommen können, sagen beide unisono. Morgen, in Allerherrgottsfrühe, so ab 4.30 Uhr, sei nämlich Alpauftrieb, einer der schönsten und wichtigsten Tage des Jahres, wenn nicht der wichtigste überhaupt. Gegen 3.30 Uhr soll ich abfahrtsbereit an der Haustür warten, dann könnten sie mich mitnehmen auf die Zwischenalp, wo die Kühe momentan grasen würden. Ich verstehe nicht so ganz. Alpauftrieb, Zwischenalp, 3.30 Uhr. Was? O Gott, denke ich spontan und schiele auf meine Uhr. Es ist schon halb zehn. Das heißt ja um 3.00 Uhr wieder aufstehen. Während ich noch überlege, ob ich das wirklich will, ist bereits alles für mich entschieden worden. Also gut. Morgen, 3.30 Uhr an der Haustür. Bei dem Gedanken daran fröstelt’s mich.
    Um halb vier stehe ich dann tatsächlich an der Haustür der Batzlis. Es ist noch stockdunkel, als sie herauskommen. Kurz darauf fahren wir mit dem Auto über verschlungene Pfade hinauf auf die Zwischenalp auf 1200 Meter Höhe. Hier grasen die siebzehn Kühe und eine Hand voll Ziegen der Batzlis im Frühjahr, bevor es dann heute auf die »richtige« Alp auf 2500 Meter Höhe geht. Bei der Zwischenalp warten schon einige Freunde der Familie im Dunkeln. Sie helfen jedes Jahr beim Auftrieb. »Hoi, hoi – hoi«, höre ich den Junior rufen. Mit einer Taschenlampe bewaffnet und mit lauten Rufen treibt Fritz die Kühe, die schon ein wenig unruhig sind, von der Weide in den Stall der

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