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SPEED - Auf Der Suche Nach Der Verlorenen Zeit

SPEED - Auf Der Suche Nach Der Verlorenen Zeit

Titel: SPEED - Auf Der Suche Nach Der Verlorenen Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Opitz
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Industrie zu schützen. Inzwischen haben sie fast eine Million Hektar zusammen. Verteilt auf zwölf Projekte in Chile und Argentinien. Die Tompkins gehören mittlerweile zu den größten privaten Grundbesitzern der Erde. Manche sagen, sie sind die größten.
    Wir müssen weiter. Tompkins hat noch viel vor mit mir.
    Kurz darauf sitzen wir wieder in der Husky und fliegen entlang der Küste in Richtung Süden. Ich beobachte den 67-Jährigen von hinten. Dieser Mann mit seiner abgewetzten Mütze und dem selbstgestrickten Schafswollpulli soll also einer der größten Landbesitzer der Welt sein? Er sieht eher aus wie ein patagonischer Schafhirte oder zumindest wie Clint Eastwood in der Rolle eines patagonischen Schafhirten.
    Plötzlich und ohne Ankündigung dreht Tompkins die Maschine scharf zur Seite und beginnt laut zu fluchen. Er fliegt eine Kurve und zieht die Husky dann nach unten.
    Â»Schon wieder so eine gottverdammte Lachsfarm. Die kenne ich noch nicht«, entfährt es ihm; und er gibt sich keine Mühe, seine Wut darüber zu verbergen.
    Auf den ersten Blick sind nur ein paar runde Fischkäfige und ein paar metallene Stege dazwischen zu sehen. Halb so schlimm, denke ich insgeheim. Fällt eigentlich kaum auf in dieser fantastischen Landschaft. Übertreibt er da jetzt nicht ein bisschen? Doch Tompkins ist kaum zu beruhigen.
    Â»Damit pflastern sie seit Jahren die ganze Küste zu. Industrielle Massentierhaltung ist das. Beschleunigung in Reinform. Meistens sind es europäische Firmen, die hier das tun, was sie zu Hause nicht dürfen.«
    Und dann macht er eine Rechnung auf, die mich seinen Zorn verstehen lässt. In Chile würde pro Jahr etwa die gleiche Menge Lachs produziert wie in Norwegen, aber die hundertsiebzigfache Menge Antibiotika verfüttert. Dazu kämen Farbstoffe, Fungizide, Hormone. Tompkins ist stinksauer und dreht noch eine Runde über die Lachsfarm, um ein paar Beweisfotos zu schießen.
    Â»Wusstest du, dass eine einzige Lachsfarm so viel Scheiße produziert wie eine Stadt mit 65 000 Einwohnern? Und die ganze Scheiße fließt ins Meer«, schreit Tompkins ins Mikrofon seines Headsets, so laut, dass mir die Ohren im Kopfhörer wehtun. Der Lachs gehöre eigentlich gar nicht hierher. Er sei ein Raubfisch und eingeschleppt worden. Jetzt fresse er die Küsten und Flüsse leer. Auf den ersten Blick sei es für ein ungeübtes Auge nicht gleich zu erkennen. Die Natur sehe hier zwar unberührt aus, würde aber längst auch schon verseucht.
    Dann sagt Tompkins eine halbe Stunde nichts mehr. Er muss wohl erst mal den Schock verdauen, dass das System, vor dem er geflohen ist, vor dem er dieses Land schützen will, das System, das er bekämpft, dieses irrwitzige industrielle Wachstums- und Beschleunigungssystem, seinem Projekt wieder ein Stückchen näher gekommen ist. Er schaut grimmig und schweigt.
    Douglas Tompkins’ Entschleunigungsprogramm beschränkt sich nicht nur auf die Rettung und Entschleunigung riesiger Landstriche und die Gründung von Nationalparks. Ihn interessiert auch, wie der Mensch die Umwelt nutzen kann, ohne sie zu zerstören, ohne auf Wachstum und Beschleunigung zu setzen, also. Auf seinem Land unterhält er zahlreiche kleine Farmen, auf denen seine Leute – Landwirte, Biologen, Schäfer und viele Freiwillige – ausprobieren, wie man Landwirtschaft betreiben kann, die wirklich biologisch nachhaltig ist.
    Nach einer guten halben Stunde, die wir im Zweisitzer durch Wolkenfetzen geschaukelt und durch den Pumalinpark geflogen sind, landen wir auf einer Hochebene, umrahmt von steinernen und schneebedeckten Berggipfeln. Am Rande der Ebene ein Holzhaus, davor ein paar Äcker, von Holzzäunen abgegrenzt. Weiter rechts eine Scheune und ein Stall. Tompkins springt aus dem Flugzeug. Seine Laune scheint sich etwas aufzuhellen, als er auf die Äcker zeigt.
    Â»Das ist unsere langsamste Farm. Wir versuchen hier ganz ohne Maschinen oder Traktoren auszukommen. Wir haben nur Pferde, die ziehen. Wir wollen hier testen, ob und wie es ohne Maschinen geht.«
    Man wolle so wenig wie möglich von außen hier hineinbringen und herausfinden, ob sich die Farm aus sich selbst heraus entwickeln und, wenn ja, wie viele Menschen sie versorgen könne. Vor einigen Jahren habe man hier eine tote Landschaft vorgefunden. Das Land sei zuerst brandgerodet worden, und dann sei dreißig Jahre

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