Speichelfaeden in der Buttermilch
Fernsehsendungen anzusehen und auch alle Netzgeschichten, und wenn er ein bisschen Anstand hat, wird er einsehen, dass das Blumenau-Lebenswerk 1000-mal größer ist als sein eigenes. Und dann ist der Weg frei für die »Romy« für Chefcontroller Blumenau!
12.4.
Der tragische Tod von Harald Juhnke hat eine erneute Alkoholdiskussion bei FM4 ausgelöst. Schließlich teilt die halbe Belegschaft das grausame Laster, das Juhnke ins Grab gebracht hat. Die Senderchefin hat einen Alkoholplan formuliert, an den sich alle halten müssen: Kein Schnaps vor 10 Uhr vormittags und dann und wann ein Gläschen Wasser zwischendurch. Mit dieser harten Anweisung hat keiner hier gerechnet. Viele sind in Tränen ausgebrochen. Hannes Duscher, Rudi Schöllerbacher und Boris Jordan wollten sofort die Entlassungspapiere unterschreiben. Kein Schnaps vor 10 Uhr vormittags. Wie brutal ist das denn, das kann sie doch nicht ernst meinen, die Senderchefin? Will sie uns umbringen?
Tatsächlich hat sich die grundgütige Senderchefin nur einen verspäteten Aprilscherz erlaubt. Sie selbst hat den bösen Witz aufgeklärt, indem sie heute vor versammelter Mannschaft um sieben Uhr früh ein halbes Fläschchen Absinth in zwei Zügen leerte. Mein Gott, was waren wir alle erleichtert! Man kann sich diesen Wahnsinn ja gar nicht ausmalen, wenn sie Ernst gemacht hätte. Was zum Teufel hätten wir zwischen Aufstehen und 10 Uhr denn machen sollen? Hä? Kaffee trinken? Bier? Essen? Dass ich nicht lache. Der stille Schnapskönig Edlinger ist im Zuge des blöden Witzes übrigens in Ohnmacht gefallen. Hoffentlich wacht er bald wieder auf.
19.4.
Habemus papam. Endlich. Mein Gott, die papstlose Zeit war ja geradezu unerträglich für uns herrenlose Schäfchen, stimmt's, Tagebuch? Der neue Papst ist übrigens wie ich ein konservativer Hardliner und noch dazu am gleichen Fluss geboren wie meine Wenigkeit. Bin also vollauf zufrieden mit der Wahl. Als weißer Rauch aufstieg, habe ich auch kurz aus den Augen geblutet. Wenn das kein Zeichen ist, weiß ich auch nicht. Nur »Benedikt XVI .« finde ich schon etwas arg geschraubt. Hätte es nicht »Papst Ratze I.« auch getan? Das ist doch viel menschennäher und auch stammtischtauglich. Trotzdem wünschen wir von FM4 dem neuen Kirchenoberhaupt alles, alles Gute. Muss jetzt schnell Kirchensteuer zahlen gehen, und dann habe ich Orgelstunde, bis morgen, Tagebuch!
Seit fast 500 Jahren der erste deutsche Papst, was bin ich stolz, gebenedeites Tagebuch! Ähnlich wie die Katholiken dieser Welt hat die FM4- Gemeinde gejubelt, als ich vor 500 Jah…, ach Quatsch, vor zehn Jahren zu diesem Radiosender kam. Wir haben die ganze Nacht in der Musikredaktion Kirchenlieder gesungen, und als Wortchef Pieper auch noch zehn Doppler Messwein von der Kantine nach oben gebracht hat, war des Feierns kein Ende mehr. Was da an außerehelichen Schweinereien in der Redaktion abging, kann hier unmöglich niedergeschrieben werden, Tagebuch, und wird am Sonntag selbstverständlich von den lieben Redakteuren weggebeichtet. Und noch was, Tagebuch: Jetzt wird Deutschland auch Fußballweltmeister, ich schwör's. Amen.
20.4.
Nicht zu fassen, Tagebuch, in zehn Tagen sperren die Freibäder auf, und draußen herrschen bitterkalte Tiefkühltruhen-Temperaturen. Chefcontroller Blumenau ist gestern mit selbstgestrickten Fäustlingen in die Redaktion gekommen, mit denen man nur schwer auf der Schreibmaschine schreiben kann. Er hat sein tägliches Journal Herrn Farkas diktiert, der es mit klammen Fingern ins Netz trommelte. Frau Unger hat ihren scharfen Minirock wieder eingemottet und ist wenig sexy mit der Thermohose ihrer Großmutter zum Dienst erschienen. Bei den Krisensitzungen liegen wir alle eng aneinandergekuschelt übereinander, anders ist die Kälte nicht zu ertragen. Ganz oben am Menschenberg sitzt die Senderchefin mit bunter Pudelmütze und gibt Anweisungen. FM4 ist kalt!
Ich hatte das Pech, als einer der ersten zur Krisensitzung zu erscheinen, und lag demzufolge relativ weit unten im Menschenberg. Unter mir war nur noch Fred Schreiber, der gestern betrunken im Sitzungszimmer eingeschlafen war. Ich habe ihn fast erdrückt. Auf mir lag dann Riem Higazi, deren Haarpracht mich in der Nase gekitzelt hat, sodass ich die ganze Sitzung über durchgeniest habe. Oder heißt es genossen? Was weiß ich. Jedenfalls, auf der Riem lag Genosse Grissemann und auf dem Grissemann wiederum der Votava und auf dem die Julia Barnes und … Ja, dann weiß ich's nicht
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