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Speichelfaeden in der Buttermilch

Speichelfaeden in der Buttermilch

Titel: Speichelfaeden in der Buttermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann , Christoph Grissemann
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mehr, weil ich's nicht mehr sehen konnte. Was die Chefin gesagt hat, habe ich auch nicht verstanden, aber das ist das geringste Problem. Ich mache mich jetzt auf ins AKH , wo Herr Schreiber gerade aus dem Quetschungskoma aufwacht. You're not at home, baby, you're at work!
    21.4.
    Liebes Tagebuch, das muss für Gerald Votava sehr schmerzhaft gewesen sein, als ich ihm eben auf den Bart getreten bin. Ich habe mich natürlich sofort entschuldigt, obwohl ich nichts dafür konnte. Sein Bart ist inzwischen länger als der Brautschleier von Lady Di bei ihrer Hochzeit mit Prince »Dumbo« Charles. Seine »Projekt X«-Kollegen Haipl und Knötzl dienen ihm als Scherpen- bzw. Bartträger, auch ein entwürdigender Job. Warum lässt Votava seinen Bart derart wuchern? Ist er Hindu geworden? Ein Hinduhippie? Eher hat er eine eigene Sekte gegründet, denn so lange Bärte kommen in keiner mir bekannten Religion vor. Ich schätze, seine Haarpracht ist 17 Meter lang, sein Gesicht ist vollkommen verhaart, man sieht nichts von ihm, auch die Augen sind hinter meterdicken Haarbüscheln versteckt, deshalb läuft er auch ständig gegen Mauern, Ampeln und Plakatwände. Wenn er auf der Straße läuft, sieht es aus, als hätten alle Wiener Friseure alle geschnittenen Haare eines ganzen Jahres vom Boden aufgeklaubt, zusammengenäht und zu PR -Zwecken auf Reisen geschickt.
    Liebes Tagebuch, in Gerald Votavas Bart leben Vögel und Insekten und kleine Nagetiere. Ein Biotop für Flora und Fauna. Strohblumen und Pusteblumen neben Regenwürmern und Silberfischen. In seinem Bart gibt es eine größere Artenvielfalt als in der Hainburger Au, kein Wunder, dass er stolz ist und wie ein Pfau durchs Funkhaus geht. Nur beim Moderieren machen die vielen Tiere Probleme. Das Krabbeln, Summen und Rascheln in seinem Bart macht es fast unmöglich, Geralds Moderationen zu verstehen. Viel zu viele Nebengeräusche. Deshalb hat Senderchefin Eigensperger ihn jetzt vor die Wahl gestellt: Bart oder FM4 . Votava hat sich natürlich für den Bart entschieden. Eine Kopf- und Bauchentscheidung. Haipl und Knötzl hoben seine Bartpracht vom Boden auf, und wie Lady Di bei ihrer Hochzeit stolzierte Hairy Gerald Votava aus der Redaktion. Mach's gut, Bart Votava.
    22.4.
    Liebes Tagebuch, Albert Einstein hat keine Socken getragen, weder im Sommer noch im Winter. Das ist das Ergebnis einer FM4- Sitzung zum Thema »Was wissen wir über die Relativitätstheorie?«. FM4- Chefin Eigensperger hat getobt, ich finde das Ergebnis eigentlich gar nicht so schlecht. Zu vielen anderen Themen wissen wir überhaupt nichts. Und sind wir uns ehrlich, als Mitarbeiter eines Alternativsenders muss ich auch nicht wissen, was »e=mc zum Quadrat« bedeutet. Da muss ich wissen, dass DJ nicht Datteljoghurt heißt und MC Master of Ceremony. Was aber Master of Ceremony zum Quadrat sein soll, ich bitte dich, Tagebuch. Also gut. »E=mc zum Quadrat« heißt: Ecstasy ist ein MC mal ein MC . Alles klar? Gut, setzen. Nicht genügend, aber gut drauf. Zunge raus und weiter geht's.
    Liebes Tagebuch, als Einstein in der Schweiz beim Patentamt gearbeitet hat, hat er nebenbei die Relativitätstheorie entwickelt. Dann hat er von Max Planck einen Brief bekommen mit dem Angebot, in Berlin zu arbeiten und Max Planck schrieb: »Herr Einstein, auf der ganzen Welt gibt es nur zwölf Menschen, die Ihre Theorie verstehen, acht davon arbeiten hier in Berlin, wollen Sie nicht kommen?« Nun, Tagebuch, seit damals sind nicht viele Menschen dazugekommen, die diese Theorie verstehen, aber fast jeder kennt den Begriff. Relativitätstheorie. Und Einstein selbst hat sich schon damals darüber amüsiert, dass ihm Kellner oder Klempner oder Thomas Mann seine Theorie erklären wollen. Das Wissen über Einstein ist und bleibt relativ, und zu glauben, dass man irgendwas versteht, ist sehr theoretisch. Was aber mit Sicherheit stimmt und nicht nur relativ ist, ist die Sache mit den Socken. Darum bin ich, anders als die Chefin, auch sehr angetan von dem Ergebnis der zweitägigen FM4- Einsteinjahr-Sitzung.
    23.4.
    Liebes Tagebuch, warum haben Ärzte so eine Sauklaue und warum können Apotheker sie lesen? Warum wird man vom Nichtstun müde? Warum sind Oneway-Flüge teurer als Hin-und-zurück-Flüge? Hilft schnelleres Gehen bei Regen? Schwitzt man beim Schwimmen? Warum wacht man wieder auf? Fragen, an deren Beantwortung ich bis zur Verzweiflung arbeite. Alles Fragen von Postern auf der Wissenschaftsseite von derstandard.at und der Grund dafür,

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