Speichelfaeden in der Buttermilch
üben, wo immer er isst.
26.4.
Liebes Tagebuch, Stermann hat mit Hanteln trainiert und kann seine Arme nicht mehr ausstrecken, sein Muskelkater ist so schlimm, dass er vor Schmerzen durchschreit. Er hat mit einer Fünf-Kilo-Hantel gearbeitet, für seinen untrainierten Körper offenbar zu viel. Er war vor neun Tagen in einem Fitnesscenter und stöhnt noch immer. Er schwitzt auch noch immer, obwohl er inzwischen mehrmals duschen war. Ja, er hat sich total übernommen. Mir hat er gebeichtet, dass er eigentlich schon völlig fertig war, als er vom Taxi bis ins Fitnesscenter ging, ohne Pause zu machen. Mehr als zehn Meter. Und dass er mit den Hanteln »gearbeitet« hat, ist vielleicht auch etwas übertrieben formuliert. Er hat sie ja nicht heben können, sondern einfach nur umklammert und auf dem Boden hin- und hergerollt.
Liebes Tagebuch, ich habe mich überschätzt und zu viel auf einmal gewollt. Als ich nach zehn Minuten Training erst den Körper von Markus Rogan hatte, war ich unzufrieden. Ich wollte mehr. Einen wirklich geilen Body. Und als meine Bänder im Bizeps rissen und dann mein Trizeps brach und meine Achillessehne aus der Verankerung schnalzte, habe ich trotzdem weitertrainiert. Erst als mein Ellbogen knackte, habe ich aufgehört. Na ja. Ich kann mich jetzt nur noch kriechend unter großen Schmerzen fortbewegen. Aber habe einen guten Körper. Sogar meine Ohren sind muskulös, Waschbrettohren und Waschbrettzahnfleisch. Und mitten im Gesicht eine Waschbrettnase. Eigentlich bin ich ganz zufrieden. Der Sommer und die Badehosensaison können kommen.
27.4.
Liebes Tagebuch, Mathias Zsutty und drei Kolleginnen machen zurzeit die Woman -Diät. Eine Art Hungerstreik ohne politisches Anliegen. Am ersten Tag isst man ein Butterbrot mit Petersilie. Am zweiten Tag ein Brot ohne Butter mit Petersilie. Und am dritten Tag nur noch Petersilie, ab dann nichts mehr. Der liebe Mathias hat vor 14 Tagen mit der Diät angefangen und sieht inzwischen sehr geschwächt aus, ohne allerdings abgenommen zu haben. Das hat man ja gern bei solchen Diäten, dass man erst nichts abnimmt, aber mit Beendigung der Diät unglaublich viel Gewicht zulegt. Stermann versucht zurzeit die Gewürzdiät. Montags isst er nur Pfeffer, dienstags ausschließlich Salz, mittwochs Majoran, donnerstags Dillkraut, freitags Fenchel, samstags wieder Salz und sonntags ein Sesamkörnchen. Da man bei der Gewürzdiät nichts trinken darf, sind vor allem die beiden Salztage sehr hart. Stermanns Diät ist auf neun Jahre angelegt, mal sehen, ob er es so lange schafft, nichts zu trinken.
Liebes Tagebuch, natürlich braucht man eiserne Disziplin für eine Diät. Stuart Freeman ist uns allen ein leuchtendes Vorbild. Er kaut seit 1983 an der Rinde von einem Toastbrot. Ihm hatte ein Arzt in England gesagt, dass man jeden Bissen mindestens 25-Milliarden-mal kauen soll. Elisabeth Scharang ist auch radikal. Sie isst ausschließlich die Reste der Salatblätter, die ihr Zwergkaninchen übriglässt. Mirjam Unger ernährt sich nur von Regentropfen, verlässt aber nie das Haus, um noch mehr abzunehmen. Wahnsinn, wie es bei FM4 abgeht. Wir haben als Redaktion allein in der vergangenen Woche durch die verschiedenen Diäten über 970 Kilo abgenommen. Wenn das so weitergeht, ist FM4 noch vor dem Sommer weg.
28.4.
Liebes Tagebuch, Christian Clerici sagt, sein bestes Stück ist sein Gehirn und sein Penis. Wow. Klug und geil, Eigenschaften, die in der FM4- Redaktion nicht mal einzeln vorkommen. Darum moderiert er auch Gassenhauer wie »Wahre Freunde«, während unsereiner seit Monaten in aller Herrgottsfrühe ins Funkhaus kommen muss, um unser tägliches Tagebuch vorzulesen. Ja, die FM4- Tagebücher werden immer live vorgelesen. Weil bei FM4 niemand weiß, wie man aufnimmt, müssen wir alles live machen. Ich bin wirklich erschöpft. Stermann und ich sind ja zurzeit eigentlich auf »Harte Hasen«-Tour. Trotzdem müssen wir jeden Morgen in der »Morning Show« erscheinen, egal ob wir am Vorabend in Klagenfurt, Bregenz, Zürich oder Hamburg waren. Während ich das hier lese, blicke ich Mathias Zsutty als Chef vom Dienst streng an. Wollt ihr uns umbringen? Ich habe in den letzten zwei Wochen höchstens sechs Stunden geschlafen, weil wir ständig zwischen deutschsprachigen Bühnen und dem Funkhaus pendeln mit Stermanns altem Moped, das knattert und aus dem Auspuff brennt.
Liebes Tagebuch, wir sind jetzt seit Tourbeginn mit meinem Moped über zwei Millionen Kilometer gefahren. Inzwischen
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