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Speichelfaeden in der Buttermilch

Speichelfaeden in der Buttermilch

Titel: Speichelfaeden in der Buttermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann , Christoph Grissemann
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Kniescheibe hämmerte, dann eine Pistole lud und sie sich in den Mund steckte. Gott sei Dank siegte seine Fresssucht: Er fraß die Pistole. Da lag der Rheinländer also pistolensatt und mit einem Pflock durchs Knie in seinem Schmelzzimmer. Neben ihm ein kleines weißes Zwergkaninchen. »Na dann«, grummelte Stermann, packte das Tier und begann es zu schmelzen. Das also war die Ausgangsposition an Stermanns 60. Geburtstag.
    Filip de Wulf
    Er hatte nur noch Augen für diese Frau, sagte sich der Glasaugenmacher Filip de Wulf, als er erkannte, dass in seiner Verkaufsvitrine nur mehr zwei Glasaugen waren. Mit »diese Frau« war Katarina Habsudova gemeint, eine blinde Melkerin, die jetzt vor ihm im Geschäft stand und nach Milch roch. Filip de Wulf wusste, dass mit dem Verkauf der beiden letzten Glasaugen ein neues Leben für ihn beginnen würde. Er schlug sich einige Jahre als Glasohren- und Glasnasenverkäufer durch. Es funktionierte nicht. Es gab einfach keinen Bedarf an Glasohren und Glasnasen. Er zog sich dann ganz zurück. Bei seiner Beerdigung spielten drei, vier Glasbläser eine traurige Melodei. Ihm selbst war zu diesem Zeitpunkt alles scheißegal.
    Verhärmte alte Frauen
    Da sitzen sie zur Weihnachtszeit in ihren Stuben. Tycoone. Models. Weltrekordler. Menschen wie du und ich. Der eine sagt zum anderen, der andere nicht zum einen. Und schließlich nicken alle ein. Und nebenan ein Kind, ganz groß und alt und weise. Macht sich auf die Reise, ins Innere zu sich nachhause. Auf einmal kippt die Geschichte und erzählt von einer Genossenschaftswohnung, in der sich zwei verhärmte alte Frauen mit einem kleinen Stück Holz vergnügen. Eine Erinnerung an bessere Tage. Hicke und Nudel kannten sich seit Tagen, und von Anfang an litten sie unter ihren lächerlichen Vornamen. Deshalb riefen sich Hicke und Nudel ausschließlich Johanna und Nudel. Also Hicke wurde Nudel genannt und Nudel Johanna. Alles klar? Dann weiter. Sie arbeiteten beide bei der Frauen-Zeitung Matterhorn als Setzerinnen. Als Setzerin bestand die Aufgabe darin, neuen Redaktionsmitgliedern ihren Sitz zu zeigen. Das Matterhorn war ein niveauloses Blatt mit klassischen Frauenthemen, wie Frauen, Schießen und Bier. Die beiden waren schon über 60 und liebten Tolstoi, einen Kellner aus ihrer Stammkneipe »Zum heiteren Dackel«. Hier trafen sich jeden Mittwoch Tierärzte und Tiere. Hicke und Nudel gehörten eigentlich nicht dazu, waren sie doch weder Arzt noch Tier, sondern einfach nur zwei verhärmte alte Frauen. Die Tische im »Zum heiteren Dackel« waren aus massiver Eiche gezimmert. Am Stammtisch saßen jeden Mittwoch Vögel, Hirsche, Kraken, Krabben und Veterinärmediziner. Wie gern hätten Hicke und Nudel auch mal am Stammtisch Platz genommen, doch vor allem die Krabben verspotteten die alten Frauen, als sie einmal allen Mut zusammen nahmen und an den Tisch traten und nach Freundschaft gierten. Ein betrunkener Vogel beleidigte sie, und die anderen Tiere und Ärzte brachen in Gelächter aus. Arme Hicke. Arme Nudel. Aus tiefster Verehrung vor dem Stammtisch nutzten Hicke und Nudel letzten Mittwoch kurz vor Sperrstunde die betrunkene Stimmung am Stammtisch für ein gewagtes Manöver. Auf allen Vieren krochen die alten Frauen unter den Tisch und bissen ein Stück Holz heraus. Dieses Stück Holz gibt ihnen seither das Gefühl, Teil der oberen 10.000 zu sein. Ein Arzt oder ein hohes Tier. Hicke und Nudel, wir erheben unser Glas und stoßen auf auf euch.
    Der Darm
    Der Darm ist der Bauknecht in der Küche Mensch. Wie muss man sich den Darm vorstellen? Der Darm arbeitet in der gleichen Branche wie D. Copperfield. Der Darm ist ein Zauberer. Er kann Essen in Scheiße verwandeln. Manche sind so berühmt, dass sie den internationalen Darmdurchbruch schaffen. Die Kinder finden Därme super. Erfolgreiche Kinderfernsehsendungen wie »Am Darm Des« belegen das. Auch für Tennisschlägerinnen ist der Darm wichtig. Um den Schläger zu bespannen, ziehen die Spielerinnen den Darm aus ihrem Körper raus und wickeln ihn um das Racket herum. Darum können sie während des Spiels nichts essen. Es gibt einen berühmten Satz, der den Darm am besten erklärt:
    Schnappt der Fisch den Wurm vom Köder
    ist am Köder ebendort, der Wurm
    der vorher da war – fort.
    Das ist der sogenannte Wurmfortsatz. Alle Menschen bis auf Stevie Wonder haben keinen Blinddarm mehr. Wenn man seiner Liebsten einen Strauß Blumen schenken möchte, aber alle Blumenläden zu sind, kann man sich in der

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