Speichelfaeden in der Buttermilch
zurück an die Schreibtische.
2.6.
Habe gerade Unerhörtes herausgefunden, liebes Tagebuch. Die Leute aus der Promotion-Abteilung planen jetzt schon, für das Jahr 2027 eine » FM4- Dirk-Stermann-Gedächtnis-Nacht« in der Wiener »Arena« zu organisieren. Der Deutsche Stermann hat bei FM4 die geringste Lebenserwartung aufgrund von Dauerrauchen und Bewegungsmangel. Das klingt zwar geschmacklos, aber das Veranstaltergeschäft ist brutal. Noch versuchen alle hier, das vor Herrn Stermann zu verschweigen, liebes Tagebuch …
Heute hat mich Senderchefin Eigensperger nach meinen Blutwerten gefragt und mir ständig Gauloises filterlos angeboten; dann hat sie meinen Puls gefühlt und mich auf einen Krug Absinth eingeladen. Was ist denn los hier? Kollegen machen mit gesenktem Kopf das Kreuzzeichen, wenn sie mich am Gang treffen, selbst Chefcontroller Blumenau, nicht gerade für seine Menschlichkeit bekannt, hat mir, als ich am Schreibtisch Witze für meine Sendung schrieb, die Hand gehalten und ein »Vater unser« gebetet. Die spinnen alle hier bei FM4 . Na ja, was soll's? Sollen die doch Trübsal blasen, ich gehe heut ins »Flex« und sauf und tanz mir die Seele aus dem Leib!
3.6.
George Bush war zu Besuch beim Papst, liebes Tagebuch. Ich hab's live auf NTV gesehen. Bush, zu dumm, um aus dem Bus zu winken, schüttelte, bevor er mit dem Papst zusammentraf, etwa 800 Menschen die Hand. Ich bin mir sicher, er dachte jedes Mal: »Das isser jetzt, der Papst, oder?« Der Papst selbst lag dann mehr in seinem Sessel, als drauf zu sitzen. Was mich wieder sehr an die Körperhaltung der FM4- Redakteure während der Arbeit erinnerte. Dieses wie ein nasser Sack im Bürostuhl hängen, dieses mit halboffenen Augen und sabberndem Mund die langweiligen E-Mails durchgehen. Dieses kraftlose Hinken ins Studio. Ja, ja, der liebe Pope hat mehr mit FM4 zu tun, als er ahnt. Bush wiederum hat mich ausschließlich an Herrn Stermann erinnert – was die grundaffigen Gesichtszüge betrifft.
Eine Sauerei, mich mit Bush zu vergleichen, liebes Tagebuch! Grissemann hat erneut verbal den Bogen so was von überspannt! Seine Ausraster sind nicht mehr zu ertragen. Hätte er etwas Mumm in den Knochen, er würde sofort zurücktreten. Dass er zusammen mit dem nach Grissemann zweitschlechtesten Komiker Ingo Appelt seit Jahren für die geschmacklosesten Verbalentgleisungen in diesem Land sorgt, sollte von Senderchefin Eigensperger endlich mit Konsequenzen – sprich, Mikrofonverbot – bedacht werden. Werde eine diesbezügliche Petition vorbereiten, mein liebes, kleines Tagebuch!
4.6.
FM4 wird am Donauinselfest auch eine kleine Bühne betreiben, liebes Tagebuch. Dieser vorlaute Sender muss auch überall dabeisein, was? Die einzigen Events, bei denen FM4 seine Finger nicht im Spiel hat, sind zurzeit die Apothekermesse in Aschaffenburg und die Ö3 -Beachmania-Parties; sonst sind wir überall dabei. Soll ich was Peinliches verraten, geneigtes Tagebuch? Auf einer Gumpoldskirchner EU -Wahlkampfparty von Ursula Stenzel hat ein DJ -Team namens »Les misérables« aufgelegt. Dahinter verstecken sich keine anderen als der geizige Sonderling Thomas Edlinger und der falsche Freund Fred Schreiber … Jetzt bist du baff, Tagebuch, stimmt's?
Ja ja, das DJ -Team »Les misérables« hat tatsächlich seltsame Auflege-Auftritte wahrgenommen. Meine Recherchen haben ergeben, dass Schreiber und Edlinger auch bei der Wahlkampfparty von Hans Peter Martin aufgelegt haben. Die Resetarits Karin hat die ganze Zeit auch am DJ -Pult gestanden und die Platten in die Hüllen zurückstecken dürfen. Hans Peter Martin hat den beiden übrigens die Gage schwarz ins Höschen gesteckt. Und auch noch einen – wenn du mich fragst, liebes Tagebuch, sehr umstrittenen – Spesenersatz von 2400 Euro pro Nase dazugelegt.
5.6.
Liebes Tagebuch, dass bei FM4 zurzeit alle über die Fußballeuropameisterschaft sprechen, ist ja nichts Ungewöhnliches – das ist in herkömmlichen Büros ja nicht anders –, aber dass der Fußballbesessenste von allen, Andreas Ulrich nämlich, seit Beginn der EM abwechselnd in portugiesischer Nationaltracht oder als Fado-Sängerin verkleidet hier am Arbeitsplatz erscheint, das scheint doch zu weit zu gehen. Neben seinen Schreibtisch hat sich Ulrich einen Griller gestellt, auf dem er zu Mittag portugiesischen Stockfisch zubereitet. Die Portugal-Huldigung geht so weit, dass Ulrich im Büro nur noch Portugiesisch spricht und sich eine vier Meter hohe Christusstatue
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