Spektrum
Eindruck auf Eff-Eff machte, bevor er schließlich zur Science Fiction überwechselte.
Darauf reagierte der Dio-Dao mit einem leichten Nervenzusammenbruch. Während er das Konzept schöngeistiger Literatur und von Fiktion gleichmütig akzeptierte, wollte er einfach nicht verstehen, was fiktive Zukunft sein sollte. Geschichten ließen sich nach seinem Dafürhalten einzig über die Vergangenheit schreiben. Die Zukunft als Experimentierfeld der Phantasie vermochte er sich schlicht nicht vorzustellen. Indem Martin höchst behutsam von der »Science Fiction der nahen Zielstellung« ausging und als – freilich nicht ganz authentisches – Beispiel die Erfindung eines mit Atomenergie betriebenen Hammers anführte, konnte er ihm den Sinn irdischer SF nahebringen.
»Aber diese Geschichten gehen doch zumeist gar nicht in Erfüllung!«, ereiferte sich Eff-Eff. »Oder hat etwa jemand auf der Erde die Ankunft der Schließer vorausgesehen?«
Martin zuckte nur mit den Achseln.
»Worin besteht dann der Wert dieser Literatur? Das ist doch pure Zeitverschwendung!«
Einzugestehen, dass die Menschen bisweilen nicht wussten, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollten, und ihr Leben Spielen, Büchern, Filmen und gänzlich sinnfreien Hobbys widmeten, brachte Martin einfach nicht über sich.
»Das ist es nicht, denn es erweitert die Grenzen der Vorstellungskraft«, widersprach er. »Wenn ein Mensch verschiedene Varianten liest, wie die Zukunft aussehen könnte, erkennt er Vor– und Nachteile und kann folglich etwas unternehmen, um sie zu verwirklichen oder zu vermeiden.«
Eff-Eff versank tief in Grübeleien.
»Darüber hinaus erleichtert die fiktive Zukunft es dem Menschen, sich tiefer und klarer mit den Problemen der Gegenwart zu befassen. Ganz wie es bei normalen literarischen Werken der Fall ist«, redete Martin weiter auf den Dio-Dao ein.
»Darüber muss ich erst nachdenken«, erklärte Eff-Eff. »Da ist was Wahres dran. Ich glaube, ihr liebt diese Bücher, weil ihr hofft, wenigstens ein wenig noch von dieser fiktiven Zukunft zu erleben. Für uns ist das schwieriger. Wir wissen, wann wir sterben. Wir leben nicht lange … relativ gesehen, natürlich … aber dennoch …«
Verstummend legte er seinen Roman beiseite.
Und Martin beschloss, nun doch ein wenig zu schlummern.
Als Martin am Abend aufwachte – überraschend frisch und munter –, fuhr der Zug über ein Meer. Den Himmel verhüllte ein rabenschwarzer Schleier, in der Ferne zuckten Blitze, direkt unter dem Waggon schäumten die Wellen.
»In der Tat, wozu braucht man auf dem Meer Schienen?«, sagte Martin, während er zum Fenster hinausschaute.
»Die normalen Züge nehmen die Strecke am Ufer, aber der Antigravitationsexpress kürzt den Weg ab«, erklärte Den-Der-Freund-Fand. »Ich muss dir dringend etwas erzählen, Martin! Ich habe beschlossen, Schriftsteller zu werden!«
»Wirklich?«, begeisterte sich Martin. »Das ist ein ausgesprochen seriöser Beruf, das steht für mich außer Frage.«
»Unbedingt seriös«, stimmte der Dio-Dao zu. »Ich werde ein wenig bei der Polizei arbeiten, um mein Wissen und das Wissen meiner Vorfahren einem meiner Söhne weiterzugeben. Aber ich werde zwei oder drei Kinder zur Welt bringen. Und eines von ihnen wird ein Science-Fiction-Schriftsteller werden. Er wird meinem Volk alles über die Zukunft beibringen, die eines Tages auf uns zukommt.«
Neugierig betrachtete Martin den euphorischen Dio-Dao. Erstaunlich. Es war ihm, Martin Dugin, geglückt, einer fremden Rasse einen neuen Beruf zu bescheren!
»Mir ist schon klar, wovon mein Roman handeln soll«, fuhr Den-Der-Freund-Fand fort. »In zehn Jahren …« Er legte eine feierliche Pause ein. »… wird eine große Entdeckung es den Dio-Daos gestatten, Jahrzehnte zu leben und sich dabei jedes halbe Jahr fortzupflanzen! Anfangs werden alle diese Entdeckung überschwänglich annehmen. Doch schon bald wird der Planet unter einer katastrophalen Lebensmittelknappheit leiden. Hunger und Kannibalismus kehren zurück. Die Regierung muss die geniale Erfindung auf bestimmte Dio-Daos einschränken, weshalb nur noch wenige das Recht auf ein langes Leben erhalten. Um die Lizenzen zur Langlebigkeit entspinnen sich schreckliche Intrigen und Verbrechen. Der Protagonist ist ein junger Dio-Dao mit dem Namen Traumbeflügelter. Jetzt pass auf …«
Eff-Eff nahm vom Nachbarsitz ein dickes Heft in einem dunkelblauen Umschlag. Er schlug es auf der ersten Seite auf. Verwundert gewahrte Martin, dass
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