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Spektrum

Spektrum

Titel: Spektrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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die Aranker?«
    »Anders, aber wir können es«, antwortete der Dio-Dao würdevoll. »Beeilen wir uns, Freunde.«
    Dem Zugbegleiter an der Tür des letzten Waggons hielt Eff-Eff irgendwelche Papiere hin, während Martin und Kadrach ihre temporären Ausweise vorzeigten. Die Formalitäten beschränkten sich auf ein stupendes Minimum, präziser ausgedrückt auf fünf, sechs Fragen, die vornehmlich kulinarische Präferenzen und die Belastbarkeit bei Beschleunigung betrafen. Danach bekamen der Mensch und der Geddar jeweils einen Fragebogen ausgehändigt, den sie unterwegs ausfüllen durften. Dieser gab sich recht bescheiden, umfasste lediglich acht Seiten.
    Anschließend durften sie in den Waggon einsteigen.
    Die Dio-Daos legten in Zügen offenkundig keine langen Strecken zurück. Es gab nichts, das an Abteile erinnerte – von Schlafplätzen ganz zu schweigen. Ein breiter Gang zog sich mitten durch den Waggon, an ihm reihten sich einander zugekehrte Sitzplätze entlang, die sich für Humanoide als nicht allzu bequem herausstellten. Die Wände des Waggons schienen aus trübem, rauchigem Plastik zu bestehen, in das unsystematisch einige Fenster eingelassen waren. Den Boden bedeckte ein flauschiger Belag. Alles war in sanften Beigetönen gehalten, selbst die Lichtkörper umschlossen Kugeln aus fahlbraunem Glas.
    »Hiermit werden wir reisen«, erklärte Eff-Eff. »Fühlt euch ganz wie zuhause, Freunde!«
    Fassungslos sah Martin sich um. Sie waren die einzigen Passagiere im Waggon.
    »Dieser Waggon wurde für uns angehängt«, erklärte der Dio-Dao verlegen. »Verzeiht meinem Volk, es ist Fremdlingen gegenüber freundlich, tritt jedoch nicht rasch mit ihnen in Kontakt. Sollte es in den anderen Waggons nicht genug Plätze geben, setzt sich vielleicht jemand zu uns …«
    »Wie viel hat dich das gekostet?«, fragte Martin unumwunden.
    »Viel«, gestand der Dio-Dao mit abgewandtem Blick. »Aber mach dir keine Sorgen. Das ist meine Pflicht. Zudem verspricht das Abenteuer interessant zu werden.«
    »Wir hatten wirklich Glück, dass Herbstgeborener dein Freund war«, meinte Kadrach. »Vielen Dank, kleiner Dio-Dao.«
    Das Känguru neigte den Kopf.
    »Fahren wir bald ab?«, wollte Martin wissen.
    Der Geddar tippte ihm sanft auf die Schulter. »Du machst wohl Witze, Freund. Sieh doch!«
    Und Martin sah hin.
    Obwohl die Bewegung in keiner Weise zu spüren war, glitt der Waggon schon über den Schienen hängend dahin, gewann immer mehr an Schnelligkeit. Dreihundert Stundenkilometer, möglicherweise sogar mehr.
    »Den-Der … Eff-Eff, warum fliegt dieser Zug über den Schienen?«, fragte Martin. »Schließlich berührt er sie nicht einmal.«
    »Das ist ganz einfach«, erklärte der Dio-Dao. »Das ist der Sicherheit geschuldet, um nicht gegen Bäume zu fahren, die Unebenheiten in der Landschaft zu respektieren, große Tiere oder unvorsichtige Bürger nicht zu gefährden.«
    »Aber wäre es dann nicht einfacher, noch weiter oben zu fliegen, zehn oder fünfzehn Meter über der Erde?«
    »Wir fliegen nicht sehr gern«, bekannte Eff-Eff.
    »Aber ihr fliegt in den Kosmos«, ließ Martin nicht locker.
    »Das ist doch etwas anderes«, verwunderte sich der Dio-Dao. »Etwas ganz anderes.«
    »Auf ihrem Planeten gibt es keine Vögel und Fluginsekten, mein Freund«, mischte sich Kadrach ein. »Die Rasse der Dio-Daos leidet an Höhenangst.«
    »Weißt du was, Kadrach«, bemerkte Martin, »ich glaube fast, du bist über die Dio-Daos nicht schlechter im Bilde als ich. Aber deine Kenntnisse sind einseitig. Sie beschränken sich auf negative Aspekte.«
    »Ich hoffe, das beleidigt unseren kleinen Begleiter nicht«, lachte Kadrach, »aber es ist wahr. Als die Schließer auf unseren Planeten gekommen sind und die Geddarn das Universum zu erkunden begannen, haben wir lange nach jemandem gesucht, an dem wir uns ein Beispiel nehmen können. Wir machten keinen Unterschied zwischen Humanoiden und den bizarrsten Formen des Lebens. Am Ende waren uns die Menschen und die Aranker am sympathischsten. Über andere Rassen weiß ich hauptsächlich, was einer Kooperation und Freundschaft entgegensteht.«
    »Ich bin nicht beleidigt«, versicherte der Dio-Dao. »Auch unser Volk hat die Menschen – geschweige denn die Geddarn – nicht gerade ins Herz geschlossen. Dennoch wissen wir Ausnahmen zu machen. Essen wir etwas, ja, Freunde? Vor uns liegt ein langer Weg.«
     
    Der Zug raste nach Norden. Sie befanden sich auf der südlichen Halbkugel des Planeten, und mit jeder

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