Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spektrum

Spektrum

Titel: Spektrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:
Überlegungen intelligenter Amöben nicht ernst nehmen darf … All das war sehr … sehr vernünftig. Wenn einige Zeilen weiter oben nicht die Auffassung der Bessarianer dargelegt worden wäre, dass kein intelligentes Wesen die nächste Stufe der Entwicklung erreichen will und alle möglichen Argumente dagegen sucht … Und genau diese Argumente hat mein Vater vorgebracht! Das hat mich so wütend gemacht …«
    Martin rief sich Ernesto Poluschkin in Erinnerung, der geahnt hatte, dass er ein Analgetikum mitnehmen müsse, wenn er in aller Herrgottsfrühe einen Privatdetektiv aufsuchte. »Irotschka«, sagte er kopfschüttelnd, »dein Vater ist weder dumm noch blind. Er weiß ganz genau, was er tut.«
    »Aber weshalb hat er dann …«, empörte sich Irina.
    »Die Entscheidung, sich nicht einzumischen, war doch längst getroffen«, fiel ihr Martin ins Wort. »Ein erfahrener Experte weiß genau, welche Informationen sein Auftraggeber hören will und akzeptieren kann und welche er ablehnt. Und alles, was er tun kann, ist, das eigene Urteil zu unterhöhlen. Es so zu verfassen, dass die Haltlosigkeit der Argumente klar zu erkennen ist, sobald ein Mensch ohne Scheuklappen daraufschaut.«
    Eine Zeit lang hüllte sich Irina in Schweigen. »Ob ich den Bericht zufällig gesehen habe?«, fragte sie.
    »Das müsstest du besser wissen«, erwiderte Martin.
    »Der Ausdruck lag bei meinem Vater im Arbeitszimmer«, erklärte Irina. »Vielleicht … nein. Das glaube ich nicht.«
    Trotzdem hallten in ihrer Stimme Zweifel nach.
    »Weißt du, was ich glaube?«, tastete Martin sich langsam vor. »Eine Reihe von Leuten, die sich beruflich mit all diesen Fragen beschäftigen, ist mit der offiziellen Politik nicht einverstanden … die wir hier als Politik der Nichteinmischung bezeichnen wollen.«
    »Als Vogel-Strauß-Politik«, korrigierte Irina ihn finster.
    »Offenbar gehört auch dein Vater zu ihnen und der für mich zuständige Mann vom Föderativen Sicherheitsdienst«, spekulierte Martin weiter. »Und noch jemand … doch das spielt jetzt keine Rolle. Es dürfte kaum ihre Absicht gewesen sein, dich loszuschicken, damit du all die Geheimnisse des Universums lüftest. Und zwar nicht, weil du nicht dazu in der Lage wärst, das ganz gewiss nicht«, stellte Martin unverzüglich klar. »Aber das ist eine gefährliche Angelegenheit, und ich kann mir nicht vorstellen, dass dein Vater sich darauf eingelassen hätte. Eher hätte wohl jemand von der Auslandsaufklärung zu diesem Schritt provoziert werden sollen … Doch als du die Dokumente gelesen hattest und durch das Große Tor gestürmt warst, haben sie beschlossen, davon zu profitieren. Deshalb haben sie mich angeheuert.«
    »Bist du denn so bekannt und ausgebufft?«, fragte Irina ironisch.
    »Hm, ich gelte schon als ausgewiesener Spezialist …«, gestand Martin zögernd. »Teufel auch! Ich weiß es nicht. Ich bin nicht so gut, dass die Staatssicherheit auf mich setzen würde!«
    »Und wenn außer dir noch andere Detektive und Spione ausgeschickt wurden?«
    »Dann wäre mir mindestens einer von ihnen über den Weg gelaufen«, erklärte Martin. »Und der russische Geheimdienst dürfte ja wohl kaum den Geddar angeworben haben! Ich weiß nicht, Irinka. Das passt alles irgendwie nicht zusammen.«
    »Es gefällt mir, wenn du mich so nennst«, wechselte Irina sogleich das Thema.
    »Und noch was«, warf Martin schnell ein. »In meinem letzten Gespräch mit Juri Sergejewitsch hat er die älteste Station der Schließer erwähnt, die vor sechsundachtzig Jahren errichtet worden ist. Er hat nicht präzisiert, auf welchem Planeten, aber … Das ist doch kein Zufall. Hat er mich absichtlich hier hergeschickt? Und außerdem: Obwohl Juri Sergejewitsch mich verbal aufgefordert hat, die Finger von der Sache zu lassen und die Suche nach dir aufzugeben, glaube ich, dass er mich im Grunde genau dazu gedrängt hat … Ira, nach welchem Prinzip hast du die Planeten ausgewählt, zu denen du aufgebrochen bist?«
    »Der Liste der Planeten hatte mein Vater eine Einschätzung der allgemeinen Situation hinzugefügt«, teilte Irina ihm mit. »Auf sieben Planeten ist er näher eingegangen …«
    »Auf sieben?«, wunderte sich Martin.
    »Ja. Und immer waren seine Argumente … irgendwie schwach. Dumm. Zum Beispiel hat er über Bibliothek geschrieben, es handle sich bei dem Planeten um ein Kunstwerk, eine Art Steingarten, aber keinesfalls um einen Informationsspeicher. Diese Theorie ist schon vor langer Zeit ad absurdum

Weitere Kostenlose Bücher